Limeswelten werden in 3-D lebendig
Hohenlohe - Interaktive Reisen in die Römer-Zeit: Öhringen, Zweiflingen, Pfedelbach und Forchtenberg rüsten sich. In den vergangenen zwei Jahren haben Experten die damalige Lebenswelt rekonstruiert, in drei Dimensionen, aus verschiedensten Blickwinkeln. Und mit großem technischen Aufwand. Sie flogen mit dem Hubschrauber über den 60 Kilometer langen, schnurgeraden Limes-Abschnitt zwischen Alfdorf und Schöntal.
Hohenlohe - Wie sah Öhringen zur Zeit der Römer aus? Was war typisch für den Limes? Wohin blickten die Soldaten aus den Wachtürmen am Grenzwall? Und wie war der Alltag in den Kastellen? Auf solche Fragen weiß das geistige Auge Antworten, die allerdings sehr subjektiv geprägt sind. Weil vom Limes, dem Unesco-Weltkulturerbe, kaum sichtbare Artefakte übrig sind. Doch wie steht es um die objektive Realität? Wie kann die bewegte römische Vergangenheit in Hohenlohe wieder lebendig gemacht werden − für jedermann gleich, anhand der historischen Wirklichkeit?
Aufwand
In den vergangenen zwei Jahren haben Experten die damalige Lebenswelt rekonstruiert, in drei Dimensionen, aus verschiedensten Blickwinkeln. Und mit großem technischen Aufwand. Sie flogen mit dem Hubschrauber über den 60 Kilometer langen, schnurgeraden Limes-Abschnitt zwischen Alfdorf und Schöntal. Sie tasteten die Umgebung mit Lasern ab und rekonstruierten mit Archäologen den Grenzwall Stück für Stück anhand der gewonnenen Geo-Daten. Aus der Luft, aber auch vom Boden aus.
Umsetzung
Die technischen Voraussetzungen sind also geschaffen, nun geht es an die Umsetzung. Es gibt große und kleine Lösungen, teure und günstigere. Jede Gemeinde kann selbst entscheiden, in welcher Form sie einsteigen will. Den Willen, die 3-D-Animation anzugehen und das derzeit abstrakte kulturelle Welterbe begreifbarer zu machen, einte Widdern und Jagsthausen, Forchtenberg und Zweiflingen, Öhringen und Pfedelbach, Mainhardt und Großerlach, Murrhardt und Welzheim sowie Alfdorf. 200 000 Euro stehen dafür in der ersten Phase bereit. Zum größten Teil gefördert von der Europäischen Union, als Leitprojekt der "Limesregion". Nun beginnt Phase zwei.
Gesamtpaket
Öhringen hat ein Gesamtpaket im Auge: Limes-Plattform, 3-D-Großprojektion und Limes-Museum. Bis letzteres im Schloss ist, genügt für die virtuellen Limeswelten eine "kleinere PC-Lösung", so Stadtmanager Dr. Michael Walter. Der Haken: Öhringen bekommt kein EU-Geld, weil die Kernstadt nicht im Fördergebiet liegt. "Wir machen trotzdem in dieser Gruppe mit und zahlen die vollen Kosten." Denn: Zu wichtig ist der Limes als touristisches Aushängeschild − für die Stadt und im Verbund mit den umliegenden Gemeinden. Für die geplanten Aussichtsplattformen in Öhringen, Zweiflingen und Pfedelbach, die den kerzengeraden Verlauf des Limes veranschaulichen sollen, läuft derzeit ein Architektenwettbewerb. Drei Büros sollen ihre Konzepte vorlegen, dann wird entschieden, wie und wo gebaut wird.
Limesregion
Die Pyramiden von Gizeh kennt jeder, die Chinesische Mauer auch. Der Limes ist seit 2005 ebenfalls Weltkulturerbe – nur kann ihn keiner sehen. Es gibt nur wenige Überreste, gemessen an der Länge des berühmten römischen Grenzwalls, der 550 Kilometer quer durch Europa führt. Durch Hohenlohe verläuft er kerzengerade – eine einmalige Besonderheit, die es touristisch noch stärker zu vermarkten gilt. Mit anderen Kommunen aus den Kreisen Heilbronn, Hall, Rems-Murr und Hohenlohe bilden Öhringen, Pfedelbach, Zweiflingen und Forchtenberg die von der EU geförderte „Limesregion“. Ein Leitprojekt sind die „Virtuellen Limeswelten“. Von 2008 bis 2013 erhalten Kommunen EU-Zuschüsse für Investitionen, wenn die Projekte dem Ziel dienen, die Wirtschaft und den Tourismus im ländlichen Raum anzukurbeln. Die Visualisierung des Limes und seines Umfelds spielt dabei eine Hauptrolle. rei