Stimme+
Heilbronn
Lesezeichen setzen Merken

Frauentag in Heilbronn thematisiert Ungleichheit und Gewalt

   | 
Lesezeit  2 Min
Erfolgreich kopiert!

Die Corona-Krise treffe vor allem das weibliche Geschlecht, heißt es auf der Kundgebung zum Weltfrauentag auf dem Heilbronner Kiliansplatz.

von Bigna Fink
Frauentags-Rednerin Jutta Nimmann vom Verein Courage engagiert sich für Gleichberechtigung. Den Frauenverband gibt es seit 30 Jahren. 
Foto: Mario Berger
Frauentags-Rednerin Jutta Nimmann vom Verein Courage engagiert sich für Gleichberechtigung. Den Frauenverband gibt es seit 30 Jahren. Foto: Mario Berger  Foto: Berger, Mario

Die Hymne der Frauenbewegung "Brot und Rosen" ertönt durch die Lautsprecher am Kiliansplatz. So beginnt bei strahlendem Sonnenschein am Montagnachmittag lautstark die Kundgebung im Rahmen des Internationalen Frauentages.

"Lasst euch gerade in der Pandemie nicht auseinanderdividieren", ruft Jutta Nimmann ins Mikrofon, und: "Wir müssen weltweit gemeinsam für die Befreiung der Frauen eintreten." Nimmann ist Vorsitzende des Frauenverbands Courage Heilbronn, der die öffentliche Versammlung in der Stadt wie in den vergangenen 26 Jahren, aber diesmal ohne Demonstrationen, organisiert hat.

Die IG Metall hat Plakate zur Geschichte des Frauentags aufgestellt, dessen Ursprünge bis auf Proteste von New Yorker Textilarbeiterinnen im Jahr 1857 zurückreichen.

Die Heilbronner Landtagskandidatin der Linken, Marlene Neumann, ist mit einem neonpink besprühen Protest-Fahrrad zum Kiliansplatz gekommen, geschmückt mit Zetteln mit Fakten zu den Frauenrechten. Auch die kommunistische Partei MLPD ist mit Fahne und Plakaten anwesend. 

Viele Leute bleiben stehen. Insgesamt sind es rund 50 Menschen, die mit gebührendem Abstand zueinander den Reden, meist von Frauen aus dem Verein Courage, lauschen. Die Themen drehen sich um Gewalt gegen Frauen, ihre Lage in der Corona-Zeit und Lohnunterschiede zwischen den Geschlechtern.


Mehr zum Thema

Stimme+
Heilbronn
Lesezeichen setzen

Drei Frauen erzählen, wie sie Job und Familie unter einen Hut bekommen


Lasten des Lockdowns von Müttern getragen

"Gerade für Mütter ist die Corona-Krise echt schwierig", sagt Katrin Siekmann, die fünf- und siebenjährige Söhne hat. Während Betriebe, etwa Autohersteller, "in der Pandemie produzieren dürfen, als wäre nichts gewesen, werden die Lasten des Lockdowns auf den Schultern der Familien getragen", ktisiert die Heilbronnerin vor der Menge scharf das Krisenmanagement der Regierung. Warum könnten nicht kleinere Kitagruppen und Klassen organisiert werden, in denen das Ansteckungsrisiko geringer sei?

In Deutschland mache die Corona-Zeit die Gehaltsunterschiede zwischen Frauen und Männern deutlich, sagt Zuhörerin Clara Sendner aus Freiburg, die zu Besuch bei ihrem Freund in Heilbronn und aus Solidarität für die Frauen weltweit zum Kiliansplatz gekommen ist. "Berufe, die oft von Frauen ausgeführt werden, wie etwa Tätigkeiten in der Pflege, werden weiterhin zu schlecht bezahlt", findet die 25-Jährige.

Externer Inhalt

Dieser externe Inhalt wird von einem Drittanbieter bereit gestellt. Aufgrund einer möglichen Datenübermittlung wird dieser Inhalt nicht dargestellt. Mehr Informationen finden Sie hierzu in der Datenschutzerklärung.

Einstellungen anpassen

Hohe Zahl an Femiziden in Deutschland und weltweit

Auch spricht Clara Sendner die Situation in Mexiko an, wo sie eineinhalb Jahre lebte. Dort sei die Gewalt an Frauen "ein Riesen-Problem", am 8. März fänden in Mexiko große Demonstrationen statt.

"Mir ist die breite Mobilisierung gegen geschlechtsbezogene Gewalt wichtig", sagt auch die Frauenaktivistin Gisela Schulz. Die Heilbronnerin spricht in ihrer Rede die vielen Femizide an, Tötungen von Frauen aufgrund ihres Geschlechts. Jeden dritten Tag findet ein solches Verbrechen hierzulande laut Zahlen des Bundeskriminalamtes statt.

Der Bildungs- und Kulturverein Horizont macht am Internationalen Frauentag auf inhaftierte und misshandelte Kritikerinnen der Regierung in der Türkei aufmerksam.  Foto: privat
Der Bildungs- und Kulturverein Horizont macht am Internationalen Frauentag auf inhaftierte und misshandelte Kritikerinnen der Regierung in der Türkei aufmerksam. Foto: privat  Foto: Privat

Am Stadtbrunnen stehen Aktive des Heilbronner Bildungs- und Kulturvereins Horizont, darunter Vorstandsmitglied Ümit Aydin. Mit Nelken und Flyern für die Passanten und mit rund zehn Plakaten machen er und sein Team auf aktuelle Schicksale von Frauen in der Türkei aufmerksam, die wegen Kritik an der Regierung misshandelt und inhaftiert wurden. 

Kommentar hinzufügen

Kommentare

Neueste zuerst | Älteste zuerst | Beste Bewertung
Keine Kommentare gefunden
  Nach oben