Stoch sieht keine Zukunft für den Verbrennungsmotor
Heilbronn Der Sozialdemokrat will Elektromobilität und Wasserstofftechnologie fördern, die erneuerbaren Energien ausbauen und bezahlbaren Wohnraum schaffen.
Von Jürgen Paul
Wie jeder Beteiligte an den Stimme-Wahlchecks wird auch bei Andreas Stoch zu Beginn die Temperatur gemessen.
Wie vor jedem Stimme-Wahlcheck hat sich Moderator Uwe Ralf Heer auch das Wahlprogramm der SPD angeschaut, das mit 39 Seiten erstaunlich schlank ausfällt. Welche Schwerpunkte setzen die Sozialdemokraten im Land? Welche Themen würde Andreas Stoch bei einer Regierungsbeteiligung als erstes anpacken?
Klare Worte zur Autobranche
Klartext redet der SPD-Spitzenkandidat beim Thema Transformation der Automobilindustrie. Stoch weiß natürlich sehr genau, dass es in der Region Heilbronn-Franken und im Land nicht unbedingt gut ankommt, wenn man die Förderung von Elektromobilität und Wasserstoff ins Wahlprogramm schreibt, garniert mit dem Zusatz, der Verbrennungsmotor habe keine Zukunft. "Das hört man in der Autoregion Heilbronn nicht gern", gibt Heer zu bedenken. Doch der Sozialdemokrat lässt sich nicht beirren und verweist auf regelmäßige Gespräche mit der IG Metall, die das genauso sehe.
Stoch wünscht sich mehr Ehrlichkeit in der Diskussion um die Zukunft der Autoindustrie. "Mit Autos, die 15 Liter brauchen, werden Sie in der neuen Welt keinen Erfolg mehr haben", ist er sich sicher, dass es keine Alternative zum Umbau der Automobilindustrie gibt. Die über Jahrzehnte gewachsenen industriellen Strukturen will Stoch aber unbedingt erhalten, weil sie mitverantwortlich für den Wohlstand im Land seien.
Windräder oder Atomkraft?

Marcel Remmele (l.) und Matthias Bitsch von Stimme.tv kontrollieren die Technik. Es hat wieder alles funktioniert.
Diese Ehrlichkeit fordert der Heidenheimer auch bei der Energiewende, die nur schleppend in Gang kommt. Natürlich sei eine Landschaft ohne Windrad oder Photovoltaik-Anlage schöner als mit. "Aber wollen wir in Häusern ohne Strom sitzen? Wollen wir die Atomkraft zurück?" fragt er die Kritiker, die sich gegen Windräder oder PV-Anlagen in ihrer Nähe wehren. Der SPD-Politiker kann sich Photovoltaik-Anlagen am Rand von Autobahnen, auf verpachteten Dächern oder auch in stillgelegten Weinbergen vorstellen. "Wir brauchen diese Energie", sagt Stoch, deshalb dürfe es hier keine Denkverbote geben.
Das Thema Energiewende gehört für ihn genauso zum Klimaschutz wie der Nahverkehr, der intelligent vernetzt werden müsse. Stoch kritisiert die Verkehrspolitik der grün-schwarzen Landesregierung, in der die Grünen nur die Städte im Blick hätten und die CDU den ländlichen Raum.
ÖPNV-Jahresticket für 365 Euro
Für den Sozialdemokraten ist der Ausbau der Verkehrsinfrastruktur im Land eine wichtige Aufgabe. Und Stoch will darauf achten, dass sich die Menschen den Verkehr der Zukunft auch leisten können. Deshalb macht er sich für die Einführung eines Jahrestickets für den öffentlichen Personennahverkehr im Land für 365 Euro stark.
Neben seinem Herzensthema Bildung, für das der frühere Kultusminister nach eigenen Angaben brennt, sieht Andreas Stoch großen Handlungsbedarf im Bereich Wohnen. "Das ist ein Riesenthema, das viele Menschen überfordert", kritisiert er die gestiegenen Preise. Er kenne einen Bürgermeister zwischen Mannheim und Heilbronn, der sich seit zwei Jahren keine Immobilie in seiner eigenen Kommune leisten könne. Es müsse viel mehr gebaut werden im Land, um die Bevölkerung mit bezahlbarem Wohnraum versorgen zu können.


Jürgen Paul
Teamleiter Autorenteam Politik/Wirtschaft Regional
Jürgen Paul arbeitet seit 1998 bei der Heilbronner Stimme. Der gebürtige Pfälzer widmet sich der regionalen und überregionalen Wirtschaft, Schwerpunkte sind das Handwerk, die Bankenbranche, der Arbeitsmarkt und die Konjunktur.