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Kaco New Energy geht an Siemens

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Der Münchener Technikkonzern will das zentrale Wechselrichtergeschäft der Neckarsulmer übernehmen. Die Projektsparte wird abgespalten.

Von Heiko Fritze
An der Fassade von Kaco New Energy in Neckarsulm dürfte künftig das Siemens-Logo hängen: Der Technik-Konzern will das Geschäft mit String-Wechselrichtern übernehmen.
Foto: Andreas Veigel
An der Fassade von Kaco New Energy in Neckarsulm dürfte künftig das Siemens-Logo hängen: Der Technik-Konzern will das Geschäft mit String-Wechselrichtern übernehmen. Foto: Andreas Veigel  Foto: Veigel, Andreas

Noch vor vier Wochen hat Kaco New Energy seine Technologie der String-Wechselrichter als Hoffnungsträger und Wachstumsbringer vorgestellt. Nun will Siemens damit wachsen: Der Münchener Technikkonzern und die Leitung von Kaco New Energy teilten am Freitag mit, dass Siemens das Geschäft mit genau jener Technologie übernehmen will. Die Kartellbehörden müssen noch zustimmen, der Übergang soll aber im ersten Halbjahr abgeschlossen sein.

Siemens übernimmt auch den Namen

Mit der Übernahme würden mehr als 350 der weltweit etwa 520 Beschäftigten zu Siemens wechseln, hieß es. Die übrigen bleiben in den restlichen Geschäftsbereichen der bisherigen Gruppe - der Vertriebsfirma Blue Planet GmbH, im Projektentwicklungsgeschäft und beim EPC-Geschäft in Taiwan. Wie die Gebäude am Stammsitz in Neckarsulm dann unter Siemens und dem neuen Unternehmen aufgeteilt werden, wurde am Freitag nicht mitgeteilt. Die derzeitigen Mieter blieben jedenfalls in ihren Räumen, hieß es. Der Name Kaco New Energy werde von Siemens übernommen, so dass für die verbleibenden Aktivitäten ein neuer Firmenname gesucht werde.

Überraschung in der Belegschaft

Der Schritt kommt für die Belegschaft in Neckarsulm überraschend. In den vergangenen Tagen sei lediglich eine größere Mitteilung angekündigt worden, ohne dass es Andeutungen zu den Inhalten gegeben habe, erzählt ein Mitarbeiter.

Siemens will den Zukauf in seine neue Sparte Smart Infrastructure eingliedern, teilte Konzernsprecher Christian Stuart Wilson mit. Sie wird ab April eine der künftig drei Sparten des Münchener Traditionsunternehmens. Wechselrichter würden von dem Konzern bereits jetzt produziert, allerdings bislang nur für Solarthermie-Anwendungen und in kleineren Joint-Ventures, erläuterte er. Die bei Kaco New Energy entwickelte String-Technologie erlaubt es, große Photovoltaik-Flächen mit leichten und kompakten Geräten an die Stromeinspeisung anzuschließen. "Wir versprechen uns von der Übernahme einen breiten Marktzugang in einem sehr attraktiven Geschäft", sagte der Sprecher. Kaco New Energy bezifferte seinen Umsatz mit String-Wechselrichtern alleine für 2017 auf etwa 100 Millionen Euro - neuere Zahlen liegen noch nicht vor.

Ralf Hofmann lässt seine Zukunft offen

Welche Rolle der langjährige Mehrheitseigner und Geschäftsführer Ralf Hofmann künftig übernehmen wird, ließ er gestern offen. Bislang hielt er 51 Prozent an Kaco New Energy, die übrigen Anteile hatte EBM-Papst-Mitbegründer Gerhard Sturm 2016 von der Heilbronner Unternehmerfamilie Heinrich, auf die Kaco zurückgeht, übernommen. Beide Eigner werden alle ihre Anteile an Siemens veräußern, wurde mitgeteilt. Wer Gesellschafter bei den übrigen Unternehmen wird, wurde nicht berichtet.

Hofmann begründete den Verkauf mit dem hohen Finanzbedarf im Wechselrichter-Geschäft: Für große Projekte seien hohe Vorabinvestitionen nötig, die nur noch große Konzerne stemmen könnten. Letztlich laufe es auf einen Konzentrationsprozess mit wenigen großen Anbietern hinaus.

Siemens sieht die Kaco-Technik als Türöffenr

"Siemens ist in einer starken Position, um bei Technologien für die Energie- und Mobilitätswende erfolgreich zu sein", sagte hingegen Siemens Geschäftsbereichleiter Jean-Christoph Heyne. Durch die Übernahme erweitere der Konzern sein Portfolio in attraktiven Wachstumssegmenten an der Schnittstelle von Stromnetz und Gebäuden. Das neue Portfolio sei für Siemens ein Türöffner, beispielsweise für Photovoltaik-Anwendungen in Gewerbe und Industrie, aber auch in großen Photovoltaik-Kraftwerken. Kaco New Energy könne im Gegenzug künftig auf das weltweite Service- und Vertriebsnetzwerk von Siemens zugreifen.

Auch die IG Metall verfolgt die geplante Übernahme mit Interesse. Bislang war die Gewerkschaft kaum im Unternehmen vertreten. Siemens hingegen pflegt eine enge Zusammenarbeit mit Arbeitnehmervertretungen.

 

 

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