Heilbronner Pfarrer-Ehepaar geht in den Ruhestand
Die langjährigen Heilbronner Pfarrer Matthias Treiber und Elke Ischinger gehen gemeinsam in den Ruhestand. Abschiedsgottesdienste sind in Sontheim und in der Christuskirche geplant.

Sie war die erste Frau im Pfarramtsbezirk Heilbronn, mit eigener Pfarrstelle. Er war Rundfunkpfarrer, leitete anschließend 27 Jahre die evangelische Matthäus-Gemeinde in Sontheim. Nun geht das Pfarrer-Ehepaar Elke Ischinger und Matthias Treiber gemeinsam in den Ruhestand. Treiber wird am morgigen Sonntag offiziell verabschiedet, seine Frau eine Woche später.
"Ich war damals ziemlich aufgeregt", erinnert sich die Pfarrerin an den Sonntag im Mai 1983 zurück, als sie ihre erste Predigt in der Frauenkirche in Esslingen hielt. "Das Thema war Lebenshunger und satt sein", so die 64-Jährige. "Ich würde die Predigt heute auch nicht anders halten", betont sie.
Stipendium fürs Aufbaustudium
Treiber hielt seine erste Predigt bereits als Theologiestudent im Jahr 1979 in der Heilbronner Kreuzkirche. "Günter Eiding hat uns immer ermutigt", nennt der 62-jährige den Mann, der für ihn als Theologe prägend wurde. Eiding leitete die Kirchengemeinde im Süden der Stadt viele Jahre. Stärker im Gedächtnis haften geblieben ist Treiber aber die Predigt, die er vor seinem Aufbaustudium zur Journalistik halten musste. "Ich habe zum Thema ‚Wer die Hand an den Pflug legt und sieht zurück" geredet." Das Stipendium hat Treiber danach jedenfalls bekommen.
Seine spätere Frau lernte er erst 1990 in Heilbronn kennen, obwohl sie ihr Vikariat wie Treiber ebenfalls in Esslingen absolvierte, allerdings zwei Jahre früher. 1992 wurde in Heilbronn geheiratet. Zwei Jahre später trat Treiber seine erste Pfarrstelle an der Matthäuskirche in Sontheim an, nachdem er vier Jahre als Beauftragter für den privaten Hörfunk in der Prälatur Heilbronn tätig war.
Exot im Pfarrdienst
Da war Elke Ischinger bereits seit sieben Jahren Pfarrerin in der Friedensgemeinde, als erste Frau überhaupt im Kirchenbezirk. "Ich war damals schon ein Exot", bekennt sie heute lachend. "Mir hat man das Pfarrhaus zudem fast schon als Sicherheitstrakt umgebaut, weil der Friedensplatz als Drogenumschlagsplatz galt", schildert Ischinger diese aufregende Phase in ihrem Leben. "Im Alltag war das aber eine wirklich gute Zeit", betont sie. 1994 legt sie eine zehnjährige Berufspause ein, um die gemeinsamen drei Kinder großzuziehen.
"Eigentlich waren wir eine klassische Pfarrfamilie mit viel Kontakt zu den anderen Sontheimer Familien, und das war recht so", erinnert sich Matthias Treiber gerne zurück. Und während er dem größten Pfarrbezirk in der Stadt immer treu blieb, startet seine Frau 2005 mit einer 50-Prozent-Stelle im Pfarramt der Nikolaikirche West neu, ehe sie seit Oktober 2007 bis heute das Pfarramt in der Christuskirche Ost übernahm.
Viel Kontinuität
Und obwohl Wandel und Mitgliederschwund auch das Pfarrerpaar beschäftigt, sehen beide auch viel Kontinuität in all den Jahren. "Was die Menschen von uns wollen, ist echte Begleitung in besonderen Lebensabschnitten, wie Trauer, Konfirmation, Taufe. Das ist geblieben", sagt Treiber. "Und wir sind immer noch gefragt", zieht der 62-Jährige Bilanz. "Ich schaue schon noch optimistisch in die Zukunft", ergänzt seine Frau. "Die Menschen wollen aber nicht belehrt werden", ist sie sich sicher. "In der Hinsicht waren wir auch sehr zurückhaltend."
Nun also der große Einschnitt, denn Dienstende bedeutet für Pfarrer auch der Verlust der Dienstwohnung. Und das Haus auf dem Sontheimer Kirchenberg neben Kirche und Gemeindehaus ist etwas Besonderes. "Es war uns eine Ehre, dass wir hier wohnen durften", ist sich Treiber dessen bewusst. Nun hat man in Böckingen eine neue Bleibe gefunden, auch einige Stunden Religionsunterricht werden beide noch geben. "Darauf freuen wir uns", auch wenn ein Schuss Wehmut bleibe. "Konfirmationen habe ich immer am liebsten gehabt", bekennt Elke Ischinger. "Ich habe immer gerne gepredigt", sagt ihr Mann.
Nun folgt die letzte Predigt im Amt, und die Frage nach dem Text stellt sich nicht. "Bei mir werden die Kinder der Kinderkirche ein Spiel aufführen", freut sich Elke Ischinger. "Ich werde erneut über den Spruch im Lukasevangelium reden, das passt doch gut", betont Treiber. "Schließlich will ich keine Bilanz ziehen, sondern vorausschauen", sagt er. "Und ich werde zum Ausdruck bringen, dass ich dankbar bin für die Zeit und das Vertrauen in den vielen Jahren."