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Flüchtlingsgegner mit Kontakten in rechte Szene

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Neubürger der Nordstadt setzt sich seit Jahrzehnten gegen "Überfremdung" ein − Reaktion der Stadt

Von unserem Redakteur Daniel Stahl
Infoveranstaltung zur Unterbringung von Asylbewerbern in der Nordstadt: Michael Dangel demonstriert mit einigen Mitstreitern gegen Asylmissbrauch, linke Aktivisten gegen Rassismus.Foto: Mario Berger
Infoveranstaltung zur Unterbringung von Asylbewerbern in der Nordstadt: Michael Dangel demonstriert mit einigen Mitstreitern gegen Asylmissbrauch, linke Aktivisten gegen Rassismus.Foto: Mario Berger

Es wird und muss ungemütlich werden." Das hat der Heilbronner Steuerberater Michael Dangel Anfang März in einem offenen Brief an Oberbürgermeister Harry Mergel geschrieben. Vier Seiten lang beschwert Dangel sich darin über die Unterbringung von Flüchtlingen in der Nordstadt. Er beklagt sich über die "indiskutable Informationspolitik der Stadt". Doch auf weitere Informationen wartet er nicht. Er wolle "alle rechtlichen und politischen Möglichkeiten nutzen", um die Unterbringung von Asylbewerbern zu verhindern.

Antwort

Inzwischen hat der OB geantwortet. Er schreibt, dass die Unterbringung von Asylbewerbern mit geltendem Recht in Einklang sei. Die meisten Bewohner der Nordstadt seien außerdem bereit, den neuen Nachbarn vorurteilsfrei zu begegnen. Dangel dagegen will, so schreibt er es in seinem Brief, die Anwohner der Nordstadt politisch mobilisieren. Auch Flugblätter verteilte er dafür Anfang März. Die Flyer sollen von einer "Bürgerinitiative Nordstadt" stammen. Unterschrieben sind sie mit: "Ihr Nachbar Michael Dangel".

Aber engagiert sich hier wirklich ein besorgter Nachbar? Oder will ein Rechtsextremist die aktuelle Situation ausnutzen? Dangel war am Freitag nicht für eine Stellungnahme zu erreichen. Der Steuerberater hat sich aber schon früher gegen "Überfremdungsdruck" ausgesprochen. Seine Nähe zu Rechtsextremen ist oft dokumentiert.

Anfang März besuchte Dangel mit einigen Mitstreitern die Infoveranstaltung der Stadt in der Wartbergkirche. Die Gruppe fragte nach den Kosten der Unterbringung von Asylbewerbern, Dangel beschwerte sich: Die Ängste der Anwohner würden in den Wind geschlagen. Ein junger Mann sagte: "Flüchtlinge haben eine solche rassistische Hetze nicht verdient." Dafür gab es Beifall.

Vernetzt

Dangel hält seit Jahren Kontakte in die rechtsextreme Szene. Er gehörte zum Beispiel zum "Nationalen Bündnis Heilbronn". Das Bündnis wurde im Oktober 2004 gegründet, löste sich aber im November 2006 wieder auf. Vorher hatte es auf der Seite der NPD vor der "Vernichtung der Völker durch Vermischung zu einer multikulturellen Menschenmasse" gewarnt. Neben Dangel gehörten auch der damalige NPD-Kreisvorsitzende Matthias Brodbeck und das frühere Rep-Mitglied Alfred Heckel zum Bündnis. Dangel soll auch Mitglied gewesen sein bei der "Freiheitlichen Initiative Heilbronn" − laut Verfassungsschutz eine Gruppe aus dem neonazistischen Spektrum. Ein "Neonazikreis um Michael Dangel" taucht schon 1996 im Verfassungsschutzbericht auf. Dangel soll Vorträge und Liederabende in der Region organisiert haben − mit verurteilten Rechtsterroristen. Ab 1999 soll Dangel auch Sprecher der "Burschenschaft Arminia Zürich zu Heidelberg" gewesen sein. Auch sie wurde bis zur Auflösung im Jahr 2008 vom Verfassungsschutz beobachtet. Der hielt sie für eine rechtsextreme Kleinstgruppierung.

Einladung

Der Neubürger der Heilbronner Nordstadt ist also gut vernetzt in rechten Kreisen. So gut, dass er auch Thomas S. schon getroffen haben soll. Gegen S. wird wegen Unterstützung der Terrorgruppe NSU ermittelt. Dieser S. war nach Angaben eines Ermittlers 1993 auf einer "1000-Dosen-Party" in Heilbronn. Die Einladung zur Party soll S. laut "Stuttgarter Nachrichten" von einem Bekannten erhalten haben: Michael Dangel.

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