Lage der Kanu-Branche in Hohenlohe bleibt angespannt
Der Kanu-Tourismus auf Jagst und Kocher läuft trotz Corona-Lockerungen und gutem Wetter noch schleppend. Die Gründe dafür sind vielschichtig.

Das Wetter ist optimal: sonnig, trocken, nicht zu heiß. Die Pegelstände von Jagst und Kocher sind auf einem guten Niveau. Alles in allem beste Voraussetzungen für Kanutouren durchs schöne Hohenloher Land. Nur die Nachfrage, die schwächelt. Kein Aufatmen also für die von der Corona-Pandemie gebeutelte Event- und Tourismusbranche.
Das bestätigt auch Wolfgang Riegler vom Gasthaus Krone in Krautheim, der Kanus verleiht und Touren anbietet. Das Geschäft laufe trotz der Lockerungen noch nicht richtig an. Das aktuell schöne Wetter führe ebenso wenig zu vermehrten Buchungen. "Das wundert mich ehrlich gesagt selbst", berichtet Riegler. "Vergangenes Jahr, als wir wieder anfangen durften, lief es vom 2. Juni weg gut an."
Tendenz steigend, aber viele sind vorsichtig
Immerhin vorsichtig optimistisch ist Daniel Heffner, der mit seinem Unternehmen Heffner Outdoor Events aus Ingelfingen auch Kanutouren auf Jagst und Kocher anbietet. "Die Tendenz ist steigend, aber alle scheinen erst wieder warmwerden zu müssen mit dem Thema", sagt er. Viele Firmen und Vereine seien noch sehr vorsichtig. Merkt er das gute Wetter, was die Nachfrage betrifft? "Die Anfragen sind gestiegen", in konkreten Buchungen schlage sich das bisher nicht nieder. Es zeichne sich ab, dass die Menschen - ähnlich wie das bei den wechselnden Corona-Vorschriften war - eine bestimmte Anlaufzeit brauchen.
Ein weiteres Problem seien Personalsorgen, so Heffner. Ähnlich dem Gastgewerbe hätten sich in den beiden Corona-Jahren viele Mitarbeiter neue Jobs in anderen Branchen gesucht. "Die kriegst du nicht wieder, die haben jetzt oft bessere Arbeitszeiten", sagt Daniel Heffner.
Pegel können Probleme machen
Darüber hinaus können aber auch immer die Pegel zum Problem werden. Je nachdem, wie trocken das Jahr wird. Stand Freitag, 9.45 Uhr, liegt der Jagst-Pegel an der Messstation in Dörzbach bei 45,4 Zentimetern. Die Tendenz der letzten zwei Wochen ist leicht sinkend, das geht aus den Aufzeichnungen der Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg hervor. Die Prognose sieht jedoch keinen Abfall unter die Mindestmarke von 40 Zentimetern. Denn fällt der Pegel darunter, ist Kanufahren aus Naturschutzgründen sowohl auf der Jagst als auch auf dem Kocher nicht erlaubt.
Der Kocher zeigt am Freitag zur selben Zeit an der Messstation in Kocherstetten ebenfalls sinkende Tendenz und liegt bei 41,2 Zentimetern. Am Donnerstag fiel der Pegel zeitweise sogar unter die kritische 40er-Marke auf 37,4 Zentimeter ab (8 Uhr). Aktuell bewegt sich der Kocher auf etwas niedrigerem Niveau als die Jagst, jedoch sind die Ausschläge nach unten und oben stärker ausgeprägt.
Plan B für schlechtes Wetter
Und was, wenn die gebuchte Kanutour wegen niedrigen Pegels nicht stattfinden kann? Dann weicht Wolfgang Riegler häufig auf die Tauber aus, berichtet er. "Die geht fast immer." Daniel Heffner verweist auf sein weiteres Event-Programm: "Wir haben immer einen Plan B", sagt er. Bei niedrigen Pegeln wie bei schlechtem Wetter. "Dafür gibt es unsere Event-Scheune auf dem Bobachshof."
Allerdings sei das mit dem schlechten Wetter auch so eine Sache, merkt Heffner noch an. "Die Internet-Wetteranbieter machen uns das Geschäft kaputt", ist er überzeugt. Wenn die Menschen dort lesen, dass es in zwei Wochen regne, dann schrecke sie das ab. "Dabei kann man solche langfristigen Prognosen komplett vergessen."
Naturschutz
Das Kanufahren auf Jagst und Kocher ist Naturschützern häufig ein Dorn im Auge. Sie fürchten um Pflanzen und Tiere und deren Lebensraum im Wasser und im Uferbereich. Neben Forderungen, den Mindestpegel für Kanufahrten von 40 auf 45 Zentimeter zu erhöhen, war 2013 auch eine Begrenzung von 70 Kanufahrten pro Tag in der Diskussion.
2014 fanden dann am Kocher Zählungen durch das Regierungspräsidium Stuttgart statt. 2015 wurde der Bestand der streng geschützten Eisvögel ebenfalls erfasst. Das Ergebnis: Die Zahl der Kanufahrten lag deutlich unter 70. Der Bestand der Eisvogel-Brutpaare hatte sich im Vergleich zum Jahr 2011 etwa verdoppelt.