Pfeifen entstaubt, Klang aufpoliert
Kirchensall stellt runderneuerte Orgel am Denkmaltag der Öffentlichkeit vor.

Die Kirchensaller zeigen ihre Marienkirche gerne her. Zum zweiten Mal nach 2014 präsentiert die evangelische Gemeinde ihr Gotteshaus am Tag des offenen Denkmals. Und die Kirchensaller haben ja wirklich etwas vorzuzeigen. Hell und freundlich ist das fast 250 Jahre alte Gebäude, reich geschmückt und mit einer imposanten Markgräfler Wand aus Altar, Kanzel und Orgel ausgestattet.
Beim Tag des offenen Denkmals vor zwei Jahren stellte die Gemeinde die frisch renovierte Kirche vor. Alles Sichtbare erstrahlte in neuem Glanz. Was nicht glänzte, war nur mit den Ohren wahrnehmbar: Es war der Orgelklang. Seit Anfang Juni ist er kräftig aufpoliert. Das nimmt die Kirchengemeinde zum Anlass, das Instrument der Öffentlichkeit zu präsentieren.
"Ich bin erstaunt, dass die Orgel allein durchs Reinigen ganz anders klingt", sagt Thomas Karle. Seit dreieinhalb Jahrzehnten spielt der heute 51-Jährige aus Füßbach das Instrument, das 1980 von Orgelbaumeister Kurt Oesterle aus Albershausen bei Göppingen in das historische Gehäuse eingebaut wurde.
Im Laufe der Jahrzehnte hat sich reichlich Staub in den knapp 1750 Orgelpfeifen angesammelt. Überdies war die mechanische Traktur, die die Kraft von den Tasten zu den Ventilen unter den Pfeifen überträgt, klapprig geworden. Nachdem es vor elf Jahren einen Wasserschaden in der Orgel gab und in jüngster Vergangenheit überdies Schimmel in dem Instrument auftrat, war es für die Kirchengemeinde an der Zeit zu handeln.
Arbeiten Ende Februar erhielt die Orgelbaufirma Rensch aus Lauffen am Neckar den Auftrag, das Instrument zu reinigen, instandzusetzen und nachzuintonieren. Kostenrahmen: knapp 18 000 Euro.Von Anfang Mai bis Anfang Juni war das Orgelbauer-Team um Tobias Baecke in Kirchensall im Einsatz.
Sie bauten die Pfeifen aus und wischten den Staub von Metall und Holz. Sie fixierten Metallstangen mit Schweißpunkten und ersetzten Nylon- durch Edelstahlbauteile. Sie beschrifteten die Registerbezeichnungen aus Papier neu und reinigten schimmelige Stellen mit einer Isopropanol-Mischung. Gemeindemitglieder frästen Lüftungsschlitze ins Gehäuse, um das Schimmelproblem dauerhaft zu lösen.
Ausreinigung und Reparatur sind Pflicht. Doch die Orgelbauer lieferten auch die Kür ab: Sie verbesserten den Klang des Instruments. So tauschten sie zwei helle Register in Zwei-Fuß-Lage zwischen den beiden Manualen aus. Alle kräftigen Orgelstimmen stehen nun im Hauptwerk, alle flötenden im Nebenwerk. Das Gambenregister im Obermanual wurde neu intoniert: Mit kleinen Veränderungen an den Metallpfeifen hat ihm Tobias Baecke einen neuen Klang gegeben, den der Schwäbisch Haller Orgelsachverständige Burkhart Goethe als "sehr überzeugend" lobt.
Die größte Veränderung erlebte die Trompete im Bass. Die sei "früher nicht spielbar", weil "ganz grell" gewesen, berichtet Organist Thomas Karle. Nachdem die 30 Pfeifen von der Orgelbauwerkstatt grundlegend überarbeitet wurden, klingt die Trompete voll und rund.
Resonanz Als die Arbeiten Anfang Juni abgeschlossen waren, ging Thomas Karle in die Kirche, um eine halbe Stunde zu üben. Es wurden zwei daraus: "Ich kam nicht mehr weg vor lauter Begeisterung." Und auch die Resonanz der Gemeinde sei gut: "Die Leute sagen: ,Die Orgel klingt schöner und heller.""


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