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Lothar Eiermann hört auf (24.11.08)

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Friedrichsruhe - Der Neuanfang ist zugleich ein Abschied: Lothar Eiermann geht zum Ende des Jahres in Ruhestand. Beim Festakt zur Einweihung des neuen Spa- und Hoteltrakts am Samstagmittag im Wald- und Schlosshotel Friedrichsruhe hatte der 63-jährige Direktor und Küchenchef seinen letzten großen Auftritt. Die meisten Gäste waren überrascht. Dass der Sterne-Koch in ein bis zwei Jahren aufhören würde, war zu erwarten gewesen. Dass es aber so schnell geht, damit hatten die wenigsten gerechnet. Im Januar soll nun ein neuer Top-Koch mit Sterne-Erfahrung präsentiert werden.

Von Ralf Reichert
Geschäftsführer Heinz Schiebenes (links) und Lothar Eiermann, Küchenchef des Wald- und Schlosshotels Friedrichsruhe.
Geschäftsführer Heinz Schiebenes (links) und Lothar Eiermann, scheidender Direktor und Küchenchef des Wald- und Schlosshotels Friedrichsruhe. Foto: Ralf Reichert

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Friedrichsruhe - Der Neuanfang ist zugleich ein Abschied: Lothar Eiermann geht zum Ende des Jahres in Ruhestand. Beim Festakt zur Einweihung des neuen Spa- und Hoteltrakts am Samstagmittag im Wald- und Schlosshotel Friedrichsruhe hatte der 63-jährige Direktor und Küchenchef seinen letzten großen Auftritt. Die meisten Gäste waren überrascht. Dass der Sterne-Koch in ein bis zwei Jahren aufhören würde, war zu erwarten gewesen. Dass es aber so schnell geht, damit hatten die wenigsten gerechnet. Und schon gar nicht bei diesem offiziellen Anlass. Die Präsentation des neuen Spa-Bereichs sollte an diesem Tag im Vordergrund stehen, doch die Ablösung Eiermanns sorgte beim Rundgang und beim Essen für genauso viel Gesprächsstoff.

Freundschaftlich

Man habe die Entscheidung in „beiderseitigem Einvernehmen“ getroffen, sagt Eiermann. Diese Formulierung ist bekannt dafür, vorhandene Unstimmigkeiten rhetorisch geschickt zu umschiffen. Doch die Protagonisten beteuern: Es wurde keine schmutzige Wäsche gewachsen. „Wir haben in freundschaftlicher Weise und ohne jede Disharmonie entschlossen, dass diese Phase des Übergangs ein guter Abschluss für Lothar Eiermann und ein guter Anfang für die neue Hotelleitung ist“, sagt Reinhold Würth, dessen Konzern das Wald- und Schlosshotel vor drei Jahren gekauft hat. „Wer behauptet, wir haben ihn vor die Türe gesetzt, liegt daneben. Das ist völlig unwahr“, bekräftigt Heinz Schiebenes, Geschäftsführer der Hotel- und Restaurantbetriebe von Würth – und damit seit drei Jahren auch mitverantwortlich für das Fünf-Sterne-Haus, das Eiermann als Direktor leitete.


Wer den 63-Jährigen kennt, der weiß, dass diese Konstellation nicht ohne Konflikte abgelaufen sein kann. „Natürlich hatten wir mal andere Meinungen, aber es sind keine bösen Worte gefallen, und wir haben auch nicht gestritten“, so Schiebenes, der sich in der Alten Oper in Frankfurt einst selbst einen Michelin-Stern erkocht hatte, dann aber ins Management gewechselt war, „weil beide Aufgaben parallel fast unmöglich zu vereinbaren sind“. In diesem Punkt denkt Eiermann ganz anders. Er ist seit 35 Jahren Hotel- und Küchenchef in einer Person – und aus Passion. In letzter Zeit freilich stand er immer seltener in der Küche, weil die Zeit fehlte. Er konnte sich aber auf sein Team verlassen, das ihm den Rücken freihielt. „Ich habe es beim Essen nie gemerkt, wenn Sie nicht da waren. Die Kollegen haben genauso gut gekocht“, sagte Reinhold Würth am Samstag.

