Gut so, weiter so? Das geht nicht
Überstrahlt Thilo Michler ist ein Oberbürgermeister, der gerne die guten Dinge des Lebens preist − in Sprache und Auftritt ist es

Überstrahlt Thilo Michler ist ein Oberbürgermeister, der gerne die guten Dinge des Lebens preist − in Sprache und Auftritt ist es mitunter des Guten zu viel. So entsteht oft der Eindruck: Alles gut hier in Öhringen, oder? Die Landesgartenschau war natürlich nicht nur gut, sondern sehr gut. Ach was: super gut. Und sie hat 2016, im Jahr vor der OB-Wahl, vieles überstrahlt. Gleichwohl gab es auch während dieser so hoch gelobten Veranstaltung immer wieder mal Kritik an der Organisation und der Behandlung des Freundeskreises. Diese drang aber nie in großem Stil durch. So wie Thilo Michler in den vergangenen acht Jahren von Bürgerseite fast nie öffentlich angegangen wurde. Dies geschah fast nur im Hintergrund. Ein kritisches Grundrauschen begleitete Michlers Tätigkeit von Anfang an, es kam und kommt aus verschiedenen Ecken.
Arrangiert Genauso wuchs die Zahl derer, die mit diesem OB gut können und zufrieden sind: sei es aus taktischen Gründen oder deshalb, weil Michler so positiv tickt, so ehrlich ist und so fleißig sein Tagwerk verrichtet. Läuft ja alles ganz gut, der Vorgänger hat genügend Vorlagen geliefert, nun gilt es, sie abzuarbeiten: Diese Haltung verfestigte sich. Im vermeintlich sicheren Gefühl, die Laga sei der Ritterschlag seiner Amtszeit, schien sich der Gegenwind zu verflüchtigen. Ein Irrtum. Ein Gegenkandidat: Darüber wurde leidlich spekuliert, aber es passierte: nichts. Auch weil die Mehrheit des Gemeinderats wohl der Meinung ist, sich mit Michler weiterhin gut arrangieren zu können. Welche Schwächen er auch immer haben mag. So kam es, wie es kommen musste: Die latente Unzufriedenheit in Teilen der Bevölkerung brach sich am 23. Juli Bahn. Und sorgte dafür, dass 10,5 Prozent der Wählenden Nein sagten, und ihrerseits 115 Namen in den Ring warfen. Mit Ex-OB Jochen K. Kübler an der Spitze. Dies und die bedenklich geringe Wahlbeteiligung von unter 20 Prozent sind ein deutlicher Warnschuss für Michler, der in den nächsten acht Jahren aus eigenem Antrieb mehr für Öhringen liefern muss.