Stimme+
Gemmingen
Lesezeichen setzen Merken

Arbeiten im und am Alten Rentamt in Gemmingen schreiten voran

   | 
Lesezeit  2 Min
Erfolgreich kopiert!

Über sechs Jahre besitzt Markus Malo mittlerweile das große Fachwerkgebäude, an Gründonnerstag könnte es endlich soweit sein: Dem Historiker wurde in Aussicht gestellt, dass er dann einziehen kann. Doch bis dahin ist noch viel zu tun.

Türen und Rahmen werden, wenn möglich, restauriert und weiter genutzt.
Türen und Rahmen werden, wenn möglich, restauriert und weiter genutzt.  Foto: Hofmann, Elfi

Wenn sich Markus Malo eines nicht nehmen lässt, dann seinen Humor. 2015 hat der Historiker das Alte Rentamt in Gemmingen gekauft. "Damals war die Rede von einer Bauzeit über wenige Monate", erinnert er sich. Er hatte sich bewusst nach einem denkmalgeschützten Haus umgeschaut. Das markante Gebäude habe grundsätzlich nutzbar ausgesehen, was ihm auch von Fachleuten bestätigt wurde.

Dreimaliger Anstrich für Fassade und Fensterläden

Doch nach und nach taten sich immer mehr kleinere, mittlere und große Katastrophen auf. Bereits im Mai, nachdem ein Wasserrohrbruch den Gewölbekeller geflutet hatte, merkte er an: "Ich würde es wohl nicht nochmal machen. Außer, ich hätte einen reichen Erbonkel." Der ist zwar noch immer nicht aufgetaucht, aber die Arbeiten sind seitdem vorangegangen. Ein Teil der Fachwerkfassade ist mit Leinölfarbe gestrichen. Das muss dreimal erledigt werden. Gemeinsam mit seiner Lebensgefährtin hat er außerdem die insgesamt 45 Fensterläden grün getüncht, ebenfalls drei Mal. "Nach dem Wochenende hatte sie blutige Finger", sagt Malo. Doch die Schmerzen hätten sich gelohnt.

Auch wenn solche Arbeiten nur kleine Puzzleteile im Gesamtwerk sind: Sie geben dem Gebäude, das stellenweise über 400 Jahre alt ist, ein Stück seines alten Glanzes zurück. Im Inneren ist davon für den Laien noch wenig zu erkennen. Dort sollen auf zwei Etagen verteilt drei Wohnungen entstehen. "Meine Eltern sollen unten einziehen, ich werde oben leben", erklärt Markus Malo. Dass die Wände nicht in 90-Grad-Winkeln zueinander stehen und die Decken unterschiedlich hoch sind, das mache den Reiz einer solche Immobilie aus.

Feuerschutz für Holz- und Stahlbalken

Weniger reizvoll waren die durchgefaulten Dachbalken. Besonders die große Eingangshalle war davon betroffen. Das Holz dort wurde teilerneuert und muss noch feuerfest gemacht werden. Das gilt auch für die neu eingezogenen Stahlbalken; sie werden mit Platten verkleidet. "Holz ist ab einer gewissen Dicke feuerhemmend, Stahl hält nur bis zu einer bestimmten Temperatur und gibt dann nach", erklärt der 50-Jährige. Bestes Beispiel dafür sei der Brand in Notre-Dame.

Ohne die Stahlkonstruktion wäre eine weitere Nutzung übrigens nicht möglich, denn das gesamte Haus ruht auf Trägern. Auf seinem Blog erklärt Markus Malo es folgendermaßen: "Im Dachboden sind zwei horizontale stählerne Rahmen auf stählernen Stützen eingebaut. Daran sind Elemente des hölzernen Tragwerks angeschraubt und damit quasi ?aufgehängt", um das bestehende Tragwerk zu entlasten und die gegenwärtigen Verformungen zu stabilisieren." Auch das Gewölbe war hochgradig instabil und an zwei Stellen 20 Zentimeter abgesackt. "So kommt eins zum anderen."

Gründonnerstag soll eingezogen werden

Trotz der vielen Baustellen innerhalb der Baustelle habe man ihm versichert, dass er Gründonnerstag einziehen könne. Das wäre am 14. April 2022, also in nicht einmal vier Monaten, der Fall. Bis dahin müssen in mehreren Räumen Böden verlegt und die Wände verputzt werden. Auch sanitäre Anlagen werden eingebaut.

Spuren "ahistorischer" Umbauten

"Sehen Sie die Kabel, die da raus hängen?", fragt der Bibliotheksoberrat und zeigt auf mehrere isolierte Stränge. "Die müssen noch in die Wände, dann kommt der Gipser." Doch die Handwerker lassen seit geraumer Zeit auf sich warten. Wenn Markus Malo aber eines in den vergangenen Jahren gelernt hat, dann ist es, geduldig zu sein und auch darüber hinwegzusehen, dass mehrere Umbaumaßnahmen der vergangenen Jahrzehnte Spuren hinterlassen haben. Manches sei "gruselig ahistorisch".

Ausdauernd sind auch die Orangenbäumchen, die seit sechs Jahren in und im Sommer vor dem Haus stehen und ihre Heimat auf der Terrasse finden sollen. Die ist auch noch nicht ganz fertig. Aber Markus Malo ist geduldig.

Geschichte des Rentamts

In einem Rentamt war früher die Finanzverwaltung untergebracht. Diese wurde von einem Rentmeister geleitet. Verwaltet wurden von ihm die grundherrschaftlichen Einkünfte, auch Renten genannt. Das Gebäude in Gemmingen war spätestens seit dem späten 17. Jahrhundert Verwaltungszentrum einer barocken Gutsanlage sowie der Grundherrschaft der Herren von Gemmingen. Errichtet wurde das Gebäude um das Jahr 1671. Seitdem wurde es mehrmals erweitert und umgebaut - zum Leidwesen seines aktuellen Besitzers nicht immer historisch korrekt.

Im Dachgeschoss wurde auf der Gesamtfläche des Hauses großzügig Dämmmaterial verteilt. Steckt man den Arm hinein, reicht es bis zum Ellenbogen.
Im Dachgeschoss wurde auf der Gesamtfläche des Hauses großzügig Dämmmaterial verteilt. Steckt man den Arm hinein, reicht es bis zum Ellenbogen.  Foto: Hofmann, Elfi
Das Alte Rentamt ist nach wie vor eingezäunt. Noch ist nicht die gesamte Fassade gestrichen. Sobald es wärmer ist, soll es im unteren Teil weitergehen.
Fotos: Elfi Hofmann
Das Alte Rentamt ist nach wie vor eingezäunt. Noch ist nicht die gesamte Fassade gestrichen. Sobald es wärmer ist, soll es im unteren Teil weitergehen. Fotos: Elfi Hofmann  Foto: Hofmann, Elfi
Kommentar hinzufügen

Kommentare

Neueste zuerst | Älteste zuerst | Beste Bewertung
Keine Kommentare gefunden
  Nach oben