Öhringer Filmemacher werfen einen kritischen Blick aufs Zocken
Spielkonsolen, Handyspiele oder Zocken am PC: Gaming wollen nicht nur jüngere Menschen als Freizeitbeschäftigung nicht mehr missen. In ihrem bisher längsten Film, der als Reportage angelegt ist, widmet sich die Öhringer Videowerkstatt dem Thema Videospiele. Ein Ausschnitt des Films ist am Wochenende für jeden zu sehen.

Die Videowerkstatt ist eine Projektgruppe junger Menschen. Wer meint, dass in dem Film ein Loblied auf Videospiele gesungen wird, der irrt sich. Das Team um Marcel Milbich nimmt das Thema sehr kritisch unter die Lupe.
Im Scala in Öhringen feierte der Film "Gaming, das Leitmedium der Zeit" schon vorab Premiere. "Fast mit einem Hauch Hollywoodfeeling", witzelte ein Gast. Was die Produktionsdauer angeht, kann der Film mit großen Produktionen mithalten. Rund vier Jahre haben Schüler der Öhringer Schulen im Schnittraum des Hohenlohe-Gymnasiums daran gearbeitet. Unterstützt wurden sie dabei von Marcel Milbich, Filmproduzent aus Öhringen, der die Werkstatt leitet. Und wer den Film sieht, entdeckt die Professionalität: Interviewpartner, Recherchen, alles ist genau geplant.
Am Anfang dreht es sich darum, dass die Branche eine immense Geldquelle ist. Neun Milliarden Euro Umsatz brachten Videospiele im vergangenen Jahr ein. Tausende von Menschen arbeiten bei den Unternehmen. "Gaming ein wichtiger Wirtschaftsfaktor und damit auch wichtig für die Politik", heißt es. Nach einem Exkurs durch die Videospielgeschichte, zwar nicht neu, aber amsüant, da Erinnerungen an Gameboy und Co geweckt werden, geht es um neue Spiele. Dort werden vor allem jüngere Spieler mit verschiedenen Bezahlmodellen geködert, wenn etwa Figuren freigekauft werden müssen.
250 Schüler befragt

Nach Möglichkeit wollte das Team Lokalbezug haben. Über 250 Öhringer Schüler sind deshalb mittels einer Umfrage einbezogen. Darin heißt es zum Beispiel, 86 Prozent davon spielen regelmäßig Videospiele, die meisten am Smartphone. 44 Prozent spielen aus Langeweile.
Doch mit der Reportage will die Videowerkstatt die Games auch vom Klischee der reinen Ballerspiele befreien. Denn damit verbinden viele Gaming. Dabei gehören Videospiele mehr und mehr zum Kulturgut, wie auch Forscher bestätigen. Im Vergleich zu Filmen könne man als Spieler aktiv mitwirken. "Das Vorurteil der Ballersspiele ist falsch, es gibt auch genügen Spiele, die eine emotionale Geschichte erzählen", formuliert Samuel Eberhardt. Bei Minecraft, einem Spiel, bei dem Blöcke gebaut werden und man auf Abenteuerreise geht, können auch Spielgemeinschaften gebildet werden. Durch die virtuelle Gemeinschaft können Beziehungen entstehen. Samuel Eberhardt, Maria Völker (22) aus Thüringen und Niclas Schümann (22) haben sich dabei hier kennengelernt. Völker und Schümann sind ein Paar und leben zusammen in München. "Der Vorteil, wenn man sich über so ein Spiel kennenlernt ist, dass man schon weiß, wo die gemeinsamen Interessen liegen", erklärt Schümann.
Zahlreiche Interviewpartner
Die über zwei Stunden Laufzeit wirken nie in die Länge gezogen und vergehen im Flug. Eine Pause nach der Halbzeit hilft, damit die Informationen sacken können. Erfahrene Gamer und Nicht-Spieler fühlen sich gleichermaßen informiert. "Ich bin begeistert", meint Matteo Haag, "so viel Herzblut und Recherche und Interviewpartner." Im zweiten Teil kommt die Geschäftsführer der USK (Altersfreigabe für Spiele) zur Wort und der Schulleiter des Hohenlohe Gymnasiums. Spiele auch im Unterricht in irgendeiner Form zu nutzen, ist kein neuer Gedanke und schreckt den Öhringer Schulleiter Frank Schuhmacher nicht ab, wenn es an der Zeit ist.
Webseite: www.videowerkstatt-oehringen.de.
Die erste halbe Stunde der Reportage Gaming ist an der Langen Nacht der Kultur am kommenden Samstag, 17. September zu jeder vollen Stunde (19, 20, 21, und 22 Uhr) zu sehen. Aufführungsort ist der Weizsäcker Saal in der Diakonie (neben der Stiftskirche). In der folgenden Woche, am 24. September, findet die erste öffentliche Aufführung mit Rahmenprogramm im Jugendpavillon in Öhringen statt. Auf der dortigen Homepage wird um Anmeldung gebeten. Jedoch können Teilnehmer auch ohne Voranmeldung bei der öffentlichen Premiere dabei sein. Anmeldung unter www.videowerkstatt-oehringen.de.