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30 Jahre Lärm und Schäden durch Lkw: Richen hofft erneut auf eine Ortsumgehung

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In den kommenden Tagen wird in Eppingen eine Antwort des Verkehrsministers zu Richens Ortsumgehung erwartet. Der Anteil der Lkw am Durchgangsverkehr hat sich in den vergangenen Jahren vervielfacht.

Lärm und Schäden: Vor allem die Lkw gelten als große Belastung für den Eppinger Ortsteil. Seit 30 Jahren kämpft der Ort um eine Umgehungsstraße.
Foto: Andreas Veigel
Lärm und Schäden: Vor allem die Lkw gelten als große Belastung für den Eppinger Ortsteil. Seit 30 Jahren kämpft der Ort um eine Umgehungsstraße. Foto: Andreas Veigel  Foto: Veigel, Andreas

Eppingen könnte in den kommenden Tagen Bescheid bekommen, ob nach langem Warten endlich eine Ortsumgehung um Richen herum gebaut wird oder nicht. Diese Einschätzung hat der Landtagsabgeordnete Erwin Köhler (Bündnis 90/Die Grünen) gegenüber der Stimme abgegeben.

Verkehrsminister Winfried Hermann, wie Köhler Mitglied der Grünen, hatte dem vom Durchgangsverkehr geplagten Eppinger Teilort am 16. Januar einen zunächst vertraulich gehaltenen Besuch abgestattet. Der Minister informierte sich über die Ortsdurchfahrt mit den klassifizierten Landesstraßen L1110 und L592. Hermann habe sich "negativ beeindruckt" gezeigt, bestätigt Köhler.

Stadtverwaltung hält sich noch bedeckt

Der Landtagsabgeordnete hatte Hermanns Besuch im Rahmen einer Sondersitzung des Ortschaftsrats zur Verkehrsbelastung im Juni 2021 angekündigt. "Die Situation in Richen hat der Minister als Chefsache mit nach Stuttgart genommen", so Köhler. Er rechne mit einer Antwort aus dem Ministerium Mitte März.

Die Eppinger Stadtverwaltung hält sich zu möglichen Terminen und Ergebnissen noch bedeckt. Zum Thema Ortsumfahrung Richen gebe es keinen neuen Sachstand. Die Pressestelle verweist auf Oberbürgermeister Klaus Holaschke: "Das ist unser Hauptthema - wir bleiben dran." Wie die Stadt mitteilt, liegt dem Ministerium für Verkehr die aktuelle Verkehrsuntersuchung mit der Forderung der Ortsumfahrung vor. "Weitere Schritte, Prüfungen und gegebenenfalls Maßnahmen bleibt es abzuwarten."

Der Ortsvorsteher will bald "Wichtiges" verkünden

Genaueres teilt Ortsvorsteher Giselbert Seitz mit. Demnach gebe es im März eine große Bürgerversammlung, auf der "Wichtiges" verkündet werde, so ließ sich der Ortsvorsteher auf der jüngsten Sitzung des Technischen Ausschusses vernehmen.

Egal, wie die Stuttgarter Entscheidung ausgeht: Eine Verkehrsentlastung wäre für Richens weitere Entwicklung essentiell. Schließlich hat sich die Zahl der täglichen Kraftfahrzeuge seit den ersten Messungen vor 30 Jahren von 7000 auf 14.000 verdoppelt, was den Wohnwert mancher Immobilie schmälert. Was den Ortschaftsrat laut Seitz noch mehr besorgt: Der Anteil der Lkw hat sich laut der jüngsten Untersuchung von fünf auf 30 Prozent versechsfacht. "Gerade die Laster sind es, die zu Lärm und Schäden führen", so der Ortsvorsteher.

Rätselraten, warum Richen aus der Prioritätenliste gefallen ist

So verstärken sich in der Stadt und ihrem verkehrsgeplagten Ortsteil jetzt wieder die Hoffnungen, auf der Prioritätenliste des Landes für eine Ortsumgehung erneut ganz nach oben zu rutschen, so wie es 1995 bis 2013 der Fall war. Damals hatte das Land dem Vorhaben vordringlichen Bedarf bescheinigt. Zehn bis zwölf Millionen Euro sollte die rund 1,5 Kilometer lange Neubautrasse kosten, die in einem Bogen westlich des Richener Industriegebiets verlaufen, mit einer Brücke Elsenz und Bahnlinie überqueren und südlich von Ittlingen wieder auf die bestehende Landesstraße treffen sollte. 2013 war dann Richen in der Prioritätenliste nicht mehr aufgetaucht.

Inzwischen geht es laut Köhler und Seitz nur noch um die Entkopplung Richens vom Durchgangsverkehr, die "kleine Umfahrung" also. Ittlingen hat mit der Verlegung seiner Ortsdurchfahrt von den Häusern weg an die Schiene einen eigenen Weg gefunden, die Verkehrsbelastungen für die Bewohner verträglicher zu organisieren.

Was der Verkehr mit der Sanierungsbereitschaft im Ort zu tun hat

Als Interimslösung ist in Richen im Jahr 2013 Tempo 30 aus Lärmschutzgründen angeordnet worden. Zwei Blitzer hat es vorher schon gegeben. Im Jahr 2016 erhielt der Ort am Abzweig in die Richtungen Gemmingen und Stebbach einen Kreisverkehr, weshalb der dortige Blitzer entfernt wurde. Seit Januar 2022 hat Richen wieder eine zweite Anlage, und zwar an der Ittlinger Straße unweit der evangelischen Kirche.

Nachdem Richen aus der Prioritätenliste rausgefallen war, entschieden sich Gemeinde- und Ortschaftsrat für eine Teilnahme am Landessanierungsprogramm. Dessen Durchführung gilt im Ort längst als ein Erfolgsmodell. In seiner jüngsten Sitzung hat der Technische Ausschuss die Erweiterung der Planungskulisse um das Gebiet zwischen Ortskern und Bahnhof beschlossen. In Statements machten sowohl die Verwaltungsspitze als auch Redner aus den Reihen der Fraktionen deutlich, dass sie einen direkten Zusammenhalt zwischen der Verkehrsberuhigung und der Bereitschaft, am Sanierungsprogramm teilzunehmen, sehen.

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