Zentrales Hauptquartier für Streuobstfreunde
Die jahrhundertealte Scheune an der Ecke Leiergasse und Hafnergasse schien dem Abriss geweiht. Jetzt wird das Gebäude herausgeputzt.

Die Streuobstler, eine Untergruppe des Obst- und Gartenbauvereins, haben es von der Stadt gepachtet und wollen dort die heimischen Früchtchen in den Fokus rücken. Die Stadt freut sich schon auf einen "wichtigen Mosaikstein" für die Gartenschau 2021.
Die Leiergasse im Eppinger Zentrum macht einen gehörigen Wandel durch. Die Straße ist schmuck saniert, neue Wohngebäude sind entstanden, die historische Stadtmauer ist gerettet, bei der früheren Kepner-Druckerei rückt der Abrissbagger an.
Dieses Schicksal bleibt dem nach einem Vorbesitzer Scheune Staub genannten Fachwerkbau erspart. Die Stadt Eppingen investiert 31 000 Euro in einen neuen Boden, Anschlüsse, einen Fassadenputz und einen Anstrich. Dann ist angerichtet für die Streuobstler, die sich unter dem Dach des OGV für alte Baumbestände und die gefährdete Tradition des Obstauflesens engagieren.
Streuobstbörse
Die Gruppe pachtet die Scheuer, wie der Vorsitzende Rudolf Mayer-Ullmann gegenüber unserer Zeitung bestätigte. "Wir wollen demonstrieren, wie man früher Apfelsaft gemacht hat", umreißt er die Idee. Die Streuobst-Scheune soll aber kein Museum werden. Die Gartenfreunde stellen dort eine hydraulische Presse auf und bieten Besitzern von Obstbäumen die Gelegenheit, ihre Äpfel oder Birnen auch in kleinen Chargen zum eigenen Saft zu pressen.
"Viele wissen gar nicht mehr, wo das möglich ist", sieht Mayer-Ullmann Nachholbedarf. Ihm schwebt zudem eine Streuobstbörse im historischen Fachwerkambiente vor. "Dort kann man Leute zusammenbringen, die Wiesen pflegen." Denn die werden immer weniger. Die Wiesen in Schuss zu halten und das Obst aufzuklauben, ist mühsam, der Ertrag kaum der Rede wert. Das hat sich kaum geändert, obwohl es zuletzt einige Lichtblicke gab. Der Preis für Streuobst stieg im Vorjahr wieder, eine erstmals vom Land ausgelobte Baumschnittprämie (siehe Hintergrund) fand großen Anklang. Trotzdem: Streuobstwiesen als prägende Kulturlandschaft sind auf dem Rückzug. "Das ist ein schleichender Prozess", weiß Mayer-Ullmann, "aber es wird immer deutlicher."
Mostverkauf
Dem wollen die Streuobstler mit ihrer Initiative entgegen wirken. Nicht zuletzt erhofft sich die Stadt einen weiteren kleinen Baustein für die Gartenschau im Jahr 2021. Die Gartenfreunde haben schon signalisiert, dass die Scheune auch während der Veranstaltung Anlaufstelle sein kann.

Das ist ganz im Sinne von Peter Thalmann. "Wir müssen Brücken schaffen", sagt der Baubürgermeister mit Blick auf 2021. Die Gartenschau dürfe nicht nur das relativ kleine Parkgelände umfassen, "Eppingen soll als Ganzes wahrgenommen", die Besucher in die Stadt gelotst werden. Die Streuobstfreunde haben zunächst am 2. Oktober einen Mostverkauf geplant. Dann ist die Sanierung wohl abgeschlossen und die alte Scheune in der Leiergasse auf dem besten Weg, wieder zum Blickfang zu werden.
Stimme.de