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Archäologen entdecken auf Heilbronner KI-Park-Gelände zahlreiche wertvolle Funde

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Der für 2024 geplante Baustart für den Innovationspark Künstliche Intelligenz in den "Steinäckern" könnte sich verzögern. Alterumsforscher fanden bei Grabungen unter anderem Reste eines Gutshofs und ein menschliches Skelett. Wie entscheidet das Landesdenkmalamt?

Andrea Neth, Steffen Berger (rechts) und Przemyslaw Sikora erläutern die entdeckten Fundorte in den "Steinäckern".
Andrea Neth, Steffen Berger (rechts) und Przemyslaw Sikora erläutern die entdeckten Fundorte in den "Steinäckern".  Foto: Veigel, Andreas

Eisig kalt pfeift der Winterwind über die flachen braunen Ackerflächen der "Steinäcker" in Neckargartach. Warm eingepackt und in wetterfester Kleidung sind acht Mitarbeiter der archäologischen Fachfirma Archaeo BW dabei, systematisch das rund 23 Hektar große denkmalgeschützte Gelände in den Böllinger Höfen nach Funden aus grauer Vorzeit umzugraben. Und auf dem Gelände, auf dem einmal der Innovationspark Künstliche Intelligenz Baden-Württemberg (IPAI) entstehen wird, wurden die Archäologen bei ihren Voruntersuchungen reichlich fündig.

Eine Aussage mit Brisanz

"Angesichts der Fülle und der Qualität der Funde aus der Vor- und Frühgeschichte, die den Zeitraum von 5500 vor Christus bis ins 3. Jahrhundert nach Christus umfasst, wird es mit Sicherheit richtige Ausgrabungen geben", sagt Dr. Andrea Neth, Archäologin und Gebietsreferentin beim Landesamt für Denkmalschutz Baden-Württemberg.

Ihre Aussage enthält eine gewisse Brisanz: Sollten diese zeitaufwendigen archäologischen Grabungen tatsächlich stattfinden, wäre der geplante Baustart für den KI-Park 2024 wohl in Gefahr. Genaueres kann Neth allerdings erst nach Auswertung der gerade entstehenden Dokumentation der einzelnen Freilegungen wie Keramikstücke, Knochen und Bauwerke sagen.


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Bei Grabungen in Heilbronn findet man immer etwas

Seit August sind Grabungsleiter Steffen Berger und sein Team im Auftrag des KI-Investors, der Schwarz-Gruppe, in den "Steinäckern" aktiv. Unterstützt von leichten Baggern suchen sie mit Kleinwerkzeug wie Krätzern, Schaufeln und Spaten nach Schätzen der frühen Kulturentwicklung des Menschen. Denn der Raum Heilbronn ist reich gesegnet: "Hier findet man bei Grabungen immer etwas. Das milde Klima und die Standortvorteile hatten in den vergangenen Jahrtausenden stets dafür gesorgt, dass sich Menschen hier niederließen", erklärt Andrea Neth die Besonderheit dieses Landstrichs.


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Auch eine Darre gehört zu den Entdeckungen

Bei den Ausgrabungsarbeiten auf dem Gelände des zukünftigen KI-Parks wurden zahlreiche Keramikstücke gefunden. Alle Teile werden dokumentiert. Danach wird entschieden, ob tiefer gegraben wird.
Bei den Ausgrabungsarbeiten auf dem Gelände des zukünftigen KI-Parks wurden zahlreiche Keramikstücke gefunden. Alle Teile werden dokumentiert. Danach wird entschieden, ob tiefer gegraben wird.  Foto: Veigel, Andreas

80 von geplanten 93 sogenannten Grabungsschnitten haben die Archäologen in den "Steinäckern" bereits untersucht. Dabei haben sie teilweise bis zu zwei Meter tief den Lössboden freigelegt. Entdeckt haben sie beispielsweise Mauerreste eines römischen Gutshofes und umliegende Wirtschaftsgebäude. Bloßgelegt wurde auch eine drei auf vier Meter große, gut erhaltene Darre.

Dabei handelt es sich um eine seit der Vorzeit bekannte Einrichtung zum Dörren, dem Trocknen von Lebensmitteln und Gebrauchsgütern mithilfe von Hitze. Gefunden haben sie zudem eine römische Reibschale. Dieses Keramikgefäß diente zum Zerreiben und Mischen von Milchprodukten, Kräutern und Gewürzen.

Der Römerweg war 14 Meter breit

Unweit des Gutshofs wurde auch ein etwa 14 Meter breites Teilstück des einst hier vorbeiführenden Römerwegs gefunden. Er war die Verbindung zwischen den beiden befestigten römischen Truppenlagern (Kastell) in Böckingen und Wimpfen. Der Weg ist etwa 1800 Jahre alt.


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Die Pflastersteine sind verschwunden

"Nicht mehr vorhanden sind leider die Pflastersteine. Der Unterbau und die seitlichen Straßengräben sind aber noch gut erkennbar", erklärt vor Ort Dr. Przemyslaw Sikora, Geschäftsführer der Archaeo BW GmbH. Das Fehlen des Pflasters sei auf die Bearbeitung der landwirtschaftlichen Fläche und die Erosion in den vergangenen Zeiträumen zurückzuführen.

Alter des Skeletts noch ungeklärt

Ein relativ gut erhaltenes menschliches Skelett stammt nach den Worten von Andrea Neth, zuständig für die Archäologie in der Stadt und im Landkreis Heilbronn, dagegen nicht aus der Römerzeit. Das genaue Alter und das Geschlecht sind noch nicht ermittelt. Gewissheit haben die Altertumsforscher jedoch darüber, dass es sich um eine Grabstätte handelt. Angetroffen wurden darin Beigaben aus Keramik.

Archäologen auf weitere Funde gespannt

Zu den bedeutenderen Funden zählen die Archäologen beispielsweise eine im Grubenbrand gefertigte Schale, ein Faltenbecher, Tafelgeschirr und Gebrauchskeramik. Vor diesem Hintergrund sind Grabungsleiter Steffen Berger und sein Team gespannt, was sich bei den verbleibenden 13 Schnitten noch vor ihren Augen auftun wird.

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