Abriss der Schleyer-Halle in Stuttgart? Pläne für einen Arena-Neubau sorgen für Kritik
Die Veranstaltungsgesellschaft in.Stuttgart plant ab 2026 den Abriss der Hanns-Martin-Schleyer-Halle und gleichzeitig einen modernen Neubau. Doch es gibt Kritik an dem Vorhaben. Braucht Stuttgart eine neue Event-Halle oder wäre ein Umbau eine Alternative?

Die Hanns-Martin-Schleyer-Halle in Stuttgart feiert in diesem Jahr einen runden Geburtstag. 40 Jahre alt ist die größte Event-Location in der Landeshauptstadt, die bei ihrer Eröffnung 1983 ursprünglich als Radrennbahn angedacht war und zunächst vor allem für Sport-Großveranstaltungen genutzt werden sollte.
Über die Jahre wurde sie aber immer mehr zur Bühne für Rock, Pop, Klassik, Comedy und andere Events. Tina Turner, die Scorpions, Kool & The Gang, Herbert Grönemeyer, Phil Collins und Elton John sind nur einige der großen Künstler, die hier Konzerte gespielt haben.
Doch jetzt wird diese Ära eventuell ein Ende haben: Die Schleyer-Halle soll abgerissen werden und einem Neubau weichen. Jedenfalls wenn es nach der Veranstaltungsgesellschaft in.Stuttgart geht, die neben der Schleyer-Halle auch die Porsche-Arena, den Cannstatter Wasen, das Kultur- und Kongresszentrum Liederhalle und die Freilichtbühne in Killesberg betreibt.
Für wann der Abriss und Neubau geplant ist
"Wir brauchen eine neue Eventhalle, weil wir mit der aktuellen Schleyer-Halle für große internationale Sportveranstaltungen sowie große Kultur- und Entertainmentereignisse nicht mehr konkurrenzfähig sind", sagt Geschäftsführer Andreas Kroll im Gespräch mit der Stimme mit Blick auf große Konzerthallen in Berlin, Hamburg, Köln oder Mannheim. Damit meint er sowohl Europa- und Weltmeisterschaften, nationale Sportevents wie die Final Fours im Handball, Volleyball oder Basketball als auch Konzerte internationaler Künstler wie Madonna oder Ed Sheeran.
Kroll spricht von aktuell fehlender Infrastruktur, von technischen Defiziten. "Für Kulturveranstaltungen ist die Halle schlichtweg auch zu niedrig, sodass wir bei internationalen Produktionen gar nicht mehr angefragt werden", so der Geschäftsführer.
Und das hat die Veranstaltungsgesellschaft geplant: Wenn die Prozesse "optimal laufen", wie Kroll sagt, wird der Abriss der alten Schleyer-Halle im Frühjahr 2026 beginnen und bis Ende 2028 der Neubau entstehen. Knapp 15.000 Besucher passen derzeit in Stuttgarts größte Veranstaltungshalle, 5000 mehr sollen es mit dem Neubau sein. Die direkt danebenliegende Porsche-Arena wird bestehen bleiben und weiter bespielt. Für größere Veranstaltungen sollen während der Bauzeit Ausweichquartiere in Stuttgart gefunden werden. Das Gesamtprojekt soll um die 250 Millionen Euro kosten.
Eine Machbarkeitsstudie soll im Frühjahr vorgestellt werden
Wo soll ein möglicher Neubau stehen? Immer noch zwischen Mercedesstraße und Benzstraße. "Die neue Arena ist an der Stelle geplant, an der die jetzige Schleyer-Halle steht", sagt Andreas Kroll. "Dazu kommt ein Bereich hinter der Halle, der aktuell als Zelt-Interimslösung für ausgelagerte Materialien der Schleyer-Halle dient", so der Geschäftsführer von in.Stuttgart.
Im Frühjahr will in.Stuttgart dem Gemeinderat eine Machbarkeitsstudie vorstellen und auch den genauen Kostenrahmen präsentieren. "Wir sind mit der Studie schon sehr weit", sagt Kroll. Doch es gibt Kritik an dem Vorhaben. Unter anderem von der Fraktionsgemeinschaft "Puls", die bemängelt, dass lediglich über einen Neubau gesprochen wird und nicht über Alternativen.
Ein weiterer Diskussionspunkt ist der Klimaschutz, bei dem der Bau womöglich nicht mit den Klimazielen der Stadt Stuttgart unter einen Hut zu bringen ist. Von einem "maßlosen Wettrüsten" mit anderen Städten sprach laut "Stuttgarter Nachrichten" die Stadträtin Verena Hübsch. Andreas Kroll will sich dieser Kritik stellen, weist den Vorwurf eines Wettrüstens aber zurück. "Wir haben schlichtweg mit der SAP-Arena in Mannheim einen Mitbewerber, der attraktivere Rahmenbedingungen bieten kann."
Die Besucher-Kapazität soll durch den Neubau erhöht werden
Ist der Umbau der alten Schleyer-Halle eine Alternative? "Nein. Allein schon, wenn man den aktuellen Bestand erhalten wollte, müsste man eine dreistellige Millionensumme investieren und hätte keine Verbesserung", so Kroll. Beim Hallenneubau geht es auch um die Erhöhung von Besucher-Kapazitäten. "Wir können die alte Halle nicht einfach höher bauen. Weil man die Statik der Halle neu gründen müsste und sie danach auch bis auf die Straße reichen würde."
Lapidar sagt Andreas Kroll dann noch: "Wenn man nichts Neues haben möchte, dann muss man damit leben, dass die Attraktivität der Veranstaltungsstadt Stuttgart nachlässt." Es bleibt spannend, wie sich die Diskussion in den nächsten Monaten entwickelt. Einen prominenten Fürsprecher hat in.Stuttgart jedenfalls schon. "Wir bräuchten dringend eine neue Hanns-Martin-Schleyer-Halle mit einer höheren Kapazität", sagte Michael Russ - in Stuttgart mit der SKS Russ eine Konzertveranstalter-Institution - im Stimme-Interview 2020.
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