"Heilig ist nur der Schein" im Kulturkeller Heilbronn
Mit dem Kammerspiel "Heilig ist nur der Schein" von Cornelia Molle präsentiert das Kulturkellertheater in Heilbronn eine Uraufführung - und hofft, das Publikum wieder zu gewinnen. Was die beiden Schauspieler und die Regisseurin über das komödiantische Gedankenexperiment Lottogewinn zu sagen haben.

Schon einmal hatte das Kulturkellertheater ein glückliches Händchen mit der Wahl eines Stückes von Cornelia Molle. Nach "Verdammte Herzenssache" soll nun "Heilig ist nur der Schein" die Freunde von Heilbronns ältester Kleinkunstbühne zurück in den Kulturkeller in der Gartenstraße holen.
Mitunter vor gerade einmal fünf Personen haben Raik Singer und Katrin Bayer die "Herzenssache" während Corona gespielt. Enthusiasmus für das, was sie und die Kollegen vom Kulturkellertheater antreibt, ist das eine. Umsonst können und wollen sie aber nicht spielen.
Seit über 30 Jahren auf der Bühne
Neu zum Ensemble gehört Udo Grunwald, in Heilbronn kein Unbekannter, kam er doch bereits während der Ära Klaus Wagner ans Stadttheater, war danach bei den Klinikclowns und gehörte zum Team des Theaterschiffs. Während er wie auch Raik Singer, der einige Spielzeiten unter der Intendanz von Axel Vornam am Stadttheater spielte, heute als Edutainer der Experimenta und nebenbei mit dem Heilbronner Film- und Synchronbüro Hnywood arbeiten, ist die ehemalige Tänzerin und Artistin Katrin Bayer im Halbtagsjob in der Buchhaltung tätig. Steht aber wie die Kollegen seit über 30 Jahren - einst auch in Zirkusmanegen in Moskau, Brünn, in beiden Deutschlands und anderswo - auf der Bühne.
"Mich lässt das Theater nicht los", sagt sie. Bei "Heilig ist nur der Schein" ist sie Co-Regisseurin, das Stück ist für zwei Männerrollen geschrieben. Die Endproben verantwortet Bayer allerdings allein. Autorin Cornelia Molle, die ihre Uraufführung auf Drängen der Kulturtheaterkeller-Schar selbst inszeniert, kann krankheitsbedingt nun nicht mehr dabei sein.
Worum es in ihrem gut eineinhalb Stunden Kammerspiel inklusive Pause geht? Erst einmal um die Binse, dass Geld allein nicht glücklich macht - aber kein Geld auch nicht.
Auf den großen Gewinn im Lotto setzen
Josef und Hannes setzen entgegen aller Wahrscheinlichkeit auf den großen Lottogewinn. Als die alten Freunde und Herren im fortgeschrittenen Alter mit dem unerwarteten Geldsegen dastehen, bewahrheitet sich, was der irische Schriftsteller und Dandy Oscar Wilde einmal lapidar auf den Punkt gebracht hat: "Es gibt im Leben zwei Tragödien. Die eine ist die Nichterfüllung eines Herzenswunsches. Die andere ist seine Erfüllung. Von beiden ist die zweite die weitaus tragischere."
Eigentlich hatte Cornelia Molle, gebürtige Magdeburgerin und vor allem in den neuen Bundesländern bekannte Kabarettautorin für die Pfeffermühle, die Academixer und Herkuleskeule, das Stück für zwei Schauspieler aus Leipzig um die 80 Jahre schreiben wollen, was aber nicht zustande kam. Warum dann nicht für das Heilbronner Kulturkellertheater die Uraufführung umschreiben mit einem dramaturgischen Kniff?
Seit September laufen die Proben, anders als an einem kommunalen Theater nicht konzentriert am Stück, sondern in Abständen, je nachdem, wie es die Zeit den Theaterkellermachern erlaubt.
Zwei grundverschiedene Typen denken über ihr Leben nach
Die Schauspieler Raik Singer und Udo Grunwald mögen im besten Alter sein, aber eben keine ergrauten Alten. Im Stück nun stellen sich ihre Figuren vor, wie es wäre, als Greis einen Millionengewinn zu machen. Ein Gedankenexperiment, während dem die Bühnenfiguren - zwei grundverschiedene Charaktere, der eine Typ lockerer Zeitgenosse, der andere notorischer Bedenkenträger - die Vergangenheit Revue passieren lassen und ihre Lebensentwürfe durchkonjugieren.
Die zwei Freunde und Graubärte ringen, kämpfen und tricksen einander aus - heilig ist eben nur der Schein. "Auch wenn wir es dem Zuschauer nicht verraten, Josef und Hannes werden nach dieser gedanklichen und tragikomischen Versuchsanordnung andere sein", versichern Singer und Grunwald. Abgesehen davon, dass die zwei Schauspieler es schlicht reizvoll finden, auf der Bühne darüber zu sinnieren, wie es wäre, wenn man im Alter plötzlich viel Geld hat - aber nur noch wenig Zeit bleibt.
"Heilig ist nur der Schein": Premiere: Donnerstag, 20 Uhr Kulturkeller, Gartenstraße 64
Regie: Cornelia Molle, Katrin Bayer
Mit Udo Grunwald und Raik Singer
Tickets für 20 Euro plus Vorverkaufsgebühr: online www.kulturkeller.de, Buchhandlung Stritter, Tourist-Information Heilbronn sowie Abendkasse.
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