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Gemeinderat vor Entscheidung
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Rad- und Fußweg durch Heilbronner Lerchenbergtunnel: Grünes Licht für das Projekt?

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Der Heilbronner Gemeinderat steht nach langem Hin und Her vor einer entscheidenden Weichenstellung zum Bau eines Rad- und Fußwegs auf Bottwartalbahntrasse durch den Lerchenbergtunnel. Wird es am 18. Dezember grünes Licht geben?


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Traumprojekt zur Steigerung klimafreundlicher Mobilität oder Millionengrab, das Angst macht? Seit das Grünen-Urgestein Wolf Theilacker 2006 die Idee eines Rad- und Fußwegs über die stillgelegte Bottwartalbahn-Trasse durch den verwaisten Lerchenbergtunnel ins Spiel gebracht hat, setzt sich der Gemeinderat – angetrieben durch eine Bürgerinitiative und die Sympathie von OB Harry Mergel – immer wieder intensiv und kontrovers mit dem inzwischen auf 11,7 Millionen Euro veranschlagten Projekt auseinander.

Zuletzt waren nur noch die Förderfrage und der Grundstückserwerb offen. Beides scheint nun geklärt zu sein. Am kommenden Donnerstag, 18. Dezember, schlägt die Verwaltung den 40 Stadträten vor, einen Sperrvermerk im Etat aufzuheben – und damit grünes Licht für den Umbau zu geben, mit dem dann bereits 2027 begonnen werden könnte.

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Laut Ratsvorlage ist das Land bereit, 88,7 Prozent der Gesamtkosten zu übernehmen, wodurch die Stadt nur 1,32 Millionen Euro berappen müsste, inklusive Grunderwerb von 910.000 Euro, eine Summe, auf die sich Rathaus und Bahn geeignet hätten. Als jährliche Unterhaltungs- und Betriebskosten kämen gut 50.000 Euro hinzu. Eine mögliche Videoüberwachung im Tunnel käme auf rund 36.000 Euro im Jahr, ein Sicherheitsdienst auf 40.000 Euro.

Trasse von Hochschule in Sontheim über Südbahnhof durch den Tunnel

Die bereits fertigen Pläne zeigen eine durchgängige komfortable und nahezu Kfz-freie Rad- und Fußtrasse zwischen der Hochschule in Sontheim über das neue Wohngebiet im Südbahnhof durch den Tunnel bis zur Jägerhausstraße. Als Alternative zum Straßenverkehr dürfte sie laut Ratsvorlage sowohl für Pendler, Studierende sowie Schüler „attraktiv“ sein, aber auch für Ausflügler. Gleichzeitig werde eine Lücke im Radwegenetz geschlossen, das im Bereich Sontheimer Straße Defizite zeige.

Der Tunnel ist rund 400 Meter lang und 3,50 Meter breit. Er war Teil der inzwischen stillgelegten Bottwartalbahntrasse, auf der nun ein Rad- und Fußweg die Süd- mit der Oststadt verbinden könnte.
Der Tunnel ist rund 400 Meter lang und 3,50 Meter breit. Er war Teil der inzwischen stillgelegten Bottwartalbahntrasse, auf der nun ein Rad- und Fußweg die Süd- mit der Oststadt verbinden könnte.  Foto: Veigel\, Andreas

Heilbronner Lerchenbergtunnel: Lichtkunst und „Effektbeleuchtung gegen Gefühl der Unsicherheit“

Parallel zum Radweg wird laut Plan ein durch Kleinpflaster, teils auch durch Grünelemente, getrennter barrierefreier Gehweg angelegt, ähnlich dem in der Neckarhalde. Auch Bänke, Infostelen zur Bottwarbahn sowie Lichtkunst und eine „Effektbeleuchtung“ am und im Tunnel sind vorgesehen und sollen, so heißt es, „ein potenzielles Gefühl der Unsicherheit“ mindern.

In der rund 400 Meter langen und nur 3,5 Meter breiten, leicht gekrümmten Tunnelröhre teilen sich Radler und Fußgänger den Raum, wobei man vor beiden Portalen die Trasse über Treppen betreten oder verlassen kann. Der Tunnel, der übrigens auch für Mobilfunk ertüchtigt wird, sei insgesamt zwar stabil, muss aber laut Ratsvorlage durchgängig mit Dränmatten, Dichtungsbahnen und Spritzbeton gesichert werden. Auch die Entwässerung sei sanierungsbedürftig. Insgesamt werde der Tunnel, so verspricht die Vorlage, „zu einem Ort, der Neugier weckt, Sicherheit vermittelt und positive Assoziationen fördert“.

Der Lerchenbergtunnel wurde in den Jahren 1900/01  gebaut. Das historische Foto zeigt den Durchbruch von Süden her.
Der Lerchenbergtunnel wurde in den Jahren 1900/01 gebaut. Das historische Foto zeigt den Durchbruch von Süden her.  Foto: Archiv

Der 400 Meter lange Tunnel im Heilbronner Osten birgt jede Menge Stadtgeschichte

Der Lerchenbergtunnel war 1900/1901 auf Druck einiger in der Südstadt angesiedelter Firmen, allen voran Knorr, gebaut worden und machte vom Südbahnhof über Karlstor und Sülmertor eine direkte Schienenverbindung zum Hauptbahnhof möglich. Stadtbaumeister Ludwig Heuss, der Vater des späteren Bundespräsidenten Theodor Heuss, hatte sogar vorgeschlagen, unterhalb des Hauptfriedhofs am heutigen Recyclinghof Wannental einen weiteren Bahnhof zu bauen – um dort die einst europaweit gefragten Heilbronner Sandsteine vom Jägerhaus zu verladen.

Vor wenigen Jahren wurden die Strecke und der Südbahnhof stillgelegt. Auf dem einstigen Bahnhofsareal ist inzwischen ein neues Wohngebiet gewachsen, inklusive Ärztehaus und modernisiertem Edeka-Markt. Mitten durch das Quartier verläuft zwischen Rathenauplatz und Gemmingstal bereits ein Fuß- und Radweg, der ins Straßennetz mündet – direkt an der alten Bahntrasse, die durch den Lerchenberg-Tunnel führt. 




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