Die Öffentlichkeit soll über die Reaktivierung der Krebsbachtalbahn mitentscheiden
In nicht-öffentlicher Sitzung des Bad Rappenauer Gemeinderats wurde eine erstes Stimmungsbild zur Bahnstrecke eingeholt. Die Verwaltung will aber auch wissen, was die Bürger zu sagen haben.

Ein Projekt, das die Weichen für die Zukunft des ÖPNV im Krebsbachtal dauerhaft stellen könnte, ist die Reaktivierung der alten Bahnstrecke. Vergangene Woche stimmte der Gemeinderat in Neckarbischofsheim geschlossen zu. In Bad Rappenau hingegen wurde vorerst nur in nicht-öffentlicher Sitzung darüber gesprochen. "Das Meinungsbild ist nicht so eindeutig wie in Neckarbischofsheim", hält sich Oberbürgermeister Sebastian Frei bedeckt.
Hinter den Kulissen
Die Grünen-Fraktion hätte die Diskussion gerne im öffentlichen Teil gesehen, Robin Müller als Fraktionsvorsitzender hatte auch einen entsprechenden Antrag gestellt. Für ihn und seinen Kollegen Klaus Ries-Müller (ÖDP) ist die Reaktivierung ein Thema, das nicht hinter den Kulissen besprochen werden sollte. "Es handelte sich allerdings um einen ersten Aufschlag zur Info", sagt Sebastian Frei.
Dabei ist das Thema nicht neu. In den vergangenen Jahren wurde immer wieder darüber gesprochen, die 2009 stillgelegte Strecke für den täglichen Verkehr zu reaktivieren. Jetzt könnte man dem einen großen Schritt näher kommen.
2,6 Millionen Euro je Partner
Die Stadt müsste dafür - genauso wie Neckarbischofsheim, der Rhein-Neckar-Kreis sowie der Kreis Heilbronn - innerhalb von acht Jahren 2,6 Millionen Euro zahlen. Die Gesamtkosten liegen bei rund 60 Millionen Euro. An den anfallenden Betriebskosten wäre dann allerdings keiner der vier Partner beteiligt, die übernehmen Bund und Land.
Dass die Umsetzung nur am Geld scheitern könnte, glaubt Robin Müller nicht: "Natürlich könnte es passieren, dass Bad Rappenau dann keine gymnasiale Oberstufe bekommt", sagt er. Das Thema ist in der Kurstadt noch nicht ad acta gelegt, ein weiterer Antrag soll gestellt werden. Die Verbindung zum Adolf-Schmitthenner-Gymnasium in Neckarbischofsheim wäre durch eine durchgängige Bahnlinie wesentlich unkomplizierter als heute. Für Robin Müller und Klaus Ries-Müller überwiegen dennoch die Vorteile.
Image der Stadt würde sich verbessern
"Zum einen würde natürlich der individuelle Autoverkehr weiter von der Straße geholt werden", sagt der ÖDP-Vorsitzende. Besonders Obergimpern, das durch den Bau einer neuen Strecke nach Babstadt profitieren würde, sieht er im Vorteil: "Eine Ortsumfahrung gibt es dort ja nicht, Verkehrslärm und Feinstaub würden abnehmen." Darüber hinaus profitiere auch die Außendarstellung Bad Rappenaus, so Ries-Müller. "Der Bahnstandort würde aufgewertet werden", ergänzt Robin Müller. Durch die Reaktivierung könne außerdem die finanzielle Unterstützung durch das Land steigen, die Taktung der Züge könnte damit gesteigert werden, was sich wiederum positiv auf die Lebensqualität auswirke. Kurzum: "Das Image der Großen Kreisstadt würde sich verbessern."
Da es letztlich um die Interessen der Kurstädter geht, plant die Verwaltung eine Bürgerversammlung, "wahrscheinlich in Obergimpern und zeitnah Mitte März", so Sebastian Frei. Auch wenn der OB betont, dass man erst am Beginn stehe, noch nichts entschieden sei und man eruieren müsse: "Es ergibt keinen Sinn, wenn wir jetzt noch künstlich warten."
Nein zum Projekt würde wohl auch Ende des "Roten Flitzers" bedeuten
Robin Müller und Klaus Ries-Müller hoffen, dass sich die Bürger für die Reaktivierung aussprechen. "Bei einem Nein wäre das Projekt wohl tot", sagt der ÖDP-Vorsitzende. Genauso wie der Ausflugsverkehr des "Roten Flitzer". "Das Ziel war es, die Strecke zu erhalten, um sie später wieder zu öffnen", erklärt Ries-Müller. Diese Perspektive wäre dann hinfällig.