Den Auftakt zu den vier Gottesdiensten an Heiligabend macht um 15 Uhr Pfarrerin Rivka Schunk, um 17 Uhr folgt Prälat Ralf Albrecht, den Gottesdienst um 20 Uhr gestaltet wieder die Pfarrerin, den um 22 Uhr hält Dekan Christoph Baisch. Am Samstag, 20. Dezember, verteilt Rivka Schunk mit ihren Konfirmanden rund um die Kilianskirche auf dem Marktplatz und dem Kiliansplatz für eine Spendenaktion Brot für Brot für die Welt. amo
Heilbronner Kilianskirche: Warum die neue Pfarrerin voller Zuversicht ist
Am Totensonntag predigte Rivka Schunk erstmals als Pfarrerin in der Kilianskirche Heilbronn. Die 34-Jährige ist die erste Frau in dieser Position – und bringt neue Impulse.
"Ich bin eigentlich katholisch, aber weil in der Kilianskirche eine Frau predigt, bin ich heute extra hierher gekommen. Bei uns werde ich sowas ja nicht mehr erleben.“ Ursula Richthofer aus Heilbronn lächelt verschmitzt. „Und eins kann ich sagen: Ich habe noch nie so aufmerksam zugehört.“
Viele Gläubige sind an diesem Totensonntag in das Wahrzeichen Heilbronns gekommen, um der neuen Pfarrerin Rivka Schunk zu lauschen, die eindrücklich von der Kraft der Zuversicht und von verpassten Chancen spricht.
Pfarrerin Rivka Schunk predigt über Zuversicht und Chancen
Das mit der verpassten Chance trifft auf die junge Theologin so gar nicht zu. Sie hat, wenn auch nach einiger Überlegung, zugegriffen. Denn eine Pfarrerin in der Kilianskirche, die mit 34 Jahren hier auch noch ihre allererste Pfarrstelle antritt: Das hat es so noch nie gegeben.

Doppelte Frauenpower heißt es deshalb seit Herbst im gotischen Gotteshaus. Mit Petra Stadel (44) ist hier seit vier Jahren auch die jüngste Kirchengemeinderatsvorsitzende am Ruder, die es in der Käthchenstadt gibt. „Eine tolle Konstellation“, findet Rivka Schunk, und, an Petra Stadel gewandt: „Die Absprache mit dir tut mir gut. Es ist insgesamt unschätzbar wertvoll, so ein Team zu haben.“
Rivka Schunks Eltern waren beide Pfarrer
Nach allen Seiten hin hatte sich Petra Stadel dafür eingesetzt, dass Rivka Schunk die neue Pfarrerin wird. Nicht zuletzt hatte sie die Kandidatin selbst von ihrem beruflichen Glück überzeugt. „Ich kann ja sehr hartnäckig sein.“
Nach wie vor denkt die stellvertretende Schulleiterin der Heilbronner Staufenbergschule an viel Organisatorisches, von den Geschenken für die in der Kirche auftretenden Solisten bis hin zum wärmenden Schal für die Pfarrerin, weil es in dem imposanten Sakralbau auch in der geheizten Sakristei immer von irgendwoher zieht.
Für Rivka Schunk, deren Eltern beide Pfarrer sind, deren Mutter in der Kilianskirche ordiniert wurde, und die als Kind mit der Großmutter zur „Orgelmusik zur Marktzeit“ kam, ist es „absolut etwas Besonderes, plötzlich hier vorne vor der Gemeinde zu stehen “. Sie fühlt die Wertschätzung und das Wohlwollen ihrer rund 2000 Menschen zählenden Seelsorgeeinheit. Und die Freude der Gemeinde darüber, dass es nach Jahren der Ungewissheit endlich eine Pfarrerin gibt.
Und da kommt sie wieder ins Spiel, die Zuversicht. Denn nach der Trauer des Totenmonats sowie der Gedenkfeier des 4. Dezembers folgt für sie die Hoffnung und die tröstliche Adventszeit.
Im Dezember ist mächtig was los in der Kilianskirche
Die Kirchenwahl, die Organisation vieler Konzerte und Veranstaltungen, die Kommunikation nach außen, etwa was den Weihnachtsmarkt angeht, wo es vieler Absprachen bedarf: All das gehört dazu. Klar ist: Im Dezember ist mächtig was los in der Kilianskirche. Trotzdem, das Herz soll zur Ruhe kommen, findet Rivka Schunk, die an der Heinrich-von-Kleist-Realschule Religion unterrichtet, selbst Klavier spielt und singt. So nimmt für sie auch die Musik eine wichtige Rolle ein. An Heiligabend, dem Hauptarbeitstag für Geistliche, teilt sie sich mit Dekan Christoph Baisch und Prälat Ralf Albrecht die Aufgaben und hält den Familiengottesdienst um 15 Uhr.
„Mein Ziel in den Adventswochen ist, dass es auch Weihnachten für mich wird. Dass ich das Besinnliche für mich selbst nicht vergesse.“ Dabei helfen Rituale wie Adventssingen mit der Familie oder der Teamscall im Dezember, bei dem sie und ihre Freunde sich täglich Texte aus dem Adventskalender vorlesen. Zusammenhalt, Geselligkeit, das schätzt die Frau, die in Namibia geboren und in Heilbronn-Frankenbach aufgewachsen ist.
Sie will ihre heterogene Gemeinde gut zusammenbringen
Deshalb ist es ihr auch wichtig, ihre heterogene Gemeinde gut zusammenzubringen, die „vom Bahnhofsviertel über den Neckarbogen bis zum Friedensplatz reicht“. Beratungen und Seelsorgegespräche sollen dabei helfen. „Der Bezirk ist geografisch deutlich größer als der vieler anderer Seelsorgeeinheiten und auch von der sozialen Struktur her sehr unterschiedlich“, sagt Schunk, der die Diversität Heilbronns gefällt.

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