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Bad Rappenau
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Bad Rappenauer Wasserschloss muss brandtechnisch aufgerüstet werden

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Neue Türen, eine Erweiterung des Meldenetzes: Das Wasserschloss muss an die aktuelle Brandschutzverordnung angepasst werden. Dazu gehört auch eine von den Bad Rappenauer Stadträten stark diskutierte Fluchttreppe.

Das über 400 Jahre alte Wasserschloss bekommt Brandschutztüren und eine neue Brandmeldeanlage. Eine Außentreppe wird es vorerst nicht geben. Foto: Archiv
Das über 400 Jahre alte Wasserschloss bekommt Brandschutztüren und eine neue Brandmeldeanlage. Eine Außentreppe wird es vorerst nicht geben. Foto: Archiv  Foto: Hofmann

Ausstellungen, Lesungen, Konzerte, Kinderferienprogramm: Das Bad Rappenauer Wasserschloss wird vielfältig genutzt. Doch das über 400 Jahre alte Gebäude erfüllt schon länger nicht mehr die aktuellen Auflagen an den Brandschutz. Allerdings steht das Schloss auch unter Denkmalschutz, was die Umsetzung der erforderlichen Maßnahmen kompliziert gestaltet.

Bisher keine Einigung mit dem Landesdenkmalamt

Das größte Problem: die nicht vorhandene Fluchttreppe. "Wir haben uns dazu mit dem Landesdenkmalamt noch nicht geeinigt", sagt Bad Rappenaus Oberbürgermeister Sebastian Frei in der letzten Sitzung des Gemeinderats vor den Sommerferien.

Deshalb hat die Verwaltung eine provisorische Gerüsttreppe vorgeschlagen. "Trotz guter Planung wird das nicht schön aussehen", sagt Frei. Die Situation sei alles andere als zufriedenstellend. "Aber sie unterliegt gewissen Zwängen." Notwendig ist das Provisorium, da im Inneren des Schlosses nur eine Wendeltreppe verbaut wurde. Als Fluchttreppe ist sie heutzutage nicht zulässig.

Ohne Visualisierung keine Entscheidung

Rund 90.000 Euro würde der zeitlich auf zwei bis drei Jahre begrenzte Anbau kosten. Für Robin Müller, Fraktionsvorsitzender der Grünen im Gemeinderat, zu teuer. Und nicht nur der Preis spielt bei seiner ablehnenden Haltung eine Rolle: "Wir brauchen eine Visualisierung, um entscheiden zu können." Sonst könne die Fraktion die Maßnahme nicht mittragen.

Müller stößt damit auf große Zustimmung im Gremium. Sie könne sich eine solche Treppe beim besten Willen nicht vorstellen, erklärt die Fraktionsvorsitzende der SPD, Gundi Störner. Eine Idee, wie das Gebilde letztendlich aussehen könnte, bekommt man, wenn man die Lösung am Hotel Dominikaner betrachtet. "Die ist wirklich schlimm", so Störner.

Verlegung von Veranstaltungen ist nicht möglich

Die Verwunderung über ein solches Bauwerk scheint viele Bad Rappenauer umzutreiben. Er sei schon mehrmals darauf angesprochen worden, sagt Klaus Ries-Müller. Der ÖDP-Fraktionsvorsitzende bringt deshalb eine andere, unorthodoxe Lösung ins Spiel: Die Veranstaltungen im Wasserschloss sollen, bis eine akzeptable Lösung gefunden ist, ins Erdgeschoss verlegt werden. "Konzerte können in die Schulmensa verlagert werden." So würden die oberen Geschosse nicht mehr genutzt, eine Außentreppe wäre in dieser Zeit nicht notwendig. Das funktioniert allerdings aus verschiedenen Gründen nicht. "Schon allein wegen der Kapazität", erklärt Sebastian Frei.

Als "markanten Eingriff in die Optik" bezeichnet Timo Reinhardt das Vorhaben. "Aber wir brauchen die Anlage", so der CDU-Fraktionsvorsitzende.

Erweiterung des Meldenetzes

Bei so wenig Zustimmung einigen sich die Stadträte letztendlich auf eine Vertagung der Entscheidung. Einig ist man sich allerdings bei den übrigen Maßnahmen, die auch für den OB "gesetzt" sind. Im Detail bedeutet das, die Brandmeldeanlage (BMA) aus den 90er Jahren zu erneuern. Geplant ist, das Meldenetz zur flächendeckenden Überwachung zu erweitern. 28.000 Euro kostet diese Maßnahme, die bis Ende Juli realisiert werden soll und der der Technische Ausschuss bereits seine Zustimmung gegeben hatte.

Zusätzlich müssen im gesamten Gebäude einzelne Rauchabschnitte geschaffen werden. Dafür werden vom Treppenturm aus in das Foyer jeder Etage neue Türen eingebaut. Für die Nachrüstung der vier Türen veranschlagt die Verwaltung insgesamt 38.000 Euro.

Doch das Thema Außentreppe ist damit noch nicht vom Tisch. Langfristig müsse eine Lösung gefunden werden, um den Betrieb in dem "Aushängeschild" aufrecht halten zu können, mahnt Sven Hofmann (Freie Wähler). "Wie groß wäre denn das Zeitfenster für die weitere Nutzung?", möchte der Stadtrat wissen. "Wir machen nicht morgen zu", so Sebastian Frei. "Aber wir brauchen eine Lösung."

Geschichte des Wasserschlosses

Der dreigeschossige Bau wurde im Jahr 1601 anstelle einer alten Wasserburg durch Eberhard von Gemmingen fertiggestellt. Das Gebäude steht auf in die Erde eingerammten Eichenbaumstämmen. Der Schlosssee wird vom Mühlbach gespeist. Genutzt wird das Schloss für kulturelle Veranstaltungen wie "Weltklasse am Klavier", diverse Ausstellungen und Lesungen. Im Schlosshof finden im Sommer Konzerte und Theateraufführungen statt. Wer möchte, kann in den Räumlichkeiten auch heiraten. 1956 erwarb die Gemeinde das Schloss und baute es bis 1965 für den Kurbetrieb um. Zwischen 1980 bis 2001 saß dort die Stadtverwaltung.

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