Die Schäden durch Hochwasser so gering wie möglich halten
Vortrag von Staatssekretär Andre Baumann über Schutzmaßnahmen an Kocher und Jagst. Das Land investierte im vergangenen Jahr 129 Millionen Euro in ganz Baden-Württemberg.

Am Ende kann man nicht alles verhindern", zieht Andre Baumann das Fazit seines Vortrags zum Hochwasserschutz an Kocher und Jagst. Aber, so die Botschaft des Staatssekretärs im Umweltministerium: "Ziel ist, die Schäden zu vermindern." Und zwar sowohl die wirtschaftlichen als auch die Gefahren für Leib und Leben.
Erinnerung an Braunsbach 2016
Eindrückliche Beispiele dafür, was ein Hochwasser anrichten kann, sind die letztjährige Katastrophe im Ahrtal, aber auch das Unwetter vom Mai 2016, das vor allem in Braunsbach, aber auch im weiteren Kochertal wütete. An beides erinnert in ihrer Begrüßung die Hohenloher Grünen-Abgeordnete Catherine Kern, die ihren Fraktionskollegen in die Sindringer Krone am Fluss eingeladen hat, wo sich gut 25 Zuhörer eingefunden haben. "Wir müssen lernen, besser vorbereitet zu sein", sagt Kern mit einem ganz allgemeinen Blick auf die Krisen, die immer wieder auf die Menschen und die Politik zukommen und mit denen man lernen müsse, richtig umzugehen. Beim Hochwasserschutz etwa investiere man Geld, um es später in weitaus größeren Ausmaßen zu sparen - und rette Leben.
Starkes Abregnen in kurzer Zeit
Baumann, der den Wahlkreis Schwetzingen im Landtag vertritt, spricht in seinem Vortrag sowohl über das "normale Hochwasser an Flüssen", deren Pegel durch anhaltenden Regen über Tage hinweg steigt, als auch über die zunehmenden Starkregenphänomene, bei denen innerhalb kürzester Zeit ein "starkes Abregnen", ausgelöst durch eine Gewitterzelle, zu beobachten ist. Ihre Zunahme erklärt Baumann mit dem Klimawandel, der dafür sorgt, dass es allgemein wärmer wird. "Die warme Luft kann mehr Wasser aufnehmen, dann kann auch mehr runterkommen."
Hochwasser sind nicht zu vermeiden
Hochwasser dagegen seien nichts Ungewöhnliches, sagt der frühere Nabu-Landesvorsitzende, "sie gehören zu unseren Flusslandschaften dazu", gehörten oft auch zur Geschichte der jeweiligen Gemeinde und man werde sie, egal durch welche Maßnahmen, auch in Zukunft "nicht vermeiden können". Im Ahrtal seien "leider auch Menschenleben zu beklagen" gewesen und die materiellen Schäden seien noch längst nicht behoben. "Wir nehmen als Land viel Geld in die Hand", geht Baumann auf die konkreten Maßnahmen für den Hochwasserschutz ein, für die allein im vergangenen Jahr 129 Millionen Euro aus der Landeskasse geflossen seien. "2011 war es nur rund ein Drittel." Um das leisten zu können, habe man das Wasserentnahmeentgelt, das bei Energieversorgern und anderen Unternehmen erhoben wird, erhöht - diese Mittel werden zweckgebunden für den Hochwasserschutz genutzt. "Da schauen 15 andere Bundesländer neidisch nach Baden-Württemberg", sagt der Staatssekretär. Allein in den Wahlkreis Hohenlohe seien in den letzten zehn Jahre 15,5 Millionen geflossen.
Niedernhall: Maßnahme war dringend notwendig

Als "sehr, sehr schön" bezeichnet Baumann die jüngste Maßnahme in Niedernhall. Sie sei auch "dringend notwendig" gewesen, hätten die Hochwassergefahrenkarten doch gezeigt, dass bei einem 100-jährlichen Hochwasser Teile der Stadt überschwemmt worden wären. Gleichzeitig habe man die Ökologie mit betrachtet, sagt der promovierte Biologe, seien viele Bereiche im und am Kocher doch "für manche Tier- und Pflanzenarten von großer Bedeutung". Noch in Planung seien Maßnahmen an der Mühle in Forchtenberg (mit Baukosten von 1,9 Millionen Euro), in Möglingen (1,3 Millionen) und in Klepsau (300 000).
Zuhörer sieht es kritisch
Als "beängstigend" bezeichnet ein Zuhörer die Maßnahme in Niedernhall, durch die sich die Fließgeschwindigkeit des Kochers deutlich erhöht habe. Zwischen Ernsbach und Sindringen habe man das Fassungsvermögen verringert - für alle anderen Gemeinden sieht er große Nachteile. "Man muss das gesamte Flussgebiet anschauen", unterstützt das Land laut Baumann "keine Egoismen", sondern will, "dass die Gemeinden zusammenarbeiten". Alle geförderten Maßnahmen basierten auf einer "Fachplanung." "Für Unterlieger darf keine Verschlechterung eintreten", sagt auch Erster Landesbeamter Gotthard Wirth über die rechtliche Lage. Ein weiteres Thema, an dem sich die Gemüter erhitzen, ist der wachsende Flächenverbrauch, auch in der Region.
Hintergrund: Starkregen
Der Befürchtung eines Zuhörers, die Kommunen könnten die vom Land bezuschussten Starkregenrisiko-Konzeptionen unerledigt in die Schublade packen, widerspricht Erster Landesbeamter Gotthard Wirth. "Neun Gemeinden haben das schon durchgeführt, fünf sind dabei und zwei wollen es 2023 angehen." Wirth: "Wir drücken auch ein bisschen als Landkreis", dass es nicht bei Handlungskonzeptionen bleibt, sondern die Gemeinden die Maßnahmen auch umsetzen. rö