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Heilbronner Startup entwickelt Impf- und Testnachweis per Funkchip und App

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Die Brüder Nicolas und Timon Quatvasel aus Heilbronn haben ein digitales System zur Identifikation des Covid-19-Status entwickelt. Nun wollen sie es deutschlandweit in Städten und Schulen vermarkten.

Im Heilbronner Bildungszentrum St. Kilian haben Nicolas (rechts) und Timon Quatvasel ihr System getestet. Marc Hennen, Schulleiter des Gymnasiums, war angetan.
Im Heilbronner Bildungszentrum St. Kilian haben Nicolas (rechts) und Timon Quatvasel ihr System getestet. Marc Hennen, Schulleiter des Gymnasiums, war angetan.  Foto: Quatvasel

Mit einem neuartigen digitalen System will das Startup-Unternehmen Go Free die Identifikation Getesteter, Genesener und Geimpfter deutlich vereinfachen. Die bisherigen Covid-19-Nachweise, die häufig in Papierform ausgestellt werden, haben Nicolas Quatvasel zunehmend gestört. "Also habe ich überlegt, wie man das smarter und einfacher gestalten kann", sagt der 20-jährige Heilbronner, der an der TU München Betriebswirtschaftslehre studiert. Ende vergangenen Jahres hat er daher begonnen, sich selbst programmieren beizubringen und an einer besseren Lösung für Corona-Nachweise zu tüfteln. Das Ergebnis liegt nun unter dem Namen Go Free vor. Und Nicolas und sein 18-jähriger Bruder Timon wollen ihre Geschäftsidee nun möglichst deutschlandweit vermarkten.

Winzige Chips am Geldbeutel oder Handy

Das System beruht auf der NFC-Technologie: NFC steht für Near Field Communication und ermöglicht kontaktlose Datenübertragung per Funk. Zum Einsatz kommt NFC beispielsweise beim kontaktlosen Bezahlen mittels Karte oder Handy. Go Free nutzt NFC-Chips als Trägermedium. Diesen winzigen, selbstklebenden Chip bringt der Nutzer an seinem Smartphone, Geldbeutel oder einem sonstigen Alltagsgegenstand an. Geimpfte und Getestete können dann von berechtigten Personen wie Ärzten oder Apothekern mittels einer speziellen App übers Smartphone in eine zentrale Datenbank aufgenommen werden - und zwar durch eine Referenz, die die Nutzer frei wählen können. Das kann beispielsweise die Ausweisnummer oder der Name sein.

Datenschutz ist den Gründern sehr wichtig

Die App stellt daraufhin einen 30-stelligen zufälligen ID-Code aus, der auf den NFC-Chip geschrieben wird. Wenn die Nutzer nun ins Konzert, ins Restaurant oder sonst irgendwo hinmöchten, wo ein entsprechender Covid-19-Nachweis fällig ist, können sie dies mit dem Chip nachweisen. Voraussetzung ist, dass der Veranstalter oder Gastronom die Read-App auf seinem Smartphone hat, mit der er den Nutzer identifizieren kann. Dank des hinterlegten Codes werden vor Ort keine personenbezogenen Daten erhoben. Diese sind lediglich in der zentralen Datenbank hinterlegt, auf die nur berechtigte Personen Zugriff haben sollen. Da der Code mit der dort hinterlegten Referenz übereinstimmen muss, sei die Weitergabe der Chips nicht möglich, sagt Quatvasel. "Datenschutz und Sicherheit sind uns sehr wichtig."

Wie der Gründer betont, dauert die Kommunikation zwischen den Apps und dem NFC-Chip nur wenige Sekunden. Der Chip sei rund 100 000 Mal beschreibbar und kontaktlos auslesbar. Ein weiterer Vorteil von Go Free sei, dass die Nutzer kein Smartphone benötigen. "Der NFC-Chip reicht", sagt Nicolas Quatvasel.

Praxistest im Gymnasium bestanden

Das System, das recht kompliziert klingt, hat den ersten Praxistest bestanden. Im Gymnasium des Heilbronner Bildungszentrums St. Kilian haben die Brüder Go Free in den letzten zwei Wochen vor den Sommerferien ausprobiert. "Die meisten Lehrer waren begeistert, weil sie die Testbescheinigungen der Schüler dann nicht mehr händisch ausfüllen müssten", berichtet Nicolas Quatvasel. Stattdessen könnten sie der negativ getesteten Klasse mit einem Klick über die eigens für den Schulgebrauch optimierte App ihren aktuellen Status bescheinigen. "Das geht natürlich viel schneller", sagt Nicolas Quatvasel, der sein System gerne in weiteren Bildungseinrichtungen installieren würde. Die Vorteile lägen auf der Hand, die Kosten seien sehr überschaubar. Schließlich dürfte Testen im Herbst wieder ein großes Thema an den Schulen sein.

Hoffen auf Pilotprojekt in Heilbronn

Nicolas und Timon Quatvasel wollen ihr Identifikationssystem Go Free auch Städten anbieten. In Neckarsulm und beim Städtetag haben sie es bereits präsentiert. Auch regionale Gemeinderäte, Landtags- und Bundestagsabgeordnete seien von ihrem System sehr angetan gewesen, berichtet Gründer Nicolas Quatvasel. Nur von ihrer Heimatstadt Heilbronn haben die Brüder noch keinerlei Rückmeldung auf ihr Schreiben erhalten. Doch die beiden wollen nicht lockerlassen. "Die Stadt Heilbronn sollte ein Pilotprojekt zulassen", wünscht sich Nicolas Quatvasel, dass er die Wirksamkeit von Go Free unter Beweis stellen darf.

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