WKO-Gründer Jörg Faerber im Alter von 93 Jahren gestorben
Er hat das Württembergische Kammerorchester Heilbronn zu einem Spitzenklangkörper geformt. Jetzt ist der WKO-Gründer, langjährige Chefdirigent und Geschäftsführer Jörg Faerber im Alter von 93 Jahren gestorben.

Technisch geschliffen, im Klang eine homogene Einheit, so soll sein Orchester spielen, war stets das Bestreben von Jörg Faerber. Meist hat er dieses Ziel erreicht und das Württembergische Kammerorchester Heilbronn (WKO) im Lauf der Jahre zu einem Spitzenklangkörper geformt. Jetzt ist der WKO-Gründer, langjährige Chefdirigent und Geschäftsführer im Alter von 93 Jahren in Willich in Nordrhein-Westfalen gestorben, wo er in der Nähe seiner Tochter lebte.
Dass der Name Heilbronn in der Welt der Klassik international überhaupt eine Rolle spielt, ist das Verdienst von Jörg Faerber. Eigentlich wollte der am 18. Juni 1929 in Stuttgart geborene Musiker als Leiter des Theaterorchesters, das er 1954 übernahm, nur ein halbes Jahr in Heilbronn bleiben, "und dann ist es meine Schicksalsstadt geworden", sagte er einmal im Stimme-Gespräch.
Der Orchesterstreit ist in Erinnerung geblieben
Sein Schicksal war die Gründung des WKO am 8. November 1960. An der Staatlichen Hochschule für Musik in Stuttgart hatte er 1953 seine Kapellmeisterprüfung abgelegt und war entsprechend gewappnet, ein professionelles Orchester aufzubauen. Nun konnte er durchstarten, doch es begann "mit dem irrsinnigen Orchesterstreit", so Faerber.
Weil die Stadt nur ein Orchester unterstützen wollte, es aber bereits seit 1948 das Heilbronner Sinfonie Orchester (HSO) gab, kam es zum Ringen um den städtischen Zuschuss, das das WKO am Ende für sich entschied. Nur eines ist Faerber aus diesem unseligen Streit immer positiv in Erinnerung geblieben. Mit dem damaligen HSO-Vorsitzenden Hans A. Hey habe er nie ein lautes Wort gewechselt.

Es dauerte nicht lange, bis das WKO sich unter den deutschen Kammerorchestern einen Spitzenplatz erspielte. Anfangs pflegte Faerber ein barockes Repertoire, doch schon bald machte sich das WKO auch mit Wiener Klassik einen Namen, wobei Faerbers Herz vor allem für Wolfgang Amadeus Mozart schlug. Die Stargeigerin Anne-Sophie Mutter, mit der Faerber eng befreundet war und die viele Konzerte mit dem WKO gespielt hat, bescheinigte ihm "ein ganz besonderes Stilempfinden für Mozart".
Faerber arbeitete mit vielen Weltstars der Klassik zusammen
Die Weltstars der Klassik gaben sich beim WKO Heilbronn schon fast die Klinke in die Hand: Maurice André, Martha Argerich, Mstislaw Rostropowitsch, Alfred Brendel, Rudolf Buchbinder, Sharon Kam, Gidon Kremer, Frank Peter Zimmermann oder Hilary Hahn haben immer wieder gern mit Faerber zusammengearbeitet.
War das WKO anfangs hauptsächlich in Deutschland unterwegs, führten Tourneen schließlich auch in die USA, nach Kanada, Südafrika, Japan, Taiwan, Hongkong und Bangkok. Die internationale Bedeutung des Orchesters spiegelt sich auch in der Tatsache wider, dass mehr als 80 Rundfunkstationen weltweit Produktionen des Orchesters ausstrahlten.

Auch in der Schallplattenproduktion war Faerber sehr rege. Über 500 Werke wurden vom WKO eingespielt. Darauf war der Maestro durchaus auch stolz: "Wir haben es geschafft, in die Weltklasse vorzustoßen, ins oberste Drittel ganz unten", sagte er kurz vor seinem 80. Geburtstag. An diesem Jubeltag 2009 stand er noch einmal am Pult seines WKO, das er 2002 an Ruben Gazarian übergeben hatte. Das Heilbronner Publikum feierte in mit Ovationen im Stehen.
Gefragt war Faerber zu seiner aktiven Zeit auch als Gastdirigent bei deutschen, österreichischen, italienischen, französischen, rumänischen und tschechischen Symphonieorchestern oder bei der BBC. Er war principal guest conductor des European Community Chamber Orchestra und dirigierte die Northern Sinfonia of England, die Bournemouth-Sinfonietta und das English Chamber Orchestra.
Nur eines kam, wie er im Rückblick einmal sagte, all die Jahre zu kurz: das Familienleben. Im Jahr 1959 heiratete er die Schauspielerin Ursula Münch, die am Theater Heilbronn engagiert war. Mit ihr hatte er eine Tochter.
Reaktion des WKO Heilbronn
Beim Württembergischen Kammerorchester hat man mit Trauer auf die Todesnachricht reagiert. "Jörg Faerber war das WKO, und das WKO war Jörg Faerber. Diese Gleichung galt für 42 Jahre", sagt WKO-Intendant Rainer Neumann, der betont, dass der Orchestergründer im klassischen Repertoire, bei Haydn und Mozart, wie nur wenige andere zu Hause war. "Wir werden ihn sehr vermissen, werden aber in seinem Sinne und in seinem Geist sein Lebenswerk WKO weiterführen", sagt Neumann.