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Bad Rappenau
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Die Öffentlichkeit soll über die Reaktivierung der Krebsbachtalbahn mitentscheiden

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In nicht-öffentlicher Sitzung des Bad Rappenauer Gemeinderats wurde eine erstes Stimmungsbild zur Bahnstrecke eingeholt. Die Verwaltung will aber auch wissen, was die Bürger zu sagen haben.

Bisher befährt wenige Monate im Jahr eine Ausflugsbahn die Strecke der Krebsbachtalbahn. Jetzt geht es um die Reaktivierung für den Personennahverkehr.
Foto: Archiv/Simon Gajer
Bisher befährt wenige Monate im Jahr eine Ausflugsbahn die Strecke der Krebsbachtalbahn. Jetzt geht es um die Reaktivierung für den Personennahverkehr. Foto: Archiv/Simon Gajer  Foto: Gajer

Ein Projekt, das die Weichen für die Zukunft des ÖPNV im Krebsbachtal dauerhaft stellen könnte, ist die Reaktivierung der alten Bahnstrecke. Vergangene Woche stimmte der Gemeinderat in Neckarbischofsheim geschlossen zu. In Bad Rappenau hingegen wurde vorerst nur in nicht-öffentlicher Sitzung darüber gesprochen. "Das Meinungsbild ist nicht so eindeutig wie in Neckarbischofsheim", hält sich Oberbürgermeister Sebastian Frei bedeckt.

Hinter den Kulissen

Die Grünen-Fraktion hätte die Diskussion gerne im öffentlichen Teil gesehen, Robin Müller als Fraktionsvorsitzender hatte auch einen entsprechenden Antrag gestellt. Für ihn und seinen Kollegen Klaus Ries-Müller (ÖDP) ist die Reaktivierung ein Thema, das nicht hinter den Kulissen besprochen werden sollte. "Es handelte sich allerdings um einen ersten Aufschlag zur Info", sagt Sebastian Frei.

Dabei ist das Thema nicht neu. In den vergangenen Jahren wurde immer wieder darüber gesprochen, die 2009 stillgelegte Strecke für den täglichen Verkehr zu reaktivieren. Jetzt könnte man dem einen großen Schritt näher kommen.

2,6 Millionen Euro je Partner

Die Stadt müsste dafür - genauso wie Neckarbischofsheim, der Rhein-Neckar-Kreis sowie der Kreis Heilbronn - innerhalb von acht Jahren 2,6 Millionen Euro zahlen. Die Gesamtkosten liegen bei rund 60 Millionen Euro. An den anfallenden Betriebskosten wäre dann allerdings keiner der vier Partner beteiligt, die übernehmen Bund und Land.

Dass die Umsetzung nur am Geld scheitern könnte, glaubt Robin Müller nicht: "Natürlich könnte es passieren, dass Bad Rappenau dann keine gymnasiale Oberstufe bekommt", sagt er. Das Thema ist in der Kurstadt noch nicht ad acta gelegt, ein weiterer Antrag soll gestellt werden. Die Verbindung zum Adolf-Schmitthenner-Gymnasium in Neckarbischofsheim wäre durch eine durchgängige Bahnlinie wesentlich unkomplizierter als heute. Für Robin Müller und Klaus Ries-Müller überwiegen dennoch die Vorteile.

Image der Stadt würde sich verbessern

"Zum einen würde natürlich der individuelle Autoverkehr weiter von der Straße geholt werden", sagt der ÖDP-Vorsitzende. Besonders Obergimpern, das durch den Bau einer neuen Strecke nach Babstadt profitieren würde, sieht er im Vorteil: "Eine Ortsumfahrung gibt es dort ja nicht, Verkehrslärm und Feinstaub würden abnehmen." Darüber hinaus profitiere auch die Außendarstellung Bad Rappenaus, so Ries-Müller. "Der Bahnstandort würde aufgewertet werden", ergänzt Robin Müller. Durch die Reaktivierung könne außerdem die finanzielle Unterstützung durch das Land steigen, die Taktung der Züge könnte damit gesteigert werden, was sich wiederum positiv auf die Lebensqualität auswirke. Kurzum: "Das Image der Großen Kreisstadt würde sich verbessern."

Da es letztlich um die Interessen der Kurstädter geht, plant die Verwaltung eine Bürgerversammlung, "wahrscheinlich in Obergimpern und zeitnah Mitte März", so Sebastian Frei. Auch wenn der OB betont, dass man erst am Beginn stehe, noch nichts entschieden sei und man eruieren müsse: "Es ergibt keinen Sinn, wenn wir jetzt noch künstlich warten."

Nein zum Projekt würde wohl auch Ende des "Roten Flitzers" bedeuten

Robin Müller und Klaus Ries-Müller hoffen, dass sich die Bürger für die Reaktivierung aussprechen. "Bei einem Nein wäre das Projekt wohl tot", sagt der ÖDP-Vorsitzende. Genauso wie der Ausflugsverkehr des "Roten Flitzer". "Das Ziel war es, die Strecke zu erhalten, um sie später wieder zu öffnen", erklärt Ries-Müller. Diese Perspektive wäre dann hinfällig.

 

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Kommentare

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Jörg Haffelder am 04.02.2022 20:42 Uhr

Ich möchte dem Artikel noch Folgendes hinzufügen:

Die genannte Kostenbeteiligung von 2,6 Millionen Euro ist zweifelsohne für beide Kommunen viel Geld. Allerdings darf man hier nicht vergessen, dass man für diese Investition eine sehr gute Rendite erzielt. Das ermittelte Kosten-Nutzen-Verhältnis liegt wohl bei 1:1,43.
Dazu kommt noch, dass diese Investition (im Gegensatz zum bisherigen Stadtbahnausbau) keine Folgekosten für die Stadt nach sich ziehen wird. Die Betriebskosten werden vom Land übernommen.

Zusätzlich muss man noch Gesamtinvestition von zirka 60 Millionen Euro sehen, die man damit in die Region holt. Geld, das sonst irgendwo anders investiert wird. Denn ausgegeben wird dieses Fördergeld in jedem Fall irgendwo im Land.

Das heißt: Für einen zukunftsorientierten und auf Nachhaltigkeit bedachten Gemeinderat kann es hier nur eine Entscheidung geben: Ja zur Krebsbachtalbahn, ja zum Ausbau, ja zum Lückenschluss!

Damit könnte man auch die Babstadter Eltern entlasten, deren Kinder heute schon das Neckarbischofsheimer Gymnasium besuchen. Diese Schulkinder aus Babstadt fahren heute umständlich mit dem Zug nach Bad Rappenau und dann mit dem Bus wieder in die andere Richtung über Obergimpern nach Neckarbischofsheim. Alternativ organisieren die betroffenen Eltern heute teilweise auch einen privaten Fahrdienst nach Obergimpern. Da wäre eine direkte Bahnverbindung vom neuen Haltepunkt "Babstadt Nord" nach Neckarbischofsheim natürlich sicher willkommen.

Ich habe in den letzten Tagen mit vielen Bürgern aus Obergimpern gesprochen. Niemand, wirklich niemand hat sich kritisch zu Bahn geäußert!
Ich gehe davon aus, dass sich der Bad Rappenauer Gemeinderat seiner Verantwortung hier bewusst ist, denn wir wollen uns doch alle in 20 Jahren nicht von unseren Kindern und Enkeln vorwerfen lassen, im Jahr 2022 eine einmalige Chance für den Ort, die Bürger und die Umwelt verpasst zu haben!

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