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Hohenlohekreis
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Nach massiven Protesten: Erste 47 Flüchtlinge in Pfedelbacher Unterkunft

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Das umgebaute Seniorenheim im Löwengarten wurde jetzt erstmals belegt. Neben Protest gibt es inzwischen auch viel Hilfsbereitschaft in Pfedelbach. Wie geht es mit der bestehenden Sammelunterkunft in Neuenstein weiter?

Ein Wasserschaden verzögerte zuletzt den Einzug der ersten Flüchtlinge in das ehemalige Seniorenheim im Pfedelbacher Löwengarten. Doch er konnte behoben werden und die Unterkunft wurde inzwischen teilweise bezogen. 
Foto: Stefanie Jani
Ein Wasserschaden verzögerte zuletzt den Einzug der ersten Flüchtlinge in das ehemalige Seniorenheim im Pfedelbacher Löwengarten. Doch er konnte behoben werden und die Unterkunft wurde inzwischen teilweise bezogen. Foto: Stefanie Jani  Foto: Jani, Stefanie

Die nächste Sammelunterkunft des Hohenlohekreises ist nun erstmals belegt worden. Nachdem ein Wasserschaden behoben wurde, sind in dieser Woche 47 Personen in das umgebaute Seniorenheim in Pfedelbach eingezogen. Nach massiven Protesten sagte das Landratsamt zu, darin vor allem Familien, Ehepaare und Menschen mit eingeschränkter Mobilität unterzubringen. "Die Belegung erfolgt entsprechend des angekündigten Konzepts", erklärt eine Kreissprecherin. Und so stehen vor dem Eingangstor auch einige Kinderfahrräder. Die Unterbringung weiterer Flüchtlinge erfolgt im Laufe des Monats, heißt es weiter.

Wie läuft die Belegung konkret ab?

"Wir fahren die Unterkunft natürlich nicht von Tag eins auf 100 hoch", sagte Landrat Matthias Neth Mitte Oktober im zuständigen Ausschuss des Kreistags. "Es kommt immer auf die vom Land monatlich zugewiesenen Flüchtlinge an, wen wir dort wann unterbringen können." Kreisdezernent Mike Weise präzisierte: "Wir wissen nicht, wer uns monatlich zugewiesen ist, ob das hauptsächlich Männer oder Familien sind, das müssen wir abwarten." Landrat Neth ergänzte: "Die letzten Zuweisungen waren vor allem alleinreisende Männer." Diese würden, wie abgesprochen, nicht in Pfedelbach untergebracht werden.

Ein Gerücht macht die Runde

Die Containeranlage im Öhringer Gewerbegebiet "Sichert" mit 48 Plätzen soll im Winter bezogen werden. 
Fotos: Reichert
Die Containeranlage im Öhringer Gewerbegebiet "Sichert" mit 48 Plätzen soll im Winter bezogen werden. Fotos: Reichert  Foto: Reichert, Ralf

Zuletzt stand vor allem der Protest der Anwohner und Bürgerinitiative im Fokus, die gegen die Flüchtlingsunterkunft an diesem Ort sind. FDP-Kreisrat Michael Schenk warf in dem Oktober-Ausschuss des Kreistags die Frage auf, ob die Baugenehmigung für den Umbau des Seniorenheims rechtswidrig sei. Dieses Gerücht mache in Pfedelbach die Runde. Neth erklärte, dies sei ein reines Gerücht.

Man sollte dazu die Stadt Öhringen fragen. "Nach unserem Kenntnisstand war die Baugenehmigung rechtmäßig, eine übergeordnete Behörde prüft das gerade", erklärt der Öhringer Bauamtsleiter Kai Langenecker. Gegner hatten Widerspruch eingelegt, dieser habe aber keine aufschiebende Wirkung für die Belegung (wir berichteten). Außerdem prüft ein Anwalt der Gemeinde gerade, ob es eine weitere Bürgerversammlung geben wird.

