Erlenbachs Bürgermeister Mosthaf über die Erneuerung der Gemeinde: "Qualität geht vor Ungeduld"
Kleine Gemeinde, große Herausforderung? Erlenbachs Bürgermeister Uwe Mosthaf im Gespräch über ein Traditionslokal und ein geplantes Innovationsquartier.

Mehr als 30 Grad am Dienstagnachmittag. Bürgermeister Uwe Mosthaf bringt so leicht nichts zum Schwitzen. Gut gelaunt schwärmt er von innovativen Projekten und geht beim Nachdenken auf und ab. Erlenbach lässt sich auf ein Innovationsquartier ein, das für eine Gemeinde dieser Größe eine Herausforderung ist.
Herr Mosthaf, Sie sind großer Befürworter von innovativen Projekten. In unserem letzten Gespräch erklärten Sie, dass Erlenbach einiges geschafft habe, was man der Gemeinde nicht zugetraut hätte.
Uwe Mosthaf: Wir haben bereits vor zehn Jahren ein Ärztehaus gebaut. Und wir haben den Ochsen gekauft. Dass eine Gemeinde eine Gaststätte umbaut, ist eher ungewöhnlich. Gaststätten schließen und sterben aus. Doch die Gastronomie hat in Erlenbach Tradition. Wir wollen die Entwicklung im Ortskern vorantreiben. Das geht nur, wenn wir in Vorleistung gehen und mit Bauträgern und Architekten an einem Tisch sitzen. Wenn wir es als Gemeinde nicht in der Hand haben, sind wir abhängig von Dritten. Wir hinterfragen uns: Wo wollen wir hin? Was sind unsere Ziele in den nächsten zehn Jahren? Klar, dass man nicht alle Ziele erreichen kann. Kriegen wir es zum Beispiel hin, die Sulm zu renaturieren?
Das Thema, worüber ich mit Ihnen sprechen wollte. Bisher ist die Sulm begradigt. Als Teil des Gemeindeentwicklungsplans Erlenbach 2030 stehen Sie mit Landschaftsarchitekten im Gespräch, wie eine solche Wasserumgestaltung umgesetzt werden kann.
Mosthaf: Wir wollen die Sulm aus ihrem Betonlauf herausnehmen. Auf zwei, drei Kilometern verläuft sie durch Erlenbach. Schön wäre es, wenn dort auch ein kleiner See entstehen könnte − klein, aber fein. Wir sind ein kleines Dorf mit Identität, die Leute sind stolz darauf, hier zu wohnen und aktiv in den Vereinen. Unsere Innovationen sollen auch zu Erlenbach passen − also nicht spinnig oder überkanditelt sein (lacht). Ab und zu muss man geduldig sein. Manche Konstellationen müssen zusammenfallen, damit eine Tür aufgeht. Das musste ich selbst lernen.
Wie haben sie Geduld erlernt?
Mosthaf: In 13 Jahren. Als ich frisch im Amt war, wollte ich Projekte unbedingt sofort umgesetzt haben. Manchmal muss man einfach beharrlich und konsequent bleiben.
Die nächsten zehn Jahre plant Erlenbach das Innovationsquartier Straßenäcker. Bestehend aus einem Realisierungs- und einem Ideenteil.
Mosthaf: Wir haben uns 2016 schon Gedanken darüber gemacht und wollten kein klassisches Gewerbegebiet. Sehr viele Menschen pendeln von weit her, um in Neckarsulm oder Heilbronn zu arbeiten. Immer mehr wird es zum Luxus, dort zu wohnen, wo man auch arbeitet. Das Innovationsquartier soll eine Symbiose werden aus Arbeit und Wohnen. Ein urbanes Gebiet. Kleine und mittlere Betriebe sollen sich hier ansiedeln. Wir haben wöchentlich Anfragen von Firmen, die Flächen suchen und nichts finden. Also wollen wir vielleicht einen Handwerkerhof zulassen. Dienstleister, Steuerberater, Architekten ...
Und Start-up Spaces?
Mosthaf: Ein kleiner Innovationspark würde sich anbieten. Die Anwohner können jedenfalls im nahen Umkreis arbeiten. Die Wohnungen sollen mit Glasfasernetz hybrides Arbeiten ermöglichen. Für das Quartier soll die bestehende Infrastruktur genutzt werden und großes Augenmerk auf eine hohe Qualität der Umsetzung bei Energie, Ökologie und Klima gelegt werden. Wie die Renaturierung der Sulm ist das Innovationsquartier ein Projekt, das uns die nächsten zehn Jahre beschäftigen wird. Qualität geht vor Ungeduld. Wir sind ein geselliger Genussort. Unser Handeln ist darauf ausgelegt, dass die Erlenbacher stolz darauf sind, hier zu leben.


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