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Klangzauber der Oboe unter der Pyramide

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Von Lothar Heinle HEILBRONN Im 20. Jahrhundert war der Dornröschenschlaf für die Oboe in der Kammermusik endgültig vorbei. Beim Kammerkonzert unter der Pyramide in der Kreissparkasse führte Oboistin Maki Kalesse-Sugano quer durch ein reizvolles Repertoire.

Von Lothar Heinle

Von Lothar Heinle

HEILBRONN Im 20. Jahrhundert war der Dornröschenschlaf für die Oboe in der Kammermusik endgültig vorbei. Beim Kammerkonzert unter der Pyramide in der Kreissparkasse führte Oboistin Maki Kalesse-Sugano quer durch ein reizvolles Repertoire. Reich an Schattierungen ist der schlanke Ton der Solistin, in wechselnden Formationen kommen Marlise Riniker (Violine), Götz Engelhardt (Viola), Patrick Burkhard (Violoncello) und Petra Menzel (Klavier) hinzu.

Das Trio für Violine, Oboe und Klavier (1968) der englischen Komponistin Madeleine Dring verrät ihren Hang zu Francis Poulenc: Mal rhythmisch zupackend mit jazziger Färbung, mal typisch neoklassizistisch verspielt zeigt sich das unterhaltsame Trio.

Ganz ohne Oboe kommt das Trio für Violine, Viola und Klavier (1932) von Aram Chatchaturjan aus. Viele sowjetische Komponisten befassten sich mit der Folklore ihrer Heimat, um dem drohenden Formalismus-Verdacht zu entgehen. Chatchaturjans Trio ist durchzogen von Orientalismen, die jedoch nur dann funktionieren, wenn die Streicher solistisch agieren können. Im Satzverbund verpufft manches, tänzerische Verve hilft darüber hinweg.

Seitenhiebe

Im US-Exil spannte Bohuslav Martinu 1944 die Oboe und das elektronische Theremin zusammen. Drei Jahre später schrieb er das Quartett für Oboe, Violine, Violoncello und Klavier, ein dicht gearbeitetes Werk mit Seitenhieben auf tschechischen Folklore-Kult, grüblerisch-verschatteten Episoden und stupender Satzkunst, wobei die Oboe an Stelle einer zweiten Geige geführt wird. Gestalterisch markant begegnen die Musiker dem erstaunlichen Werk, immer neue Ideen sprudeln mit Spielwitz hervor.

2009 erklang das Quintett für Oboe, Violine, Viola, Violoncello und Klavier (1905) von Théodore Dubois schon einmal unter der Pyramide. Manches klingt, als hätte Brahms zu viel an Champagner genippt. Elegisch ausgeformte Melodik dominiert, dazu perlende Läufe im Klavier und ein symphonisch gesteigertes Allegro con fuoco zum Schluss. Bravissimo!

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