Der Energie-Erlebnispfad in Wüstenrot ist fertig
Für den virtuellen und visuellen Rundgang zu Technologien und Systemen wurde eine App entwickelt. An Energiebank kann man Handy oder E-Bike aufladen. Schüler haben digitale Lehrbuchseiten gefertigt.

Hinter die Fassade blicken in buchstäblichem Sinne oder unter die Erde, das können jetzt Interessierte in Sachen Klimaschutz: der Energie-Erlebnispfad der Gemeinde Wüstenrot macht es möglich. Am kommenden Freitag wird der Startschuss in der Burgfriedenhalle gegeben. Virtuell und visuell können die Technologien und Systeme, die die Energiewende in der Vorzeige-Kommune eingeläutet haben, erkundet werden. Ganz einfach, mit einer App, von zu Hause aus am Wohnzimmertisch, im Unterricht in der Schule oder vor Ort. Bei Letzterem ist der Erlebnisfaktor am Größten.
QR-Code öffnet die App und Infos
So geht es: Der Energiebeauftragte der Gemeinde, Thomas Löffelhardt, der vor vier Jahren zu den Ideengebern im Energieteam aus Bauamts-Mitarbeitern und Netzwerkpartnern gehörte, macht es vor. Mit Handy oder Tablet den QR-Code an den vier Übersichtsplänen - am Rathaus, der Burgfriedenhalle, der Georg-Kropp-Schule und in der Ortsmitte Neuhütten - abscannen und die App herunterladen. Das ist künftig auch direkt aus dem Apple- oder Google Play Store möglich. Dann werden alle neun Stationen aufgelistet. Die kann man mithilfe der Navigation auch ablaufen oder abradeln. Am besten mit einem E-Bike, das am Rathaus oder an einem der Standorte mit Energiebank "betankt" werden kann, Die 22 Kilometer lange Strecke wurde in eine Nord- und eine Süd-Route aufgeteilt.
Dreidimensionale Modelle
Was macht die Burgfriedenhalle zum Plus-Energie-Gebäude? Wärmepumpen, Solarthermie, Strom aus Photovoltaik und eine Lüftung mit Wärmerückgewinnung: Im dreidimensionalen Modell, das sich auf Tisch oder Tafel projizieren, drehen und wenden lässt, werden Technik und Energieströme dargestellt und textlich erläutert. Zur Plus-Energie-Siedlung "Vordere Viehweide" und den Löwensteiner Windrädern gibt es auch kurze Filme, die Geothermie und Windkraft erläutern.
Entwickelt hat die App die Firma S3P. Sechs Schüler mit ihrem Techniklehrer der Georg-Kropp-Schule haben die App schultauglich gemacht, haben digitale Lehrbuchseiten zu Windenergie, Geothermie und Photovoltaik entwickelt.
Zuschüsse aus Förderprogrammen
Als spannend, abwechslungsreich und kurzweilig beschreibt Löffelhardt den Pfad, der nach seiner Kenntnis bisher ein Alleinstellungsmerkmal in Deutschland hat. Er soll Informationsquelle für andere Kommunen oder Planungsbüros sein. Die Bevölkerung könne damit für die Energiewende sensibilisiert werden. Die Kosten von 274 000 Euro wurden mit 131 000 Euro aus dem Leader-Programm von Land und EU gefördert.
Weitere Projekte in der Gemeinde oder Neuigkeiten in Sachen Klimaschutz sollen aktuell in die App eingepflegt werden. "Auch eine Firma aus dem Automotive-Bereich hat schon Interesse bekundet", erzählt Löffelhardt. Mit dem Geld, das Unternehmen der Branche bezahlen, die die App als Plattform nutzen wollen, will die Gemeinde die Aktualisierung finanzieren.
Pfad lässt sich touristisch vermarkten
Der Energie-Erlebnispfad soll touristisch vermarktet werden. Die Gemeinde strebt Kooperationen mit Tourismus im Weinsberger Tal, mit dem Naturpark oder dem Tourismusverband Schwäbischer Wald an. Derzeit leistet die Verwaltung Überzeugungsarbeit bei der Gastronomie, einen Energieteller nach dem Vorbild des Naturparktellers in die Speisekarte aufzunehmen. Zur Saison 2023 sollen Radler am Freibad-Kiosk einen gefüllten Picknick-Korb aufladen können für eine Tagestour auf dem Pfad.
Die Gemeinde verleiht die beiden Energie-Fahrräder, etwa an Vereine. Damit lassen sich bei Festen Wettrennen veranstalten oder Aktionen wie Dribbeln für den Apfelsaft.
Festakt mit Minister
Zwar ist die 3,8 Millionen Euro teure Generalsanierung der Burgfriedenhalle seit fast zwei Jahren fertig. Corona verhinderte jedoch eine Einweihung. Die wird nun nachgeholt zusammen mit der Eröffnung des Energie-Erlebnispfads. Der Festakt findet am Freitag, 15. Juli, um 18 Uhr in der Burgfriedenhalle statt. Grußworte sprechen Peter Hauk, CDU-Minister für Ländlichen Raum, und Regierungspräsidentin Susanne Bay (Grüne).
Präsentationen und kurze Podiums-Diskussionen sind dem geplanten interkommunalen Carsharing-Projekt gewidmet, dem Energie-Erlebnispfad, der Burgfriedenhalle als Plus-Energie-Halle sowie den Projekten während der nun zehnjährigen Zusammenarbeit der Gemeinde mit der Hochschule für Technik in Stuttgart.
Das Duo Tonträger sorgt für die musikalische Unterhaltung. Besucher können das Energiefahrrad und das Energiebänkle in Augenschein nehmen. Ans leibliche Wohl ist ebenfalls gedacht.