Ortsumfahrung Richen: Gibt es neue Hoffnung für den lärmgestressten Eppinger Stadtteil?
Teilnehmer eines Gesprächs im Verkehrsministerium berichten vom Versprechen des Ministers, die Ortsumfahrung für den Eppinger Stadtteil Richen wohlwollend zu prüfen. Noch sind aber längst nicht alle Hürden beseitigt.

Ein Gespräch über eine mögliche Verkehrsentlastung des Eppinger Stadtteils Richen im Verkehrsministerium ist nach Einschätzung des Landtagsabgeordneten Erwin Köhler (Grüne) am Mittwoch "konstruktiv" verlaufen. Noch gebe es aber keine Entscheidung über mögliche Maßnahmen. Im Raum steht nach wie vor eine westliche Umfahrung des lärmgeplagten Ortes.
An dem Gespräch nahmen neben Minister Winfried Hermann Eppingens Bürgermeister Peter Thalmann, Richens Ortsvorsteher Giselbert Seitz und Köhler als Organisator des Treffens teil. Hermann habe im Rahmen des jüngsten Gesprächs eine "wohlwollende Prüfung" in Aussicht gestellt. "Der Minister hat großes Verständnis für die Verkehrsbelastung in Richen gezeigt und darauf verwiesen, dass das Schaffen von lebenswerten Ortsmitten eines der politischen Ziele der Regierung ist", ergänzt Thalmann.
Welche Hausaufgaben auf dem Weg zu einer Ortsumfahrung bei Richen noch zu erledigen sind
Der Baubürgermeister bestätigt, dass Hermann versichert habe, das Projekt wohlwollend zu unterstützen. Die Stadt Eppingen habe nun verschiedene Prüfaufträge abzuarbeiten und "grundsätzliche Dinge" zu klären. Dazu zähle, die Art eines Planungsverfahrens zu erörtern. "Wir befinden uns also in der Prüfung der grundsätzlichen Machbarkeit. Inwieweit diese zu bewerten ist, werden wir in etwa drei Monaten wissen".
Winfried Hermann hatte Richen im Januar besucht und eine Antwort für die Verkehrsprobleme in Aussicht gestellt. Ortsvorsteher Seitz hatte danach das monatelange Ausbleiben der angekündigten Stellungnahme wiederholt kritisiert. Offenbar haben das Verkehrsministerium und untergeordnete Behörden nun die Taktzahl erhöht. "Es gibt ganz klare Arbeitsaufträge", so Köhler.
Warum eine Ortsumfahrung für Richen so wichtig ist
In den kommenden Wochen fänden enge Abstimmungen zwischen Land, Regierungspräsidium, Landkreisverwaltung und der Kommune statt. Der Eppinger Gemeinderat wurde am 27. Juni in nicht-öffentlicher Sitzung über den bisherigen Sachstand informiert. Eine Verkehrsentlastung wäre für Richens weitere Entwicklung essentiell. Schließlich hat sich die Zahl der täglichen Kraftfahrzeuge seit den ersten Messungen vor 30 Jahren von 7000 auf 13.000 beinahe verdoppelt, was den Wohnwert mancher Immobilie schmälert.
So verstärken sich in der Stadt und ihrem verkehrsgeplagten Ortsteil jetzt wieder die Hoffnungen auf eine Ortsumgehung. 2005 hatte das Land dem Vorhaben noch vordringlichen Bedarf bescheinigt. Zehn bis zwölf Millionen Euro sollte die rund 1,5 Kilometer lange Neubautrasse kosten, die in einem Bogen westlich des Richener Industriegebiets verlaufen, mit einer Brücke Elsenz und Bahnlinie überqueren und südlich von Ittlingen wieder auf die bestehende Landesstraße treffen sollte. 2013 war dann Richen in der Prioritätenliste nicht mehr aufgetaucht.
Mit welchem Werkzeug schon etwas Entlastung erzielt wurde
Inzwischen geht es nur noch um die Entkopplung Richens vom Durchgangsverkehr, die "kleine Umfahrung" also. Die Gemeinde Ittlingen hat mit der angestrebten Verlegung seiner Ortsdurchfahrt von den Häusern weg in Richtung Bahntrasse einen eigenen Weg gefunden, die Verkehrsbelastungen für die Bewohner verträglicher zu organisieren.
Als sofort wirksame Zwischenlösung ist in Richen im Jahr 2013 Tempo 30 aus Lärmschutzgründen angeordnet worden. Zwei Blitzer hat es vorher schon gegeben. Im Jahr 2016 erhielt der Ort am Abzweig in die Richtungen Gemmingen und Stebbach einen Kreisverkehr, weshalb der dortige Blitzer entfernt wurde. Seit Januar 2022 hat Richen wieder eine zweite Anlage, und zwar an der Ittlinger Straße unweit der evangelischen Kirche.