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Good morning, Stuttgaaaaaaaaaaart!

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Der Radiosender der US-amerikanischen Streitkräfte AFN sendet seit 1948 aus Stuttgart. Die Moderatoren sind vielfältig ausgebildet. Täglich erhalten die Soldaten einen kleinen Deutschkurs und die Top 40 der amerikanischen Charts.

Drei Soldaten zeichnen in einem Nebenraum ein Interview auf. Foto: Mario Berger
Drei Soldaten zeichnen in einem Nebenraum ein Interview auf. Foto: Mario Berger  Foto: Berger, Mario

Im Eingangsbereich eines Kasernen-Gebäudes der Robinson-Barracks in Stuttgart weht noch ein wenig der Wind der AFN-Vergangenheit. Ein altes Schild zeigt das Logo, ein Röhrenradio steht gegenüber der Eingangstür. An der Wand hängen Fotos von Kommandeuren der Kaserne und ein Foto des Präsidenten Donald Trump.

Noch immer machen die in Stuttgart stationierten US-Soldaten Radio. Gewiss, es nicht ganz so wie im Film "Good Morning Vietnam", in dem der AFN-Radiomoderator Adrian Cronauer, gespielt von Robin Williams, 1965 nach Vietnam geschickt wird, um für die US-Army auf Sendung zu gehen und die Stimmung der GIs aufzuhellen. Allmorgendlich begrüßt er sie mit einem lang gezogenen "Good morning Vietnaaaaaam".

Viel Spaß bei der Arbeit

Die zehn Soldaten, die von Stuttgart aus Radio machen, scheinen Spaß am Job zu haben. Es wird viel gelacht. Die Rolle von Robin Williams übernimmt in Stuttgart Mass Communication Specialist second Class Zachary Sleeper. Der 23-Jährige ist der Morning-DJ und hilft den US-amerikanischen Soldaten und den Anhängern aus der Region ab 6 Uhr aus den Federn.

Auf der Frequenz UKW 102,3 laufen vor allem Top-40-Hits der US-Hitparaden von heute und den früheren Jahren, die von AFN Kaiserslautern eingespielt werden, erklärt Sleeper. "Wir haben aber von hier aus die Möglichkeit, pro Stunde zwei eigene Titel einzufügen."

Militärdienst auf einem Flugzeugträger absolviert

Sleeper ist einer von wenigen Soldaten in Stuttgart, die der Navy, also der Marine angehört. Er hat auf dem Flugzeugträger USS Dwight D. Eisenhower seinen Dienst verrichtet. Die meisten der 24.000 in Baden-Württemberg stationierten US-Soldaten sind bei der Army.

Wer sich bei den US-Streitkräften als Mass Communication Specialist ausbilden lässt, erhält Lehrgänge als Foto-Journalist, Multi-Media-Produzent, Kameramann, Grafik-Illustrator oder Pressesprecher.

Neben der Musik bekommen die AFN-Hörer Nachrichten, Verkehrsmeldungen und täglich ein paar deutsche Vokabeln zu hören. Wie bestellt man in einem deutschen Restaurant Essen und Trinken beispielsweise. Von 10 bis 14 Uhr übernimmt AFN Kaiserslautern. Danach sind die Kameraden aus Stuttgart mit der Sendung "Evening escape" (deutsch: Flucht in den Abend) bis 18 Uhr wieder dran.

Mehr zum Radiosender

AFN ist die Abkürzung für American Forces Network (deutsch: Sendernetz der Amerikanischen Streitkräfte). Die Rundfunkeinrichtungen sind auf der ganzen Welt verteilt. In Deutschland ist der Radiosender an fünf Standorten vertreten. In Stuttgart überträgt AFN zum ersten Mal im Jahr 1948 aus dem Hotel Graf Zeppelin. 1993 wird der Sender nach Heidelberg verlegt. Dennoch übertragen Soldaten aus dem Studio der Robinson-Barracks täglich acht Stunden live. Hier geht's zur Facebookseite von AFN Stuttgart.

Im Nebenraum läuft gerade ein Interview

Die Robinson-Barracks liegen zwischen Stuttgart-Zuffenhausen und -Bad Cannstatt. Das Studio hat keine Fenster. Ein großes Mischpult, Monitore, Mikrofone, Devotionalien hängen an den Wänden. Der Raum nebenan ist für Interviews reserviert, die aufgezeichnet, geschnitten und ins Tagesprogramm eingespielt werden. Die Soldaten tragen Tarnfleck-Uniformen.

Interaktion mit den Hörern ist den Radiomachern aus Stuttgart wichtig. Die Hauptkorrespondenz läuft über den Facebook-Kanal von AFN Stuttgart. "Dadurch haben wir außerdem Kontakt zu ehemaligen Soldaten, die hier in Stuttgart waren" sagt Sleeper. "Was auf Facebook reinkommt, kommt auch ins Radio."

In den Barracks spürt man das Herz der USA auf kleinstem Raum schlagen. Und dennoch schotten sich die "Amis" nicht ab: "Wir haben deutsch-amerikanische Wandervereine, bei denen wir mitmachen", sagt Sergeant First Class Henry Gundacker. Der Chef von AFN Stuttgart mit dem europäisch klingenden Nachnamen hat eine deutsche Freundin und spricht auch ein wenig deutsch. Doch hier in den Barracks bleiben alle lieber beim Amerikanischen.

 

 

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