Start der Privatrakete von HyImpulse aus Neuenstadt wird erneut verschoben
Die erste Kerzenwachsrakete von HyImpulse aus Neuenstadt sollte ursprünglich am Dienstag im australischen Koonibba abheben. Dann durchkreuzte das Wetter die Pläne. Jetzt musste der Start erneut verschoben werden. Diesmal aus einem anderen Grund.

In der privaten Raumfahrt sind vor allem Menschen wie Elon Musk und Jeff Bezos bekannt. Doch auch private Raketenbauer aus Deutschland wollen derzeit auf den Markt. Der erste Start einer Trägerrakete eines dieser deutschen Start-ups, der Firma HyImpulse aus Neuenstadt, ist im australischen Koonibba geplant. Die zwölf Meter lange Rakete soll mit Kerzenwachs und Sauerstoff fliegen, aber die Grenze zum Weltraum nicht überschreiten.
Der Starttermin war zu Wochenbeginn auf Donnerstag, 2. Mai, um 7.30 Uhr australischer Ortszeit (0 Uhr MESZ) verschoben worden. Starke Winde hatten einen früheren Start verhindert. Obwohl sich die Wetterverhältnisse inzwischen gebessert haben, musste der Countdown nun erneut verschoben werden. Der Grund: Der Startplatzbetreiber SouthernLaunch muss noch letzte Vorbereitungsarbeiten vornehmen, wie HyImpulse am Mittwoch, 1. Mai, mitteilte. Deshalb habe man sich gemeinsam auf den neuen Starttermin geeinigt.
HyImpulse-Rakete: Countdown für neuen Starttermin läuft
Die in Neuenstadt entwickelte Kerzenwachsrakete soll nun am Freitag, 3. Mai, zwischen 7.30 und 11.30 Uhr australischer Ortszeit (zwischen 0 und 4.30 Uhr MESZ) abheben. So signalisiert es auch der aktuelle Countdown auf der Webseite von HyImpulse. Geschäftsführer Christian Schmierer und Mitgründer Mario Kobald sowie zahlreiche Mitarbeiter von HyImpulse warten in Koonibba darauf, dass die erste private Trägerrakete aus Deutschland abhebt. Das Startfenster ist bis zum 6. Mai angesetzt.

Für HyImpulse ist der geplante Raketenstart ein Meilenstein
Für das Unternehmen aus Neuenstadt wäre der Start der SR75 zweifellos ein Meilenstein, schließlich hatten Experten lange Zeit bezweifelt, dass die Technik von HyImpulse funktioniert. Die Trägerrakete fliegt mit Kerzenwachs und flüssigem Sauerstoff. Mehr als zehn Jahre hat das Start-up an der Rakete gearbeitet. "Wir wissen, dass es funktioniert", zeigte sich Schmierer kürzlich in Heilbronn sehr zuversichtlich. 60 Kilometer hoch soll die zwölf Meter lange Suborbitalrakete fliegen, sie wird also nicht den Weltraum erreichen.
Schmierer zufolge kann die SR75 eine Nutzlast von 250 Kilogramm transportieren. HyImpulse arbeitet aber bereits an der größeren Rakete namens SL1, die Satelliten auf 500 Kilometer Höhe schießen und eine Nutzlast von 600 Kilogramm transportieren kann. Die SL1 soll in etwa eineinhalb Jahren startbereit sein. Ein Start dieser Rakete koste etwa sechs Millionen Euro, sagt Schmierer.
Die Kerzenwachsraketen von HyImpulse sollen sicherer und günstiger sein als die Konkurrenz
Die Paraffinraketen aus Neuenstadt sollen nicht nur sicherer, sondern auch günstiger sein als die Konkurrenz aus den USA oder China. Man habe bereits viele Kundenanfragen, sagt Schmierer. So sei etwa die Automobilindustrie daran interessiert, kleine Satelliten ins All zu schießen, die für die Navigation und für das autonome Fahren benötigt werden. Der Geschäftsführer sieht die Raketen aus Neuenstadt auch als Zeichen, dass man diesen Zukunftsmarkt nicht den Amerikanern oder Chinesen überlassen wolle. "Wir brauchen auch als Europäer Unabhängigkeit von den Amerikanern, auch wenn sie unsere Partner sind", betont Schmierer.