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Öhringer Marktplatz im Zeichen von blau-gelb

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Rund 600 Menschen haben sich am Mittwochabend auf dem Öhringer Marktplatz getroffen, um Solidarität für die Menschen in der Ukraine zu zeigen.

Die ukrainische, aber auch die europäische Flagge, haben die Teilnehmer mitgebracht. Das Öhringer Schloss ist blau-gelb angestrahlt. Vor allem die Redebeiträge rühren viele der Menschen zu Tränen.
Die ukrainische, aber auch die europäische Flagge, haben die Teilnehmer mitgebracht. Das Öhringer Schloss ist blau-gelb angestrahlt. Vor allem die Redebeiträge rühren viele der Menschen zu Tränen.  Foto: Jani, Stefanie

Die Resonanz "ist überwältigen" staunt Anni Gebhard, stellvertretende Vorsitzende für Presse und Öffentlichkeit bei den Jungen Liberalen Hohenlohe. Um 18 Uhr am Mittwochabend ist der Öhringer Marktplatz mit den gebührenden Corona-Abständen gut gefüllt. Das Rathaus ist beleuchtet in blau-gelb, den Farben der ukrainischen Flagge. Rund 600 Menschen setzen ein Zeichen gegen den Krieg in der Ukraine und kämpfen für eine andere Art von Freiheit als bei den Demonstrationen, die Öhringen und die anderen Städte in den vergangenen Monaten erlebt haben. "Du, mit Maske, hier?" fragt ein Besucher erstaunt einen Bekannten, der nickt.

Viele Organisationen mit dabei

Die Jungen Liberalen haben die Kundgebung Ende vergangener Woche aus dem Boden gestampft und alle demokratischen Jugendparteien des Hohenlohekreises und weitere Organisationen mit ins Boot geholt. Auf der Treppe der Stiftskirche stehen die, die Krieg nur aus den Geschichtsbüchern kennen.

Erzählt seine Geschichte und die seiner Familie: der Ukrainer Denis.
Erzählt seine Geschichte und die seiner Familie: der Ukrainer Denis.  Foto: privat

Unter den Menschen sind alle Altersgruppen und verschiedene Nationalitäten vertreten. Norbert Senftmann hält in der einen Hand die ukrainische Flagge, in der anderen die europäische. Bekannte oder Verwandte in der Ukraine hat er keine. Dafür merkt er als Pfleger in einem Altenheim, wie sehr auch die älteren Menschen, die schon einen Krieg erlebt haben, derzeit leiden. "Tag für Tag werden alte Wunden aufgerissen", sagt der Öhringer. "Manche sprechen viel darüber, andere Bewohner schweigen, weil sie immer noch traumatisiert von den Ereignissen damals sind und so wird es auch den Menschen in der Ukraine gehen."

 


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Demonstranten halten Schilder mit den Farben der ukrainischen Flagge in die Luft. Die Organisation Fridays for Future geht an diesem Donnerstag weltweit auf die Straße, um ihre Solidarität mit der Ukraine zu bekunden und um gegen den Angriff Russlands auf das Land zu protestieren.
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Mehrere Kundgebungen in der Region für Frieden in der Ukraine


Eva Baumgartner hält das andere Ende der europäischen Fahne und sagt: "Ich muss in diesen Tagen an einen Schüler aus der Ukraine denken, den ich einmal hatte, ob er vielleicht nun Soldat geworden ist." Eve Zwolsky hat ihre beiden Töchter Nia und Annic mitgebracht. Bekannte und Verwandte hat sie in der Ukraine nicht, dennoch macht ihr der Krieg zu schaffen, "ich habe vier Kinder", sagt sie nur und schüttelt den Kopf.

Dekanin Sabine Waldmann spricht an, was viele denken: Nach der Erleichterung bei den Corona-Regeln folgt der Schock: "Die Geschichte hat uns gelehrt, dass es im Krieg nur Verlierer gibt." Nun seien alle aufgefordert, ihren Beitrag zu leisten. Jonas Aberle, Vorsitzender der Jusos Hohenlohe, hat eine andere Forderung: "Wir sollten nicht zulassen, dass diese Situation auch noch unsere Gesellschaft spaltet." Was nahezu alle Redner unterstreichen, ebenso wie zahlreiche Plakate: Es ist Putins Krieg. Nicht der der russischen Gesellschaft. Das meint Patrick Siller aus der Jungen Union. Es könne nicht sein, dass Menschen mit russischen Wurzeln etwa aus Restaurants verwiesen werden.

Menschen in die Region gebracht

Helfer aus dem Evangelischen Jugendwerk Öhringen indes sind bereits aktiv geworden und an die Grenze gefahren, um die ersten Menschen in die Region zu holen, die privat untergebracht werden. Grünen-Bundestagsabgeordneter Harald Ebner erinnert unterdessen an die vergangenen Kriege. "Meine Eltern haben sich so sehr gewünscht, es möge nie mehr Krieg geben." Nun müsse man "leider auch militärische Hilfe zusagen."

Menschen jeden Alters, auch zahlreiche Kinder, füllen am Mittwochabend bei der Solidaritätskundgebung für die Ukraine den Öhringer Marktplatz.
Menschen jeden Alters, auch zahlreiche Kinder, füllen am Mittwochabend bei der Solidaritätskundgebung für die Ukraine den Öhringer Marktplatz.  Foto: Jani, Stefanie

Einige Kinder rennen mit ukrainischer Fahne Richtung der Redner. Was Krieg wirklich heißt, wissen sie nicht. Doch der gebürtige Ukrainer Denis macht es deutlich. Er hat sich spontan als Redner gemeldet. Er selbst lebt seit über 20 Jahren in Deutschland. Sein Vater und seine Tante aus Kiew verstecken sich. "Es ist für uns unvorstellbar, was es bedeutet, wenn die Sirenen drei Mal ertönen und man muss weg." Seine Oma, fast 90, wollte nicht aus Kiew fliehen. "Sie hat einfach Nein gesagt, weil sie meinte, sie hat so viele Jahrzehnte in dieser Wohnung gelebt", erklärt Denis. Und genau das sei es, was die Ukrainer ausmache, "sie halten zusammen, egal, was passiert". Mit einer Plakataktion, in der Menschen als Politiker Vorschläge machen können, hat er es bis zum einem Gespräch mit der Landtagspräsidentin geschafft. Seine Worte gehen an kaum einem spurlos vorüber, ebenso der Klang der ukrainischen Nationalhymne zum Schluss.


Weitere Veranstaltungen

Mit bei der Kundgebung gegen den Krieg in der Ukraine dabei waren der Kreisverband Hohenlohe der Jungen Union, die Jungen Liberalen Hohenlohe, die Jusos Schwäbisch-Hall-Hohenlohe und die Grünen Hohenlohe. Außerdem war der "Arbeitskreis für Demokratie - gegen Faschismus" und "Gegen Vergessen - Für Demokratie" dabei. Am Wochenende sind keine weiteren Kundgebungen im Kreis angemeldet. Am Dienstag, 8. März, um 19 Uhr findet ein Friedensgebet in der Stiftskirche in Öhringen statt.

 
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