The Cure überzeugt in Stuttgart
Kaum einer hat die Musikszene der 80er Jahre so geprägt, wie Robert Smith mit seiner Band The Cure. Nun waren die Briten im Rahmen ihrer Welttournee auch in der Stuttgarter Schleyer-Halle zu Gast - mit neuen und noch mehr alten Songs im Gepäck.

Dass der Montag nicht zu den Lieblingswochentagen der britischen Band The Cure gehört, weiß heute fast jeder. Mit dem Song "Friday I"m In Love" gelang den ansonsten eher als New-Wave-Rocker bekannten Engländer ihr kommerziell erfolgreichstes Stück. Dass sie nun an einem Montagabend vor 10.000 Fans in der Schleyer-Halle in Stuttgart spielten, mag Ironie des Schicksals sein. So kündigt der ansonsten wortkarge Frontmann Robert Smith den bereits 1992 erschienenen Erfolgshit auch mit den Worten an, dass jetzt ein neuer Song käme: "I Don"t Care If Mondays Blue". Da spielt die Band bereits ihre zweite Zugabe und mehr als zwei Stunden sind seit Konzertbeginn vergangen.
Ausdauer bewiesen
Um 20.45 Uhr betritt die Band die Bühne - Bassist Simon Gallup, Keyboarder Roger O"Donnell, die Gitarristen Reeves Gabrels und Perry Bamonte sowie Schlagzeuger Jason Cooper. Und eben er: Robert Smith. Der Begründer der Band, ihr Aushängeschild. Mittlerweile ist das markante Struwwelhaar des 63-Jährigen ergraut, die Lippen leuchten in etwas weniger grellem Rot und das Gesicht ist aufgedunsener. Eines ist aber geblieben: Smiths Stimme, mit der er den Charakter der Songs ganz wesentlich beeinflusst. Dieser einzigartige, ausdrucksstarke Klang, der noch immer so sehnsüchtig, mysteriös und angstvoll wie vor 44 Jahren bei der Gründung der Band ist.
Euphorie im Publikum
Zu Beginn des Konzertes gibt es mit "Pictures Of You" (vom Album "Disintegration", 1989) ein paar Träumereien, danach eine schnelle Abfolge von traurigen Hits wie "Lovesong" (ebenfalls auf "Disintegration"), bevor es endgültig auf eine Reise in die 80er Jahre geht. Die Zeit, die wohl auch der Großteil des Publikums mit The Cure verbindet. Fast alle Fans tragen bis heute Schwarz. Nur die Menge an Haarspray hat sich reduziert und der Kajalstift wird nicht mehr zwei Zentimeter breit unter beiden Augen verschmiert.

Die Briten zelebrieren ihre tranceartigen Songs und versetzen das Publikum mit zunehmender Dauer in euphorische Zustände. Entspannt, teils in sich gekehrt, tanzen viele, die früher einmal als junge Grufties um die Häuser zogen, im hinteren Teil der Halle vor sich hin. Bei Songs wie "Push" ("The Head On The Door", 1985) vereint sich die Halle zu einer einzigen wogenden Masse, die den Rhythmus mitklatscht.
Neue Songs
Erstaunlich ist, wie gut sich fünf neue Songs in die Setliste schmuggeln. Darunter "I Can Never Say Goodbye" mit dem Robert Smith den Tod seines Bruders verarbeitet. Mit den frischen Liedern gewähren die Musiker ein paar spärliche Einblicke ins neue Album, das wohl "Songs Of A Lost World" heißen und in Kürze erscheinen soll. Das wäre dann das 14. Studioalbum nach einer Pause von 14 Jahren. 2008 erschien "4:13 Dream". Dass "And Nothing Is Forever" das Potenzial zur neuen Cure-Hymne hat, erklärt sich vielleicht damit, dass auch Robert Smith Parallelen zum Album "Disintegration" zieht.
So reihen sich Cure-Hits mehrerer Jahrzehnte in der zweiten Zugabe problemlos aneinander und erinnern daran, dass in all dem Dunkel auch immer ein bisschen unbeschwerter Pop liegt. So, wie wir es von "Friday I"m In Love" aus dem Küchenradio gewöhnt sind. Das Finale, wie könnte es anders sein, bildet "Boys Don"t Cry" (1980) - um 23.25 Uhr. Nach 141,5 Minuten und 28 gespielten Songs.
Wegbereiter
Die Band The Cure, 1978 im südenglischen Crawley gegründet, gilt als wegweisend für das Genre Gothic Rock. Robert Smith, Bandleader und einziges dauerhaftes Mitglied, hat sich dagegen aber stets ausgesprochen. Der 1959 geborene Brite bezeichnet seine Musik als Pop. In Songs wie "Lullaby" verarbeitete Smith Ende der 80er Jahre Alpträume und die Angst vor Spinnen in der Kindheit.