Mayer-Kuvert übernimmt GPV
Heilbronn - Der Heilbronner Briefhüllenhersteller Mayer-Kuvert-Network katapultiert sich mit einem spektakulären Zukauf wieder an die Spitze der Branche. Das Unternehmen übernimmt den französischen Marktführer GPV Groupe, der im Juni dieses Jahres Insolvenz anmelden musste.
Heilbronn - Der Heilbronner Briefhüllenhersteller Mayer-Kuvert-Network katapultiert sich mit einem spektakulären Zukauf wieder an die Spitze der Branche. Das Unternehmen übernimmt den französischen Marktführer GPV Groupe, der im Juni dieses Jahres Insolvenz anmelden musste. Mit dem Zukauf des viertgrößten europäischen Briefhüllenherstellers sind die Heilbronner nach Angaben von Geschäftsführer Edlef Bartl wieder Marktführer. Den Spitzenplatz hatte Mayer-Kuvert im vergangenen Jahr verloren, als sich die Konkurrenten Bong Ljungdahl aus Schweden und Hamelin aus Frankreich zusammenschlossen.
Probleme
Die französische GPV Groupe war aufgrund rückläufiger Umsätze im Briefhüllengeschäft in Schwierigkeiten geraten. Zuletzt seien die Banken als Eigentümer nicht mehr bereit gewesen, die nötigen finanziellen Mittel bereitzustellen, um GPV aus der Krise zu führen, berichtet Bartl.
Die Heilbronner setzten sich schließlich im Bieterwettbewerb um GPV gegen einen namhaften Mitbewerber durch. Zum Kaufpreis macht Bartl keine Angaben. "GPV ist aber die größte Übernahme in unserer Firmengeschichte", verdeutlicht der Geschäftsführer die Dimension des Geschäfts. GPV belieferte unter anderem die französische Post mit Briefumschlägen, auf die bereits Briefmarken aufgedruckt sind.
Der Marktanteil in Frankreich lag zuletzt bei 25 bis 30 Prozent, den Umsatz beziffert Bartl auf 125 Millionen Euro. Mayer-Kuvert-Network kommt nach Angaben des Geschäftsführers auf einen Jahresumsatz von 330 Millionen Euro.
Die Übernahme des französischen Wettbewerbers wird jedoch nicht ohne Einschnitte ablaufen. "Leider zwingt uns der schrumpfende Markt dazu, die Kapazitäten und damit auch das Personal entsprechend anzupassen", sagt Bartl. Konkret heißt das: Von den zwei großen GPV-Werken in der Nähe von Lyon werde eins geschlossen, um das Werk im Elsass zu sichern. Außerdem werde das Personal an weiteren kleineren Standorten um etwa die Hälfte reduziert. Nach Abschluss der Restrukturierung sollen 650 der aktuell 945 Mitarbeiter an Bord bleiben. Auch die GPV-Produktionsstätten in England und Rumänien will Bartl weiterführen.
Ergänzung
Die GPV Groupe, die im vergangenen Jahr 8,2 Milliarden Briefumschläge produziert hat, passt den Heilbronnern (17,8 Milliarden Briefhüllen) sehr gut ins Konzept. "Die Produktsortimente von Mayer-Kuvert und GPV ergänzen sich gegenseitig ideal, so dass beide Seiten ihr Portfolio erweitern und damit die neue Gesamtgruppe stärken können", freut sich Bartl. Die Geschäftsführung von GPV soll weiterhin im Amt bleiben.
Die Heilbronner haben Erfahrung mit Zukäufen. 2008 und 2010 hat Mayer-Kuvert-Network die angeschlagenen Konkurrenten Blessof und NC-Couvert übernommen. Insgesamt umfasst die Gruppe knapp 50 Unternehmen in 23 Ländern und beschäftigt 2750 Mitarbeiter − davon 700 in Deutschland und 250 am Heilbronner Stammsitz.
Das Unternehmen wurde 1877 von Ernst Mayer in Heilbronn gegründet. Am 4. Dezember 1944 wurden die kompletten Produktionsanlagen durch Bomben zerstört. 1983 übernahm Edlef Bartl das Unternehmen, das kurz vor der Pleite stand, und legte den Grundstein für späteren den Erfolgskurs von Mayer-Kuvert-Network in Europa. 1991 folgte der Umzug in das heutige Firmengebäude in der Wannenäckerstraße 65. Alle Produktionsstufen sind hier unter einem Dach vereint.