Friedenslinde wird zum Insektenhotel
In den nächsten Tagen fällt Bauhof weite Teile des abgestorbenen Baums

Der markante Baum in der Siegelsbacher Blücherstraße wird in Kürze gefällt. Bürgermeister Uli Kremsler geht davon aus, dass Mitarbeiter des Bauhofs in den nächsten Tagen anrücken werden, um die sogenannte Friedenslinde zu fällen. Sie stand über 140 Jahre in der Gemeinde.
Mit Löchern Vom Baum bleibe vermutlich nur noch ein 2,50 bis drei Meter großer Stamm übrig, kündigt Bürgermeister Kremsler im Gespräch mit unserer Zeitung an. Oben werden ein Dach befestigt, dann kommen eventuell noch Löcher hinein. "Wir wollen den Stamm als Insektenhotel stehen lassen." Auf diese Idee sei die Siegelsbacher Kommunalpolitik bei einem Besuch in der luxemburgischen Partnergemeinde Schüttringen gekommen, wo etwas Ähnliches stehe.
Verabschiedet hat sich der Gemeinderat damit von einer zweiten Idee, aus dem Baum ein Kunstwerk zu schaffen. Die Kosten wären zu hoch gewesen, gibt Uli Kremsler zu. Das Geld bei einer Eiche zu setzen, wäre eventuell noch in Ordnung gegangen. Aber da es sich um eine weniger lang haltbare Linde handele, sah der Gemeinderat davon ab. Denn eines weiß der Bürgermeister jetzt schon: Der Stamm hält nicht ewig. "Irgendwann muss er entfernt werden", sagt er.
Auf der Wiese am Ortsrand wird laut Rathauschef wieder ein neuer Baum gepflanzt. Bezahlt wird er mit Geld des Handels- und Gewerbevereins, der sich laut Uli Kremsler auflöst. Das Vereinsvermögen geht an die Gemeinde über und werde für einen neuen Stamm verwendet. Damit wolle man daran erinnern, dass es einmal einen Gewerbeverein gegeben habe, sagt Kremsler.
Das ist aber nur ein Aspekt. Außerdem soll es ein "Baum der Freundschaft" sein und die Partnerschaft mit Schüttringen symbolisieren. Wann die Pflanzaktion stattfindet, steht nicht fest. Die zwei Gemeinden stimmen gerade einen gemeinsamen Termin dafür ab.
Äste und Zweige ohne Grün: So präsentiert sich die Friedenslinde seit längerer Zeit, doch ans Fällen dachte Siegelsbach erst einmal nicht. Der Gemeinderat versuchte mit verschiedenen Methoden, dem Baum wieder Leben einzuhauchen − wegen seiner Stellung als Naturdenkmal.
Denkmalschutz redet mit Diese Einstufung verhinderte, dass der Ort einfach so mit einer Kettensäge anrücken konnte. Erst als klar war, dass die Linde nicht mehr zu retten ist, konnte die Fällung im Bad Rappenauer Rathaus beantragt werden. Die Verwaltung ist auch für den Denkmalschutz zuständig. Die Behörde stimmte dem Wunsch Siegelsbachs zu. Vermutet wird, dass der Baum um das Jahr 1871 gepflanzt wurde, um an den deutsch-französischen Krieg zu erinnern.