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Preisexplosionen und Fachkräftemangel belasten Bauunternehmen

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Beim Ausbruch des Ukrainekriegs sind die Preise für Rohstoffe explodiert - für Baufirmen ein Schock. Zwei Unternehmen aus Öhringen und Weißbach und die aktuellen Herausforderungen.

Der Fachkräftemangel trifft auch die Baubranche hart. Neue Mitarbeiter zu finden, wird zunehmend schwer.
Der Fachkräftemangel trifft auch die Baubranche hart. Neue Mitarbeiter zu finden, wird zunehmend schwer.  Foto: Provencal, Marie

Schweißtreibend, körperlich zermürbend und zeitlich unflexibel - so stellen sich viele die Arbeit in der Baubranche vor. Gleichzeitig verändert sich die Berufswelt und der Fachkräftemangel ist für viele Unternehmen eine Herausforderung. Wie kann die Baubranche hier zukunftsfähig werden und wie geht sie mit aktuellen Herausforderungen um? Die HZ-Redaktion hat bei den zwei regionalen Unternehmen Straßenbau Schneider in Öhringen sowie dem Baggerbetrieb Dorfi in Weißbach nachgefragt.

Mit Quereinsteigern und neuen Ausbildungskonzepten gegen den Fachkräftemangel

"Uns fehlen momentan keine Leute", sagt Karlheinz Dorfi, der den Familienbetrieb in Weißbach gemeinsam mit seiner Frau Martina Heger-Dorfi in zweiter Generation führt. Er selbst bildet nicht aus, weshalb er auch nicht mit Nachwuchsmangel zu kämpfen hat. "Das soll die nächste Generation angehen", meint der Geschäftsführer lachend. Man könne Leute anlernen: Quereinsteiger oder Arbeitskräfte aus dem Ausland.

Anders sieht es bei Schneider Straßenbau aus. Das Unternehmen mit Standorten in Öhringen, Lauda und Heilbronn betreut aktuell insgesamt über 30 Auszubildende und duale Studenten. Die Ausbildungen hätten sich sehr verändert und das versuche man auch aktiv nach außen zu kommunizieren, erklärt Christine Reutter, die das Familienunternehmen in fünfter Generation gemeinsam mit ihren Eltern führt.

Neben flexiblen Arbeitszeitmodellen ist Digitalisierung ein zentrales Thema. "Die Digitalisierung ist auch im Bau auf dem Vormarsch, die Anforderungen an die jungen Leute verändern sich", sagt die Unternehmerin. Maschinen auf der Baustelle seien schon jetzt digital mit Satellitensteuerungen vernetzt, man teste viel im Bereich Augmented Reality. "Da läuft man wirklich mit dem Tablet draußen auf der Baustelle und kann sehen, wie alles mal aussehen soll", erklärt Christine Reutter. Selbst Homeoffice hält sie in der Zukunft für realistisch, denn autonom fahrende Bagger gebe es bereits.

Mehr Auftragssicherheit durch breites Leistungsspektrum

Doch nicht nur der Fachkräftemangel, auch die hohen Energiekosten, explodierende Rohstoffpreise und die schwierige wirtschaftliche Lage belasten die Baubranche.

"Wir sind sehr breit aufgestellt und im Moment noch gut ausgelastet", sagt Karlheinz Dorfi. Für Betriebe, die sich auf etwas spezialisiert haben, sehe das ganz anders aus. "Der Wohnungsbau geht komplett zurück und reine "Häuslesbauer" kriegen richtig Probleme. Ich kann da auf andere Aufträge ausweichen, zum Beispiel auf Renovierungsarbeiten."

Für beide Unternehmen ist die Belastung durch die vielen Preissteigerungen hoch und man habe keine andere Wahl, als das an die Kunden weiterzugeben. "Die gehen das mit, wenn sie es zahlen können. Man muss da wirklich ins individuelle Gespräch gehen", sagt Karlheinz Dorfi. Die Explosion der Rohstoffpreise beim Ausbruch des Ukrainekrieges war für die Baufirmen ein Schock, rückläufige Preise können sie nicht feststellen.

Betriebe wünschen sich weniger Bürokratie und mehr Flexibilität

Während das Ehepaar Dorfi zuversichtlich ist, dass sich die Preise wieder einpendeln werden, ist sich Christine Reutter sicher, dass die Kosten für Baustoffe weiter steigen werden. Baustoffe seien oft noch nicht klimafreundlich, für den Klimaschutz müsse sich das aber dringend ändern. "Unser Asphalt ist aus Erdöl und in Beton ist Zement enthalten, der in der Produktion sehr viel CO2 braucht - das muss sich dringend ändern", betont sie. Weiter müssten fossil betriebene Großfahrzeuge ersetzt werden, doch noch fehlen Lösungen.

Ändern müsste sich auch der bürokratische Aufwand, der viele Prozesse unnötig verlangsame, sind sich Dorfi und Reutter einig. "Deutschland ist ein Bürokratiemonster und das nimmt wahnsinnig viel Zeit in Anspruch", sagt Martina Heger-Dorfi. Auch Christine Reutter findet: "Wir stehen uns selber im Weg. Mehr Flexibilität für kreative Ansätze wären schön."


Familienbetriebe

Der familiengeführte Baubetrieb Dorfi in Weißbach wurde 1971 von Michael Dorfi gegründet. Seit 1999 wird das Unternehmen in zweiter Generation geführt und zählt rund 50 Mitarbeiter. Zu den Kernkompetenzen zählen unter anderem der Erd- und Tiefbau, Kabelbau und Pflasterarbeiten.

Bereits 1903 wurde das Unternehmen Schneider Straßenbau von Albert Schneider in Öhringen gegründet, ursprünglich als Pflasterbetrieb. Es folgten die Standorte Heilbronn und Lauda-Königshofen. Heute wird der Betrieb in fünfter Generation geführt und beschäftigt 420 Mitarbeiter. 

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