Verein Pro Zabergäubahn fordert kommunalen Schulterschluss
Seit rund 35 Jahren fährt zwischen Leonbronn und Lauffen kein Zug mehr. Für den Verein Zabergäu pro Stadtbahn ist das 125 Jahre nach Eröffnung der Strecke aber kein Grund zu trauern. "Es wird Zeit zu feiern", sagt Joachim Esenwein.

Seit rund 35 Jahren fährt zwischen Leonbronn und Lauffen kein Zug mehr. Für den Verein Zabergäu pro Stadtbahn ist das 125 Jahre nach Eröffnung der Strecke aber kein Grund zu trauern. "Es wird Zeit zu feiern", sagt Joachim Esenwein. Denn die baden-württembergische Landesregierung bescheinigt der Zabergäubahn nicht nur ein hohes Fahrgastpotenzial, sondern stellt zugleich Mittel für Investitions- und Betriebskosten in bis dahin nicht für möglich gehaltener Höhe in Aussicht. Und doch kommt das Infrastrukturprojekt nicht voran. Der Verein Zabergäu pro Stadtbahn fordert jetzt den konsequenten Schulterschluss der Kommunen, des Landratsamts und des Verkehrsministeriums.
Basis ist der volkswirtschaftliche Nutzen
Der Grund für diesen Stillstand ist die sogenannte Standardisierte Bewertung, die mit einer ganzen Reihe von Parametern den volkswirtschaftlichen Nutzen Bahnstrecke berechnet. Der Quotient muss bei mindestens 1,0 liegen. Nur dann ist das Land bereit, die Fördermittel zu investieren. Die Zabergäubahn liegt laut einer Machbarkeitsstudie aber knapp darunter.
Infrastrukturprojekt scheiter bislang an der Deutschen Bahn
Der Heilbronner Landrat Detlef Piepenburg sprach lange von "Stellschrauben, die man identifizieren muss". Inzwischen ist klar: Nach den derzeit geltenden volkwirtschaftlichen Kriterien steht und fällt das Projekt mit den Verhandlungen mit der Deutschen Bahn. Sie ist Eigentümerin der Bahntrasse. Verkauft oder zumindest verpachtet sie den Grundstücksstreifen nicht, ist der Nutzen nach der aktuellen Fassung der Standardisierten Bewertung nicht zu erreichen. Grund: Wegen der Standards der Deutschen Bahn würden die Investitionskosten für eine Reaktivierung zu hoch.
Deutsche Bahn lehnt alle Angebote ab
Verhandlungen zwischen dem Landratsamt und der Deutschen Bahn sind offenbar gescheitert. Die Bahn will nicht verkaufen. "Der Landkreis ist nicht weitergekommen", sagt Landratsamtssprecherin Lea Mosthaf. "Wir haben sogar eine Pacht vorgeschlagen. Auch die Idee, eine gemeinsame GmbH zu gründen, haben wir ins Spiel gebracht", so die Behördensprecherin weiter. "Aber die Bahn hat alles abgelehnt." Sie wolle die Strecke nicht abgeben, solange sie die Möglichkeit sieht, mit einer Reaktivierung selbst Geld zu verdienen.
Inzwischen hat sich das baden-württembergische Verkehrsministerium eingeschaltet. Mehrere Gesprächstermine mit der Deutschen Bahn wurden aber verschoben. Lutz Mai, Erster Landesbeamter im Landratsamt Heilbronn, rechnet Ende Juli mit einer Rückmeldung.
Verein erwartet klare Signale
Friederike Wilhelm erwartet jetzt klare Signale aus der Region. "Wir erwarten vom neuen Landrat Norbert Heuser, dass er vorne dran steht", sagt die stellvertretende Vorsitzende des Vereins Zabergäu pro Stadtbahn. Auch die Bürgermeister der Anrainerkommunen fordert sie auf, erkennbar an einem Strang zu ziehen. "Uns fehlt bis jetzt ein eindeutiges Signal", bemängelt Esenwein.
Warten auf modifizierte Kriterien
Vereinsvorsitzende Gertrud Schreck ist sich mit Friederike Wilhelm und Joachim Esenwein einig, dass spätestens nächstes Jahr eine nachgebesserte Version der Standardisierten Bewertung vorgestellt wird, die Umwelt- und Klimakriterien in der Kosten-Nutzenrechnung stärker gewichtet.
Spätestens dann sei davon auszugehen, dass die Zabergäubahn dann die volkwirtschaftlichen Kriterien erfüllt. Das Landratsamt und die Kommunen müssten deshalb schon jetzt ihre Hausaufgaben machen und etwa über die Aufteilung von Finanzen sprechen.
Reaktivierung
Sollten die Betriebskosten bei einer Reaktivierung der Zabergäubahn nicht über dem Landesstandard liegen, übernimmt das Land die Kosten zu 100 Prozent. Zu den Betriebskosten zählt auch die Anschaffung von Fahrzeugen. Hinter dem Engagement des Landes steckt die Absicht von Verkehrsminister Wilfried Hermann, die Fahrgastzahlen auf der Schiene bis zum Jahr 2030 zu verdoppeln. Im November vergangenen Jahres hat Hermann eine Potenzialanalyse vorgestellt. Demnach wird der Zabergäubahn hohes Fahrgastpotenzial bescheinigt.