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WKO-Gründer Jörg Faerber feiert seinen 90. Geburtstag

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Jörg Faerber ist ein Maestro der alten Schule. Heute wird der Gründer des Württembergischen Kammerorchesters Heilbronn 90 Jahre alt. Zu seinem Geburtstag findet am Abend ein Jubiläumskonzert Unter der Pyramide in der Kreissparkasse Heilbronn statt.

Von Uwe Grosser
Jörg Faerber mit Nachfolger Ruben Gazarian, nachdem Faerber am 18. Juni 2009 sein letztes WKO-Konzert dirigiert hatte.
Foto: Archiv/Dirks
Jörg Faerber mit Nachfolger Ruben Gazarian, nachdem Faerber am 18. Juni 2009 sein letztes WKO-Konzert dirigiert hatte. Foto: Archiv/Dirks  Foto: Dirks

Es ist ihm tatsächlich nicht anzusehen, dass er heute 90 Jahre alt wird. Der Dirigent Jörg Faerber, Gründer des Württembergischen Kammerorchesters Heilbronn (WKO), der sein "Kind" von 1960 bis 2002 zu einem Spitzenklangkörper formte, sitzt am Kaffeetisch und plaudert angeregt über sein Leben, die Musik, das WKO, Gott und die Welt. Seit Januar 2016 lebt er mit Ehefrau Ursula, die in diesem Jahr ebenfalls 90 wird, in Willich in Nordrhein-Westfalen, ganz in der Nähe seiner Tochter Kathrin.

Nur eines stört ihn furchtbar: Wegen eines Lungenemphysems hängt Faerber seit viereinhalb Jahren an einem 15 Meter langen Schlauch, der ihm durch die Nase Sauerstoff zuführt. "Wie ein Kettenhund fühle ich mich manchmal."

Wegen des Schlauchs kommt er heute auch nicht zum Konzert in die Kreissparkasse Heilbronn, wo sein Neunzigster musikalisch gefeiert wird. Ansonsten, und das haben seine Ärzte ihm mehrfach bescheinigt, ist er körperlich und geistig topfit. Und sein Kopf voller Erinnerungen.

Der gebürtigte Faerber lernt in Heilbronn die Frau seines Lebens kennen

Dass er einmal in Heilbronn landen würde, ahnt der gebürtige Stuttgarter Jörg Faerber noch nicht, als er an der Staatlichen Hochschule für Musik in Stuttgart studiert. 1953 legt er die Kapellmeisterprüfung ab.

Und nun kommt Heilbronn ins Spiel, wo man 1954 einen Leiter für das Theaterorchester sucht. Für ein halbes Jahr, so Faerbers Plan, geht er nach Heilbronn. Doch nicht jeder Plan geht auf, schon gar nicht, wenn einem die Traumfrau über den Weg läuft. Sie heißt Ursula Münch und ist Schauspielerin am Stadttheater. 1959 wird geheiratet, und das Heilbronn-Schicksal des aufstrebenden Dirigenten ist besiegelt.

Schon ein Jahr später nimmt Faerbers Leben die nächste schicksalhafte Wendung: Am 8. November 1960 wird das WKO gegründet, das er 42 Jahre lang nicht nur als Chefdirigent leitet, sondern auch als Geschäftsführer. Doch das Projekt startet "mit dem irrsinnigen Orchesterstreit", so Faerber.

Unseliger Streit um Finanzen

Seit 1948 gibt es nämlich bereits das Heilbronner Sinfonie Orchester (HSO), die Stadt Heilbronn will aber nur ein Orchester finanziell unterstützen. Nach langem Hin und Her geht der Zuschuss an das neue Kammerorchester. Nur eines ist Faerber aus diesem unseligen Streit immer positiv in Erinnerung geblieben. Mit dem damaligen HSO-Vorsitzenden Hans A. Hey habe er nie ein lautes Wort gewechselt.

Ein Spitzenplatz unter den deutschen Kammerorchestern ist bald erreicht, wobei sich schnell herumspricht, dass Faerber ein Klangzauberer in Sachen Mozart ist. Die Stargeigerin Anne-Sophie Mutter, mit der er eng befreundet ist und die viele Konzerte mit dem WKO gespielt hat, bescheinigte ihm unserer Zeitung gegenüber einmal "ein besonderes Stilempfinden für Mozart".

Im Lauf der Jahre wird das Repertoire breiter und "reicht von Monteverdi bis zu Zeitgenössischem", erinnert Faerber sich und verweist auf über 40 Uraufführungen.

Anne-Sophie Mutter, Martha Argerich und Alfred Brendel spielten mit dem WKO

Als Solisten mit dabei sind Stars wie Maurice André, Martha Argerich, Alfred Brendel, Rudolf Buchbinder oder Hilary Hahn. Tourneen mit ihnen führen das WKO in die ganze Welt. 2002 übergibt Faerber den Stab an Ruben Gazarian, der das WKO bis 2018 leitet. Heute hat Case Scaglione das Amt inne.


WKO-Konzert zum Geburtstag

Heute, 19 Uhr, Kreissparkasse Heilbronn, Unter der Pyramide. Es gibt noch wenige Karten an der Abendkasse.

 

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