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Lukas Zimmermann aus Schwaigern hat den Kurzfilm "The Sun Shines Brighter" gedreht

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Seine Angststörung Agoraphobie verarbeitet der 26-Jährige im Film, der am 17. Juli im Arthaus Kino Heilbronn gezeigt wird. Wir haben mit dem Regisseur über die Hintergründe und die bekannte französische Schauspielerin gesprochen, die am Film beteiligt ist.

"Es ist heftig. Man hat das Gefühl in diesen Momenten zu sterben." So beschreibt Lukas Zimmermann die Angststörung, die ihn seit knapp sieben Jahren - mal mehr, mal weniger schlimm - begleitet. "Ohne Grund bekommt man Panikattacken, beim Einkaufen oder im Kino. Das Herz beginnt zu rasen, die Hände werden kalt und man bekommt keine Luft mehr."

Beim Schwaigerner entwickelte sich aus der Agoraphobie, so der medizinische Fachausdruck, eine Herzneurose, bei der Patienten überzeugt davon sind, an einer Herzerkrankung zu leiden. "Schwierig, weil man vor seinem Herz nicht wegrennen kann", sagt Zimmermann, der wegen der Krankheit im vergangenen Jahr sein Zuhause über mehrere Monate nicht verlassen konnte.

Für das Projekt konnte Zimmermann eine bekannte Schauspielerin gewinnen

Seine Geschichte, die Angststörung und die lange Leidenszeit beleuchtet der 26-Jährige nun in einem Filmprojekt. Mit "The Sun Shines Brighter" hat Lukas Zimmermann einen Kurzfilm gedreht. Am Sonntag, 17. Juli, um 17 Uhr feiert der Film im Arthaus Kino in Heilbronn Premiere.

"Aus dem Haus zu gehen, das ist ja eigentlich eine triviale Sache. Wenn das nicht geht, sucht man den Fehler zunächst bei sich selbst", beschreibt Zimmermann die psychisch herausfordernde Zeit. Auch Arno, Protagonist in "The Sun Shines Brighter", leidet unter Agoraphobie, ist dadurch an die eigene Wohnung "gefesselt". Der Fotograf versucht sich das Leben in die eigenen vier Wänden zu holen, erfreut sich beispielsweise an einem Feuerwerk im Fernsehen. "Das ist nicht ausgedacht. Ich habe mir in dieser Zeit Straßenverkehr im TV angesehen. Man möchte den Bezug zur Außenwelt nicht verlieren" sagt Zimmermann, der beim 18-minütigen Film sowohl die Regie als auch die Hauptrolle übernommen hat.

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Für sein erstes größeres Projekt konnte der junge Filmemacher die französische Schauspielerin Béatrice Dalle gewinnen, die bereits in Filmen von renommierten Regisseuren wie Jim Jarmusch und Gaspar Noé mitwirkte. Im Film leiht sie ihre Stimme Arnos Mutter, die sich das Leben genommen und ihrem Sohn einen Abschiedsbrief hinterlassen hat. Dieser wird dessen Leben nachhaltig beeinflussen. Wie er in Kontakt mit der Schauspielerin kam? "Sie hat mich auf Instagram angeschrieben. Inzwischen sind wir Freunde", sagt Zimmermann.

"Ich wollte alles so wahr und nüchtern wie möglich erzählen", sagt der Regisseur, der die Angststörung mit Medikamenten inzwischen gut händeln kann. Die Isolation und die Einsamkeit, die er selbst erlebt hat, möchte Zimmermann auch in seinem Film abbilden und dem in Traum- und Wunschsequenzen aber auch Momente der Hoffnung gegenüberstellen. "Es soll ein kleiner Einblick sein. Mir ist wichtig, dass diese Phobie nicht als Schwäche gesehen wird, sondern als ein Zustand, der jeden treffen kann und unter dem viele Menschen auf der Welt leiden."

Der Film ist in französischer Sprache

Gedreht wurde an einigen Orten in Schwaigern. Acht Monate hat Zimmermann an dem Projekt gearbeitet, die Kosten liegen im mittleren vierstelligen Bereich. Warum der Film auf Französisch gedreht wurde? "Deutsche Filme haben mich noch nie angesprochen", sagt Zimmermann, der sich schon früh mit französischer Sprache und Philosophie beschäftigt hat.

Protagonist im Film ist der Fotograf Arno, der an Agoraphobie leidet.
Protagonist im Film ist der Fotograf Arno, der an Agoraphobie leidet.  Foto: privat

Und in den frühen 2000ern mit den Filmen der New French Extremity. Regisseure wie Gaspar Noé und Alexandre Aja brachten damals düstere, dystopische Geschichten auf die Leinwand, die mit Gewalt und einer brutalen Unerbittlichkeit für Gesprächsstoff sorgten. "Ich bin kein großer Freund von Happy Endings, finde es besser, eine dramatische Situation nicht abzuschwächen", sagt Lukas Zimmermann, der auch bei seinem Film eine düstere Grundstimmung ausmacht. "Es steckt aber mehr dahinter. Was das ist, muss jeder Zuschauer für sich selbst entdecken."

Lukas Zimmermann hat bereits eine weitere Filmidee

Lukas Zimmermann wurde in Sinsheim geboren und wuchs in Schwaigern auf. Das Landleben, so sagt er, sei auf Dauer nicht sein Ding. "Ich mag die fehlende Hektik, aber es fehlt oft auch an Inspiration", sagt der Filmemacher, der eine kaufmännische Ausbildung absolviert hat, aber aktuell an der Schule für Gestaltung des Kolping-Bildungszentrums Heilbronn einen Abschluss in Foto- und Medientechnik macht. Anschließend will er sich als Fotograf selbständig machen oder an der Filmakademie Ludwigsburg studieren.

Um sich die Außenwelt in die Wohnung zu holen, schaut sich Arno ein Feuerwerk im Fernsehen an.
Um sich die Außenwelt in die Wohnung zu holen, schaut sich Arno ein Feuerwerk im Fernsehen an.  Foto: privat

"Die Schule hilft mir auch beim Filmemachen", sagt Zimmermann, der mit seinen vielen Tätowierungen "besonders im ländlichen Raum auffällt". "Mein Aussehen ist kein Ausdruck von Rebellion, sondern von Selbstverwirklichung", so der Schwaigerner, der bereits eine weitere Idee hat: "Einen Film übers Sterben." Bei einem jungen Mädchen wird eine tödliche Krankheit diagnostiziert und es muss sich mit den verzweifelten Reaktionen seines Umfelds auseinandersetzen.

Am Sonntag, 17. Juli, um 17 Uhr wird der Film in Anwesenheit des Regisseurs im Arthaus Kino in Heilbronn gezeigt. Eintrittskarten für die Veranstaltung gibt es unter www.kinostar.com.

 
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