Das Aquatoll in Neckarsulm bleibt geschlossen
Der Neckarsulmer Gemeinderat hat es abgelehnt, Freizeitbad und Saunabereich des Aquatoll auszuschreiben. Die Bereiche bleiben geschlossen, das Aus ist besiegelt.

Der Gemeinderat Neckarsulm hat am Donnerstagabend mehrheitlich den Schlussstrich unters Aquatoll gezogen. Freizeitbad und Sauna bleiben geschlossen. Die Entscheidung hat keine Auswirkungen aufs Sportbad sowie das Ernst-Freyer-Freibad im Stadtteil Obereisesheim, die zum Aquatoll-Betrieb gehören. Beide Sportstätten bleiben geöffnet. Wie es mit dem Aquatoll-Gelände weitergeht, ob die Gebäude erhalten bleiben, ist offen.
Mehrere Vorschläge liegen auf dem Tisch
Der Gemeinderat hat sich am Donnerstag mit der Idee befasst, das Aquatoll auszuschreiben, damit ein externer Betreiber die Anlage übernehmen kann. Mehrere Vorschläge lagen auf dem Tisch, darunter einer des Holidayparks aus Haßloch sowie der Sport-Union Neckarsulm. Doch kein Ansatz überzeugte das Gremium, obwohl Investitionen von bis zu 70 Millionen Euro inklusive Hotel in Aussicht gestellt wurden. Das Freizeitbad war keinesfalls gesichert, die Interessenten forderten einen jährlichen Zuschuss von der Stadt. Werkleiter Lars Nielsen warnte, dass die Zahlen zum jetzigen Zeitpunkt nicht verlässlich seien. "Es bleibt ein Restrisiko für die Stadt."
Für Oberbürgermeister sind geforderten Zuschüsse viel zu hoch
"Aus meiner Sicht ist es notwendig, das Verfahren zu beenden", sagte Oberbürgermeister Steffen Hertwig. Es schmerze viele, auch ihn. "Ich bin ein großer Freund der Freizeiteinrichtung." Man habe sich aus gutem Grund unter Interessenten umgehört. "Das Aquatoll ist zu bedeutend, um es vorschnell aufzugeben." Aber: Ziel der zurückliegenden Wochen sei ein Investorenmodell gewesen, mit geringen Zuschüssen durch die Stadt. Herausgekommen ist seiner Ansicht zufolge etwas anderes: Es würden "viel zu hohe Summen" gefordert. Ihm fehlt zudem die lange Sicht.
So argumentieren Stadträte
"Wir alle hängen am Aquatoll", sagte CDU-Sprecher Eberhard Jochim, der sich schon lange gegen den Weiterbetrieb der Einrichtung ausgesprochen hat. Die Vorschläge verlangten einen hohen Erstinvest oder hohe jährliche Zuschüsse durch die Stadt. Trotz Sanierung würden diese nicht reduziert. Er erinnerte zudem daran, dass die Besucherzahlen zurückgegangen seien. Viele Besucher stammten von außerhalb, das Defizit sei aber von der Stadt zu tragen.
SPD-Sprecher Karl-Heinz Ullrich sagte: "Wir alle hängen am Aquatoll." Allerdings dürfe man sich der Realität nicht verschließen. Die jährlichen Zuschüsse seien ans Zinsniveau gebunden, sagte er. Detailliert ging er auf die Vorschläge ein. "Die Planungen sind bezüglich der Baukosten überholt", sagte er. Zudem seien Energiekosten gestiegen. Das Minus würde womöglich noch größer, müssten weitere ermäßigte Eintritte für Gruppen bezahlt werden. Die Einflussmöglichkeiten seien begrenzt.
Die Konzepte überzeugten auch Joachim Eble, Sprecher der Freien Wähler, nicht. Bei allen Vorschlägen sei die Stadt finanziell mit im Boot, zudem bleibe ein Risiko. Ein Hotel bringe den Neckarsulmern nichts. So emotional das Thema auch sei, müsse man schmerzlich erkennen, dass es unter den derzeitigen Umständen ein Weiterso nicht geben könne.
Grünen-Sprecher Stefan Müller befürchtet eine Kommerzialisierung des Aquatolls. Auf die Stadt käme zudem ein "erheblicher Kostenanteil" zu, das Risiko beim Scheitern läge bei der Stadt. Nur in den Bestand zu investieren, davon hält er nichts. Für ihn sollte man den "elementaren Grundbedarf in der Stadt nach vorn stellen", dazu gehören für ihn Wohnen, Kitas, Schulen oder Feuerwehr.
Für die Ausschreibung hatte sich lediglich Ina Maria Berthold (CDU) ausgesprochen, Beate Lehleiter (CDU) enthielt sich.
Das Aus des Aquatoll hatte sich schon lange Zeit abgezeichnet. Schon vor einem halben Jahr schloss der Gemeinderat den Betrieb, zu teuer war der Mehrheit des Gremiums der laufende Betrieb. Anstehende Investitionen in die Technik sowie in neue Attraktionen waren den meisten Stadträten ebenfalls zu viel.
Regionale Planungsgruppe will Aquatoll für 20 Millionen Euro erhalten
Ob allerdings neue Attraktionen nötig sind, wird hinterfragt. Eine Planungsgruppe, zu der Aquatoll-Experten der ersten Stunde gehören, wollte lediglich 20 Millionen Euro investieren, überwiegend in die Technik. Die Anlage bliebe weitestgehend erhalten. Die Gruppe nahm am offiziellen Markterkundungsverfahren, das Grundlage der jüngsten Entscheidung war, nicht teil. „Natürlich wollen wir die ikonische Architektur und den Freizeit- und Wellnessgedanken in dieser schwierigen Zeit erhalten, und das war auch der Antreiber unseres Planungsteams“, betonte Heiko Schulz, der zur Planungsgruppe gehört und schon vor der ersten Abstimmung im Frühjahr eine Online-Petition zum Erhalt des Aquatolls ins Leben gerufen hatte.
Der Holidaypark hat sich auf Anfrage nicht gemeldet. Zu den Interessierten gehörte ebenfalls Andreas Schauer, der mit seinem Unternehmen aus Überlingen mehrere Bäder betreibt. Er betonte gegenüber stimme.de, warum er sich fürs Aquatoll interessierte: „Der Standort und das Einzugsgebiet seien sicherlich gut, „nicht sehr gut, aber gut“.
Die Stadt hatte sich noch bis vor einem halben Jahr überlegt, das Aquatoll zu sanieren und zu attraktivieren. Die Stadt legte nun die Planungskosten dafür vor: 1,6 Millionen Euro.





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