Die Unterführung in Böckingen ist fertig
Das Warten am Bahnübergang gehört der Vergangenheit an: Am Eisenbahnmuseum geht es seit diesem Mittwoch kreuzungsfrei unter der Bahn hindurch. Die Bauarbeiten auf der Heidelberger Straße gehen unterdessen bis Freitag weiter.

Mit Superlativen wolle er prinzipiell sparsam umgehen, sagt Heilbronns Oberbürgermeister Harry Mergel. Doch zur Eröffnung der neuen Verkehrsführung in Böckingen bemüht er sie dann doch. Es sei ein "Jahrhundertereignis": Endlich sei Alt-Böckingen vom nördlichen Teil nicht mehr durch allzu häufig geschlossene Bahnsschranken getrennt. Die Unterführung ermöglicht nun die problemlose Durchfahrt ohne Wartezeiten.
Wie hart die Grenze zwischen den zwei Ortsteilen zumindest in den Köpfen noch ist, illustriert eine Bemerkung am Rande der Veranstaltung. "Als Böckingen-Südler muss ich sagen: Uns gehört ein bissle mehr von der Unterführung", scherzt Stadtrat Herbert Tabler. Nicht nur mit der direkten Anbindung, sondern auch mit der Neuen Mitte inklusive Einkaufszentrum und der Gestaltung des Platzes am Sonnenbrunnen soll hier ein neues Stadtteilzentrum entstehen. Ein Zentrum, das Böckingen bisher nicht hatte.
Historische Lok soll fürs Museum werben
Diese Feinarbeiten werden nun allerdings noch bis Juni dauern. "Immerhin haben wir nach längerer Suche nun einen Landschaftsgärtner gefunden, der die Arbeiten ausführt", sagt Hans-Peter Barz, Leiter des städtischen Grünflächenamtes. Vor allem durch die Buga waren die Firmen so ausgebucht, dass anfangs keine Angebote eingingen.

Mit der Neugestaltung werde nun das gesamte Areal rund um das Süddeutsche Eisenbahnmuseum aufgewertet, sagt Barz. Die Errichtung eines Wasser spendenden Sonnenbrunnens ist vorgesehen. Auch eine kleine historische Lok soll wieder aufgestellt werden, nachdem die alte vor einigen Jahren vom privaten Eigentümer wieder beansprucht wurde, kündigt der Sprecher des Böckinger Bezirksbeirats, Matthias Suleder, an. Noch bevor der Platz fertig ist, gibt es schon die ersten Pläne, was darauf stattfinden könnte. "Der erste Verein hat sich schon gemeldet, der da ein Fest ausrichten möchte", berichtet Herbert Tabler.
Insgesamt 18,5 Millionen Euro wurden von der Stadt Heilbronn, dem Land und der AVG für die neue Verkehrsführung investiert. Weitere 1,3 Millionen Euro wird der neue Platz kosten - deutlich mehr als anfangs veranschlagt. "Wir mussten einen wahnsinnigen Aufwand für die Kampfmittelsondierung betreiben", erklärt Barz. Feierlich wird es, als Oberbürgermeister Mergel samt kompletter Bürgermeisterriege und im Beisein zahlreicher Stadträte das Band an der Unterführung durchschneidet. Mergel sprach von einem "für Böckingen historischen Moment" und zitierte auch Willy Brandt: "Hier wächst zusammen, was zusammengehört." Eineinhalb Jahre waren für den Bau notwendig.
Folgebaustelle bis Ende der Woche

Noch fließt der Verkehr nicht ungehindert durch Böckingen. Denn eine andere Baustelle wurde jetzt eröffnet: Noch bis Freitag wird der Belag auf der Heidelberger Straße ersetzt. Der hatte durch die Umleitung unter dem Schwerlastverkehr gelitten. "Wir wollten das jetzt direkt im Anschluss erledigen und nicht zuerst die Unterführung eröffnen und dann nach einiger Zeit wieder an anderer Stelle anfangen", erklärt Dirk Herrmann, stellvertretender Leiter des Amts für Straßenwesen.
Und zu guter Letzt wird noch der bisherige Bahnübergang zurück- und als Fahrrad- und Fußgängerüberweg ausgebaut. Bis Juni soll auch er fertig sein. Einhergehend mit dieser Baumaßnahme bleibt die Großgartacher Straße an dieser Stelle nur einspurig in jeder Richtung befahrbar. "Von Leingarten kommend erfolgt die Aufweitung der B 293 auf zwei Fahrspuren erst hinter der alten Kreuzung mit der Grünewaldstraße", erklärt Dirk Herrmann. Das sei zwar eine Einschränkung, sollte aber nicht zu größeren Behinderungen führen.
Mitarbeiter einer Firma aus Nordrhein-Westfalen verkleiden derzeit noch die Unterführung. In ein paar Wochen ist der Beton hinter den Klinkersteinen verschwunden.
Langer Vorlauf
Schon vor mehr als 100 Jahren habe es in Böckingen "heute teils etwas kurios anmutende Pläne" gegeben, die Bahnlinie zu überwinden. Martin Naumann vom Bezirksbeirat kennt diese Pläne. Anfang des 20. Jahrhunderts seien einige Häuser an der Bahnlinie erhöht gebaut worden, weil daneben eine Brücke geplant war. Die allerdings sei dann nie gekommen.
Karl-Heinz Kübler - einer von fünf Stadträten, die in Böckingen wohnen - will zudem nicht in Vergessenheit geraten lassen, wessen Engagement es auch zu verdanken sei, dass die Unterführung nun gebaut wurde: "Dafür haben unsere ehemaligen Böckinger Stadträte Paul Mack, Erwin Fuchs, Klaus Müller und Erich Koßmann vor vielen Jahren schon gekämpft."