Tradition trifft Moderne
Drei Tage mit der Kraichgau Stimme vom Neckartal zur Rheinebene - 2. Etappe

Zweiter Tag:
Ehrstädt - Dühren
Ausgangspunkt: Ehrstädt
Wegstrecke: 17,4 Kilometer
Gehzeit: 4,5 Stunden
Höhenunterschied: 80 Meter
Die Wanderung beginnt bei der evangelischen Kirche in Ehrstädt gegenüber dem alten Rathaus. Auf der Hinterdorfstraße gelangen wir in die Felder im Nordwesten. Beim Hörnlegraben passieren wir ein flächenhaftes Naturdenkmal: ein Galeriewäldchen von uriger Originalität. Dann geht es schnurstracks nach Süden, am Eulenhof, am Forsthaus und der alten Mühle vorbei bis zum Schloss Neuhaus.
Wir wandern hoch über dem Mühlbach dahin, dessen Bett in einer Schlucht mit Schwarzwaldcharakter zwischen dem Hühnerbert (290 Meter) im Osten und dem Heuberg (279 Meter) im Westen liegt.
Schloss Neuhaus im Insenbachtal, im alten Elsenzgau gelegen, kam durch Heirat aus dem Haus der Freiherrn von Degenfeld in den Besitz der Freiherrn von Gemmingen-Neuhaus. Schon 1333 wurde hier eine Burg erwähnt. Die Anlage wurde gegen Ende des 16. Jahrhunderts erbaut. In der Schlosskapelle steht ein Renaissance-Epitaph mit dem Bild des Erbauer-Ehepaars Johann Christoph und Barbara von Degenfeld. Heute kann das Schloss samt Kapelle für Feste gemietet werden. Nach diesem kleinen Abstecher zum Schloss steigen wir zum Insenbachtal hinab und gehen westwärts in einem der schönsten Bachtäler des Kraichgaus nach Steinsfurt. Zauberhaft ist besonders die Partie am Fuße des Heubergs; lehrreich das Wegstück durch die Feldflur bis zum Ortsrand. Sie ist als Lehrpfad ausgewiesen, wo der Charakter der alten Kraichgauer Kulturlandschaft noch gut erhalten ist: Vogelhecken, Gebüschgruppen und Obstbäume inmitten einer sanften Hügelkette. Am Horizont grüßt im Südwesten die Silhouette der Burgruine Steinsberg, besser bekannt als der "Kompass des Kraichgaus".
Auf Steinsfurter Gemarkung vermuten Geschichtsforscher eine römische Siedlung. Im Jahr 1730 wurde in dem kleinen Elsenzdorf große Geschichte geschrieben. Damals übernachtete der preußische König mit seinem Gefolge beim Bauern Lerche. Sein Sohn, der spätere König Friedrich der Große, versuchte hier vergeblich, sich durch Flucht dem strengen väterlichen Regiment zu entziehen. Ein kleines Museum, das "Lerchennest", und eine Gedenktafel erinnern an das damalige Geschehen.
Beim Steinsfurter Bahnhof überqueren wir die Gleisanlagen. Hier kann die Markierung zu Irritationen führen: Sofort nach Überschreiten der Eisenbahnbrücke müssen wir scharf links / rechts über den Burgweg einschwenken. Kurz vor der Autobahnbrücke am Ortsende bietet sich die Möglichkeit zu einem Abstecher ins Sinsheimer Auto- und Technik-Museum.
Nach Überschreiten der Autobahn A 6 wandern wir westwärts durch den Ebersgrund zur Talaue des Ilvesbachs. Die Burg Steinsberg über dem Sinsheimer Teilort Weiler haben wir fest im Blick. Die mächtige Wehranlage mit dem achteckigen Bergfried stammt aus der Stauferzeit. Im frühen Mittelalter hielt sich hier der Minnesänger Spervogel auf. Erst Ende des 18. Jahrhunderts verfiel die Burg nach der Zerstörung durch Blitzschlag. Sinsheim im Norden des Wanderwegs war 1848 / 49 eine Hochburg der badischen Demokratiebewegung. Durch seine vorgeschichtlichen Gräberfunde rund um das kleine Landstädtchen von einst erlangte der Sinsheimer Dekan Karl Wilhelmi im 19. Jahrhundert in ganz Europa Anerkennung als Begründer der Altertumsforschung in Südwestdeutschland.
Auf dem "Seeweg" wandern wir durch die Feuchtgebiete am Ilvesbach. Die Landschaft an diesem Seitenbach der Elsenz ist durch Wiesen, cker, Hecken und bachbegleitende Gehölze geprägt. Sie vermag zumindest abschnittsweise noch das Bild einer naturnahen Bachauenlandschaft zu vermitteln.
Im Zentrum dieses Naturschutzgebiets liegt der 1978 angelegte "Rauwiesensee". Er ist eines der wenigen größeren Stillgewässer im Kraichgau und in wenigen Jahren zu einem von durchziehenden Vögeln gern angenommenen Rastplatz geworden. Schafstelze und Rohrammer leben hier. Bei der Bushaltestelle "Weißer Stein" (alter Wegstein) überqueren wir die Straße Sinsheim-Weiler. Hier weisen Wegschilder zu zwei landwirtschaftlichen Wohnplätzen: Der Birkenauer und der Immelhäuser Hof wurden nach dem Dreißigjährigen Krieg in dem entvölkerten Kraichgau von Mennoniten gegründet. Noch heute gibt es in der Umgebung kleine Mennonitische Gemeinden.
Bis Dühren gibt es zwei kritische Stellen in bezug auf die Wegemarkierung: Vom "Weißen Stein" wandern wir halbrechts durch die Felder. Nach etwa 800 Metern mündet der Feldweg in ein Asphaltsträßchen. Hier biegen wir rechts ab. Ackerkrume, Laub oder Schnee können das einzige Markierungszeichen auf dem Straßenbelag verdecken. Ab dem Parkplatz "Waldsportpfad Hasenlauf" wandern wir zwei Kilometer auf dem "Oberen Holzweg" und dem "Angellocher Weg" durch den "Großen Wald". Das Naturdenkmal bei der Hexenbuschhütte ist ein Hexenbesen oder Donnerbusch genannter, besenartig gewachsener Baum. Nach etwa 800 Metern ohne Wegzeichen stoßen wir auf ein weiteres Naturdenkmal, einen Speierling.
Hier schwenken wir spitzwinklig nach rechts und erreichen auf dem Zeisopshäldeweg und dem Drei-Buckel-Weg unser Tagesziel Dühren. Erstmalig urkundlich erwähnt zur Zeit Karls des Großen. In der "Burghälde" finden sich Reste einer keltischen Fliehburg und einige Hügelgräber. Dühren ist der Geburtsort des Prähistorikers Professor Dr. Karl Schumacher (1860 bis 1934).
Übernachtung:
Hotel-Restaurant "Ratsstube", Karlsruher Straße 55-59, Telefon 07261 / 9370. Wincent Hotel, Augrund 2, Telefon 07261 / 4020-0. (Gepäcktransport möglich.)