Mit künstlich aufgemöbelter Komik
Bad Wimpfen - Badische Landsbühne zu Gast im Kursaal mit "Doppeltüren" von Alan Ayckbourn

Bad Wimpfen - Wir schreiben das Jahr 2014. Den gebrechlichen Reece plagt kurz vor seinem Tod das schlechte Gewissen. Geschäftspartner hat er gnadenlos über den Tisch gezogen, machtgeil und geldgierig war er, hat mit Waffen und Devisen spekuliert und − schlimmer geht immer − seine erste Frau, schließlich auch seine zweite vom skrupellosen Partner Julian umbringen lassen.
Als Reece die Prostituierte Poopay auf sein Zimmer bestellt und nicht Sex verlangt, sondern sein Geständnis als Zeugin zu unterschreiben, bekommt Julian davon Wind. Er versucht die verwirrte Domina aus dem Weg zu räumen.
Zeitsprung
Auf der Flucht gerät Poopay zwischen zwei Türen und landet mit einem Zeitsprung rückwärts in der Hotelsuite der zweiten Gattin Ruella im Jahr 1994. Den Geständnissen auf der Spur, bedient sie sich ebenfalls des Tricks der Drehtüren und platzt zwanzig Jahre zurückversetzt in die Hochzeitsnacht ihres Exgatten mit seiner ersten Frau Jessica. Die Badische Landsbühne ist zu Gast im Kursaal mit "Doppeltüren". In dieser Krimikomödie aus dem Jahr 1994 vereint der englische Erfolgsdramatiker Alan Ayckbourn (1939) die Spannung eines Thrillers mit Science-Fiction-Elementen und bester englischer Komik.
Wandlungsfähig
Dennoch wirkt das Stück durch schauspielerische Brillanz. Allen voran die wandlungsfähige Alice Katharina Schmidt (Poopay), die als Domina beginnt und als braves Töchterchen am Ende im Fotoalbum blättert. Zwischen aufgeregtem Liebhaber in der Hochzeitsnacht und Herzinfarkt pendelt Hannes Höchsmann als reuiger Reece.
Der üble Julian ist eine Steilvorlage für René Laier, der den Mord in der Dusche − eines von mehreren Hitchcock-Zitaten, zelebriert und noch in der Leichenstarre für Wirbel sorgt. Cornelia Heilmann als Ruella versucht, mit Logik die Zeitfalte zu nutzen, will aus der neuen Zeitperspektive quasi vorausschauend die beiden Morde verhindern.
Klamauk
Besonders gelungen ihr Beinahe-Fenstersturz, der durch den Auftritt einer als Tod verkleideten Jessica (Andrea Nistor) vereitelt wird. Ein pfiffiges Frauentrio gegenüber männlichen Einzelkämpfern, deren dubiose Lebensentwürfe Ayckbourn entlarvt. Leider fällt in der deutschen Übersetzung der englische Wortwitz unter den Tisch. Eigentliches Manko der Bruchsaler Inszenierung von Jürgen Lingmann: Szenische Raffinesse und britischer trocken-schwarzer Humor werden als schriller Klamauk präsentiert.