SRH-Kliniken Bad Wimpfen sollen in drei Phasen aus dem Minus geführt werden
Das SRH-Gesundheitszentrum schreibt seit drei Jahren rote Zahlen. 2022 kam es schlimmer als gedacht. Geschäftsführer Patrick Zander erklärt im Gemeinderat, wie er die Kehrtwende schaffen will.

Das SRH-Gesundheitszentrum schreibt seit drei Jahren rote Zahlen. 2022 kam es schlimmer als gedacht: Waren für das gesamte Jahr noch 1,5 Millionen Euro Minus prognostiziert worden, so standen bereits im November zwei Millionen Euro Miese zu Buche. "Nach aktuellem Kenntnisstand bewegen wir uns auf 2,5 Millionen Euro zu", sagte Patrick Zander, seit November SRH-Geschäftsführer. Vor dem Bad Wimpfener Gemeinderat machte er deshalb das Erfordernis von drei Phasen deutlich, "um endlich den Turn-around hinzubekommen".
In der Corona-Krise gingen die Belegungszahlen stark zurück
Im Rückblick beleuchtete er die Corona-Situation in der SRH. 2020 sei die durchschnittliche Belegungssituation auf 230 Betten zurückgefallen. 2021 habe man sich schon wieder deutlich auf 294 Betten gesteigert und 2022 waren 326 Betten belegt. "Das ist aber noch weit entfernt von dem, was wir 2019 gewohnt waren." Damals waren es 385 Betten. Für 2023 sei eine Belegung von 340 Betten eingeplant.
Die Auslastung von nur 82,5 Prozent erklärte er mit den noch bis 7. April geltenden Corona-Verordnungen und der Zurückhaltung der Reha-Patienten. Trotzdem: "Es muss mehr Energie aufgebracht werden, als wir es bisher getan haben", forderte er. Über die "sehr schwierige wirtschaftliche Situation" mit "gewaltigen Abweichungen von dem, was wir uns vorgenommen haben", sei die Belegschaft Mitte des Monats informiert worden.
Hohe Sach- und Personalkosten sorgen für rote Zahlen
Für die "Schlagseite in den letzten Monaten" machte er höhere Sach- und Personalkosten verantwortlich. Auf Nachfrage von Rudi Holzmann (CDU) räumte er aber auch sehr spät eingegangene Rechnungen ein. Die Kosten pro Bett seien von angenommen 204,20 Euro auf 205,60 Euro angestiegen. An Sachkosten habe man vor der Ukrainekrise 48,87 Euro pro Belegungstag geplant. Mittlerweile lägen diese bei 64,77 Euro - insgesamt 1,7 Millionen Euro mehr als gedacht. "Das fliegt uns markant um die Ohren."
Die Personalkosten seien um zehn Euro pro Belegungstag hochgegangen. "Wir reden von 110.000 Belegungstagen. Das ist eine Summe, die sich schnell hochaddiert." 2023 rechne man mit einem erneuten Minus von 977.000 Euro.
Fort- und Weiterbildungsanträge werden verschoben
Deshalb müsse man "inhaltlich herangehen". Im ersten Quartal 2023 arbeite man daran, Maßnahmen umzusetzen, "um den Fallschirm zu öffnen". Im vergangenen Vierteljahr seien monatlich zwischen 300.000 und 500.000 Euro Verlust geschrieben worden. "Das gilt es sofort abzufangen, damit wir eine gewisse Ruhe reinkriegen und anschauen können, wie die Lage ist." So würden Fort- und Weiterbildungsanträge auf das zweite Quartal verschoben.
Derzeit gehe es darum, bei einem Lagerstand von maximal 14 Tagen nur Verbrauchsmaterial anzuschaffen. "Alles andere muss im ersten Quartal zurückstehen. So lange, bis wir die Strukturen durchanalysiert haben", verdeutlichte er die Suche nach Schwachstellen.
Bis 2025 soll die Einrichtung besser am Markt positioniert werden
Der zweite Schritt sei ein Fahrplan bis 2025. "Wir laufen gefühlt dem Markt hinterher." Deshalb müsse sich die SRH Bad Wimpfen noch stärker aufstellen, was etwa Anforderungen an Kostenträger betreffe. Vier Monate Zeit lasse man sich für Überlegungen, "womit wir uns aus dem Wettbewerb abheben, wo wir Behandlungsschwerpunkte setzen, um uns für Zuschussträger interessant zu machen."
Problematisch sind laut seinen Ausführungen geänderte und uneinheitliche Kassenleistungen, der weitgehende Wegfall von Corona-Hilfen ab Juni 2022 und die im Vergleich zu Akutkrankenhäusern wesentlich geringere künftige Unterstützung für die 1100 Rehakliniken, die man "in der Form nicht halten will". Kleinere Betriebe unter 200 Betten halte er für gefährdet. In der jetzigen Größenordnung sei die SRH Bad Wimpfen "zukunftsfähig, aber wir müssen eine Nische am Markt finden und weitere Schwerpunkte setzen".
In der dritten Phase spätestens ab Juli soll die Umsetzung beginnen. Falls höhere Investitionen vorzunehmen seien, müsse man notfalls in 2024 hineingehen. "Wir müssen sehen, dass wir aus dem Verdrängungswettbewerb, dem Reha-Sterben zügig herauskommen."

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