"Bei uns im Ort bewegt sich etwas in die positive Richtung"

Michael Schenk, der in Pfedelbach im Gemeinderat sitzt, gehört zu jenen, die mäßigend auf den Konflikt einwirken und nicht nur den Kritikern die Meinungshoheit überlassen will. "Bei uns im Ort bewegt sich etwas in die positive Richtung. Es sollten nicht nur die gehört werden, die lautstark schreien, sondern wir begrüßen es, dass sich aus der Bevölkerung heraus Personen finden, die vor Ort an der Integration mitarbeiten wollen."

Unterkunft in Neuenstein wird nicht erweitert

Der Kreis wollte die Flüchtlingsunterkunft in Neuenstein um den Trakt daneben erweitern. Daraus wird nichts.
Der Kreis wollte die Flüchtlingsunterkunft in Neuenstein um den Trakt daneben erweitern. Daraus wird nichts.  Foto: Reichert, Ralf

Landrat Neth ist überzeugt: "Je stärker die Belegung in Pfedelbach fortschreitet, desto mehr Ängste und Fragestellungen werden sich erledigen." In Neuenstein sei es genauso gewesen, wo ebenfalls Familien untergebracht sind, "da gibt es fast keine Konflikte". Die dortige Flüchtlingsunterkunft in der Bahnhofstraße ist im Besitz des Kreises, 84 von 88 Plätzen sind derzeit belegt. Frühere Überlegungen, die Unterkunft in Richtung Siloturm um 48 auf 136 Plätze zu vergrößern, wurden mittlerweile ad acta gelegt. "Das hätte uns 800 000 bis 1,3 Millionen Euro gekostet, was jenseits von Gut und Böse ist", sagt Kreiskämmerer Michael Schellmann.

Diese neuen Unterkünfte sollen bald folgen

Dafür hat der Kreis ein anderes Gebäude mit 48 Plätzen im Auge, das er kaufen will. Somit wird sich die Zahl der Unterkünfte in seinem Eigentum auf vier erhöhen. Alle anderen sind angemietet. In diesem Winter erstmals belegt werden soll die Containeranlage mit 48 Plätzen im Öhringer Gewerbegebiet Sichert. "Es stehen noch Installationsarbeiten aus. Sobald ein Zeitpunkt für eine Belegung absehbar ist, wird vorab die Nachbarschaft von uns informiert", meldet das Landratsamt.

Bis Frühjahr 2024 folgen weitere Containeranlagen in der Schwabbacher Moosbachstraße mit 100 Plätzen (direkt neben der umgebauten Gewerbehalle mit 73 Plätzen) sowie im Ingelfinger Kelterweg, wo gemeinsam mit der Stadt Platz für 40 bis 80 Flüchtlinge in der Erstunterbringung und 24 bis 48 in der Anschlussunterbringung geschaffen wird.

Das ist in Niedernhall geplant

Der Mietvertrag mit der Stadt Niedernhall für die Fläche auf dem Kerl-Areal, wo derzeit zwei Containeranlagen mit 104 Plätzen stehen, die mit 90 Flüchtlingen belegt sind, läuft am 31. Mai 2024 aus, der Kreis möchte ihn bis 31. Dezember 2024 verlängern. Der Gemeinderat Niedernhall hat dem bereits zugestimmt. Nun überlegt man, ob die Stadt die Container-Anlage nach Auslaufen des Pachtvertrags als städtische Anschlussunterbringung übernimmt.

Bislang hat der Kreis nur die Ochsenseehalle in Öhringen zu einem Flüchtlingsquartier mit 68 Plätzen umfunktioniert. Weitere könnten folgen, wenn die Zuweisungen auch weiterhin so hoch bleiben.


Kapazität zur Unterbringung von Flüchtlingen im Hohenlohekreis

Derzeit kann der Hohenlohekreis an 16 Standorten insgesamt 863 Flüchtlinge unterbringen. Ende Oktober waren 15 mit 659 Personen belegt, 47 Flüchtlinge wohnen jetzt in Pfedelbach. Bis Frühjahr 2024 kann das Landratsamt die Kapazität auf rund 1100 Plätze steigern, wenn zusätzlich die Containeranlagen in Schwabbach, Ingelfingen und Öhringen planmäßig bereitstehen.

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