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Ilsfeld
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Auch in Ilsfeld braucht die Energiewende Mut und Ausdauer

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Landes-Umweltministerin Thekla Walker (Grüne) lobt das Ilsfelder Nahwärmenetz, hat hinsichtlich der Finanzierung solcher Projekte aber kein Patentrezept.

Nach dem Gespräch im Rathaus ging es zur Heizzentrale bei der Kläranlage: (von links) Kreisrat Peter Gruner, Neckarwestheims Bürgermeister Jochen Winkler, Umweltministerin Thekla Walker, Ilsfelds Bürgermeister Bernd Bordon, Landtagsabgeordenter Erwin Köhler und die Ilsfelder Nahwärmebeauftragte Marlene Luft.
Foto: Lina Bihr
Nach dem Gespräch im Rathaus ging es zur Heizzentrale bei der Kläranlage: (von links) Kreisrat Peter Gruner, Neckarwestheims Bürgermeister Jochen Winkler, Umweltministerin Thekla Walker, Ilsfelds Bürgermeister Bernd Bordon, Landtagsabgeordenter Erwin Köhler und die Ilsfelder Nahwärmebeauftragte Marlene Luft. Foto: Lina Bihr  Foto: Bihr, Lina

Es ist ein lohnenswerter Weg", stellte die baden-württembergische Umweltministerin Thekla Walker (Grüne) beim Vor-Ort-Termin in Ilsfeld fest. Thema war das kommunale Nahwärmenetz, das mit dem European Energy Award in Gold zwar preisgekrönt, aber vor allem in finanzieller Hinsicht ein Sorgenkind der Gemeinde ist. "Es gab viel Diskussionsbedarf", fasste Bürgermeister Bernd Bordon das Gespräch zusammen.

"Ich komme gerne hierher, weil man hier schon etwas vorzuweisen hat. Es ist ein sehr kluges Konzept", sagte Thekla Walker. Ihr sei daran gelegen, dass Baden-Württemberg Vorreiter bleibt bei der Wärmewende. Nicht wegen der Konkurrenz mit anderen Bundesländern, "sondern damit die Bürgerinnen und Bürger etwas davon haben: Eine sichere, bezahlbare und saubere Energieversorgung - unabhängig von irgendwelchen Krisen".

Wie soll es weitergehen?

Bleibt die Frage der Finanzierbarkeit, für die auch die Ministerin kein Patentrezept parat hatte. "Wir sind ein Best-Practice-Beispiel. Im Zweifel auch dafür, wie man es nicht machen sollte", erklärte Bernd Bordon mit Blick auf den mit mehr als 14 Millionen Euro hoch verschuldeten Eigenbetrieb Nahwärme. "Bei der Preisgestaltung sind wir am oberen Limit." Von 4500 Haushalten seien 442 ans Nahwärmenetz angeschlossen. "Dafür haben wir zwischen 23 und 24 Millionen Euro gebraucht. Wie soll das weitergehen?"

Er sah aber auch Vorteile: "Wir haben die Erfahrung und das Knowhow im Aufbau und Betrieb eines Nahwärmenetzes. Da sind wir viel weiter als andere Kommunen." Mit "Mut und Ausdauer" wolle die Verwaltung in den kommenden fünf bis sieben Jahren den Nahwärmebetrieb konsolidieren und den Transformationsprozess von jetzt 44 Prozent auf künftig 100 Prozent regenerativen Energien angehen: "Leicht wird das nicht. Aber das Nahwärmenetz ist auch unser Herzstück."

Einen Wert geschaffen

"Trotz allem würde ich sagen, das Positive überwiegt", kommentierte Thekla Walker die Situation. "Ilsfeld hat auch einen Wert geschaffen für seine Einwohner. Das steht dem ja gegenüber." Der Austausch mit Bürgermeistern, kommunalen Vertretern und Abgeordneten liege ihr am Herzen, sagte Walker, die auf Einladung des Grünen-Landtagsabgeordneten im Wahlkreis Eppingen, Erwin Köhler, nach Ilsfeld gekommen war. "Als Landesministerin bin ich noch nah genug dran - dort, wo die Energiewende gelingen wird."

In der Heizzentrale bei der Kläranlage machte sie sich ein Bild davon, wie Nahwärme in Ilsfeld unter anderem erzeugt wird. Gereinigtes Klärwasser wird mittels Wärmepumpen von 13 auf 80 Grad Celsius erhitzt, um ihm anschließend die Wärme zu entziehen. "Und wir nutzen erst 50 Prozent vom Potenzial des Abwassers", betonte Gerhard David vom Ingenieurbüro Schuler. "Wir müssen für die Wärmewende Abwärme nutzen, wo es geht. Und wir haben die dazu notwendigen Technologien", machte auch Thekla Walker deutlich.

Gut informierte Ministerin

Bernd Bordon war beeindruckt, wie gut die Umweltministerin informiert ist. "Wir nutzen diese Hintergrundgespräche, um auf die Herausforderungen hinzuweisen, die so ein kommunales Wärmenetz mit sich bringt", so der Bürgermeister. "Unsere Bitte an die Politik ist es, uns Handlungsmöglichkeiten für die Finanzierung zu geben." Erwin Köhler machte darauf aufmerksam, dass dem Land Baden-Württemberg ein "krasses Haushaltsjahr bevorsteht", versprach aber gleichzeitig: "Die Ministerin und ich werden dranbleiben."

Neckarwestheim will nicht vergessen werden

Bei dem informellen Gespräch mit Umweltministerin Thekla Walker im Ilsfelder Rathaus zur regionalen Energieversorgung wurden auch Neckarwestheimer Themen angesprochen. "Für uns geht es darum, nach dem Bohei im vergangenen Jahr um die Abschaltung von GKN 2 nicht vergessen zu werden", erklärte Bürgermeister Jochen Winkler. Für die Standortgemeinde gehe es um Perspektiven, auch die Folgenutzung der Fläche sei nicht einfach. Die Entsorgungsthematik und das Zwischenlager seien weitere Themen.

Hier wünschte sich auch Walker mehr Tempo: "Es ist eine wichtige Vertrauensfrage für die Menschen vor Ort. Auch im Sinne der Generationengerechtigkeit wäre es nicht fair, dieses Problem weiter aufzuschieben."

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