Nur: Die Tester waren in den vergangenen Jahren immer kritischer. Der Gault Millau strich zuletzt einen Punkt, auf den zweiten Michelin-Stern, den er 1998 verlor und mit Macht zurück wollte, hat er bis heute vergeblich gewartet. Eiermann: „Die Hotelführung, wie sie nun aufgebaut wird, entspricht nicht mehr meinem Stil. Es war immer alles auf mich zugeschnitten, jetzt wird die Leitung der Hotelbereiche neu justiert. Ich finde es aber in Ordnung, dass sich im Zuge der Erweiterung etwas ändert. Außerdem kostet so ein Job auch eine Sau-Kraft, und die geht mir langsam aus.“

Neuer Top-Koch

Doch wer wird der neue Meisterkoch? Würth und Schiebenes haben ihn bereits gefunden, präsentiert wird er aber erst im Januar. Klar ist: Es wird nicht gekleckert, sondern geklotzt. „Einen Mann aus sehr gutem Hause“ verspricht Schiebenes, „geadelt von Gault Millau und Michelin“ (auch in der Drei-Sterne-Kategorie!), der das junge Image des neuen Resorts gastronomisch gut umsetzen könne.


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Kommentare

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am 26.01.2009 22:47 Uhr

Mit Lothar Eiermann geht ein ganz großer seiner Zunft. Ein Mann der sich niemals verbogen hat, traditionsreich das Küchenhandwerk gelernt und auch an jüngere weitergeben hat. Ein großes Lob auch an seine starke Frau die ihm immer zur Seite stand, seine zwei Töchter ordentlich in die Welt gestellt und die gute Seele des Hauses ist. Ich bedanke mich beim Küchenchef Fuchß für meine härtesten aber schönsten Lehr- und Wanderjahre - ohne sein Kommando und auch Kreationen läuft dort gar nichts in der Küche. Das Herz von vielen jungen Menschen die dort arbeiten und lernen durften, hängt am Wald- und Schloßhotel. Wir wünschen den "Neuen" alles Gute, viel Erfolg und immer gute Sterne.

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am 19.05.2009 13:53 Uhr

Ich bekam im letzten Herbst noch vor der Eröffnung eine Führung durch die Baustelle die ja hauptsächlich den Wellnessbereich und die neuen Zimmer/ Suiten sowie die renovierten Präsidentensuiten im alten Stil bestand. Ich muss sagen Top Ambiente und weiter so. Wenn dann auch noch diue weiteren Pläne für den Golfplatz und die restliche Anlage verfolgt werden ist Friedrichsruhe ganz oben mit dabei und für die Region ein Gewinn. Ich hoffe das mit der angepeilten 50% Auslastung klappt da es schade wer es sich leisten kann nicht mal dort gewesen zu sein. Aber es braucht mehr als nur gut zu kochen um europaweit und sogar weltweit für Furore zu sorgen. Außer der Küche sind noch das Top Personal zu nennen was nicht in jedem Möchtegern 5 Sterne Lokal selbstverständlich ist.

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am 24.11.2008 08:11 Uhr

Eine Ära geht zu Ende. Lothar Eiermann hat das Wald- und Schlosshotel groß gemacht. Das Vorzeigehaus ist mit dem Namen des gebürtigen Südbadeners untrennbar verbunden, seine großen Verdienste als Hotel- und Küchenchef wurden am Samstag zu Recht gewürdigt.

Eiermann hat die Nouvelle Cuisine ab 1974 salonfähig gemacht, das abgewirtschaftete Hotel und einstige Jagdschloss ist unter seiner Regie aus dem Dornröschenschlaf erwacht und in 35 Jahren zu einem Leuchtturm des guten Geschmacks empor gestiegen. Doch irgendwann wird es Zeit zu gehen, zumal der Koch-Künstler seiner Leidenschaft zuletzt immer seltener nachging. Hotelchef und Küchenchef in einer Person zu sein, das klappte lange gut. Spätestens seit der Übernahme durch Würth hatte Eiermann aber im Management Heinz Schiebenes neben sich. Wer 32 Jahre allein bestimmt, kann sich nur schwer umstellen. Hinzu kamen Aufgaben als Hoteldirektor, die immer mehr Zeit fraßen. Auf lange Sicht war klar: Hotelchef und Küchenchef in einer Person: Das ist nicht mehr zu leisten. Schon gar nicht in einem erweiterten Wellness-Resort, als das sich Friedrichsruhe nun darstellt.

Eine neue Ära beginnt. Das Wald- und Schlosshotel will jünger werden und neue Kunden anlocken. Da ist es nur konsequent, diesen Schnitt in der Führung jetzt zu vollziehen. Eiermann wohnt ab Dezember nebenan im Forsthaus. Und der Alte wird das Junge nach Kräften fördern. Sein Rat ist weiter gefragt, seine Geselligkeit auch. Sein guter Geist bleibt Friedrichsruhe also erhalten.

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