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Jambalaya, aber bitte mit Flädle

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Bis die Tanzfläche glüht: Die Zydeco Playboys im Jazzclub Cave 61

Von Michaela Adick
Musik aus den amerikanischen Sümpfen: Die Zydeco Playboys im Jazzclub Cave 61.Foto: Andreas Veigel
Musik aus den amerikanischen Sümpfen: Die Zydeco Playboys im Jazzclub Cave 61.Foto: Andreas Veigel

Heilbronn - Wenn das kein Kulturschock ist. Es darf getanzt werden - und das in den heiligen Hallen des Jazzclubs Cave 61.

Belustigt wirft Zydeco Ober-Playboy Dieter Kraus, der Mann am hippen, knallroten Akkordeon, einen Blick ins Publikum. So geht das aber nicht. Still sitzen und keinen Mucks von sich geben. Man wisse ja schon, dass man im hochehrwürdigen Heilbronner Cave gelandet sei.

Aber ob man nicht vielleicht eine klitzekleine Ausnahme machen könne? Auch die Oberbedenkenträger von der gestrengen und allzeit bereiten Jazzpolizei dürften sich ja mal ausruhen, so an Fasching. Das will wohl überlegt sein. Da kann ja jeder kommen. Erst einmal bleibt die Tanzfläche verwaist.

Doch die Caveler haben die Rechnung ohne die gewitzten Musiker der Zydeco Playboys aus dem Südwesten der Republik gemacht, die sich seit 15 Jahren der Musik aus den amerikanischen Sümpfen verschrieben haben.

Cajun spielen sie und kreolische Folklore, karibische Rhythmen, Tex-Mex-Polkas, den schwärzesten Blues und die herzzerreißendsten melancholischen Musettes. Und damit so ziemlich alles, was das multikulturelle, französisch-karibisch geprägte Louisiana aufbieten kann. Wie die Beserker schrubben sie ihr Waschbrett, auch Frottoir genannt, so als ob sie sich nun gleich auf Alligatoren-Jagd begeben wollten.

Die karibischen Trommeln geben den Rhythmus vor, während Leadsänger Dieter Kraus hingebungsvoll mit samtener Stimme, verblüffend originell die Sehnsuchtslieder aus dem amerikanischen Süden anstimmt. Und es wird geschwooft.

Nach Herzenslust wird Walzerrunde um Walzerrunde gedreht, Jungmänner krempeln ihre Ärmel hoch und versuchen sich im Line-Dance der Marke Eigenbau.

Aber wie wollte man auch diesen verflixt hartnäckigen Playboys widerstehen, wenn Van Morrissons Mädchen mit den braunen Augen an der nächsten Ecke wartet, und dann auch noch Willy DeVilles Schmachtfetzen „Demasiado Corazon“ lockt? Fast unbemerkt integrieren die Zydeco Playboys dann doch noch den ein oder anderen Song aus eigener Feder in ihr schier nicht enden wollendes Konzert.

Alligatorenjagd am Neckar

„Es ist doch so“, merkt Dieter Kraus später an. Jambalaya, der kreolische Reiseintopf aus Louisiana, das sei eine Sache. Sie würden halt in Flädle-Jambalaya machen.

Und siehe da: Es schmeckt nur allzu vorzüglich. Die Tanzfläche im Cave glüht. Man sollte sich direkt auf Alligatorenjagd am Neckarstrand begeben.

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