Timo Wolfs Zwischenbilanz: Die Wüstenroter sind schaffig
Wüstenrots Gemeindechef Timo Wolf zieht nach vier Jahren eine Zwischenbilanz. Das große Lampenfieber vor Veranstaltungen ist inzwischen verflogen. Der Bürgermeister lobt das Engagement der Einwohner. Für ihn ist das ein guter Ansatz, um die Gemeinde voranzubringen.

In den vergangenen vier Jahren haben wir einige wesentliche Projekte für die Zukunft der Gemeinde schon umgesetzt", stellt Timo Wolf am Ende des Gesprächs zufrieden fest. "Mir gefällt es hier, und es gibt hier noch viel zu tun", sagt der Bürgermeister von Wüstenrot, dessen erste Amtsperiode nun zur Hälfte um ist. In der rund 6700 Einwohner großen Kommunen mit ihren fünf Teilorten sieht er auch seine berufliche Zukunft.
Wüstenroter wollen etwas bewegen
"Ich fühle mich als Wüstenroter und habe mich gut integriert", sagt der Gemeindechef. Die Mentalität im Schwäbischen Wald gefällt dem Mann aus dem Tal, der in Nordheim aufgewachsen und vom Bodensee nach Wüstenrot gewechselt ist. "Auf Schwäbisch würde man sagen, sie sind schaffig", charakterisiert er den Menschenschlag. "Man will etwas bewegen", und das gefällt ihm. "Das ist ein guter Ansatz, wenn man die Gemeinde voranbringen will."
Stolz ist der Bürgermeister, wie sehr sich der vielköpfige Helferkreis Asyl um die knapp 100 Flüchtlinge, die der Landkreis in der Schwäbischen Waldhalle vorübergehend untergebracht hat, gekümmert hat. "Da ist die Bevölkerung ein Stück weit zusammengerückt", hat Wolf positiv wahrgenommen.
Kein Mann der großen Worte
Der Gemeindechef ist kein Mann der großen Worte. Er drängt sich nicht in den Vordergrund. Wie versprochen, hat der 42-Jährige an sich gearbeitet, Rhetorikseminare besucht. "Man verliert das Lampenfieber vor großen Veranstaltungen", stellt er inzwischen fest. Mit der Routine ist er gelassener geworden, souveräner.
"Wir ziehen an einem Strang", kann er auch über seinen Gemeinderat sagen. Unstimmigkeiten und Spannungen, wie unter seinen Vorgängern, sind zwischen Wolf und dem Gremium nicht erkennbar. Entscheidungen würden gemeinsam nach außen vertreten, ist dem studierten Diplom-Verwaltungswirt wichtig. Sein Credo: Alle fünf Ortsteile gleich behandeln. "Ich glaube, dass Gemeinde- und Ortschaftsräte gemerkt haben, dass das ernst gemeint ist."
Breitbandversorgung ist ein wichtiges Thema
Wolf hat das Gefühl, dass er seine Vorstellungen umsetzen kann. Als wichtigen Schwerpunkt nennt er die Breitbandversorgung und Digitalisierung. Bis Ende 2019, so hofft er, sollen die bisher unterversorgten Bereiche der Gemeinde über eine Datengeschwindigkeit von 50 Mbit/Sekunde verfügen. Das wäre ein großer Zwischenschritt auf dem Weg zum Glasfaser bis vor jede Haustür, sagt er. 2,8 Millionen Euro an Bundesfördermitteln stehen bereit, Geld vom Land wird noch folgen. Die Kommune selbst investiert 230 000 Euro in Tiefbau und Leerrohre.
Wüstenrot ist immer klamm - dabei gehen die Pflichtaufgaben nicht aus. "Das ist die Herausforderung", will Wolf gar nicht über die Finanzsituation klagen. Die finanzschwache Gemeinde sei auf Fördermittel angewiesen. Und da ist sie in der Vergangenheit gut bedacht worden. So kann im Frühjahr 2019 endlich die 3,3 Millionen Euro teure Generalsanierung der Burgfriedenhalle in Neuhütten angepackt werden. Ein aktuelles Großprojekt: der Anschluss der Kläranlage Oberheimbach nach Brettach für 1,8 Millionen Euro.
In Neuhütten wird großes Baugebiet geplant
Noch mindestens zwei Jahre werde es dauern, bis der Bebauungsplan und die Änderung des Flächennutzungsplan genehmigt sind, ehe der auf drei Millionen Euro geschätzte Neubau des Kindergartens Kreuzle begonnen werden kann. Dort, in "Seewiesen" in Neuhütten, kann die Gemeinde dann auch mit 96 vorgesehenen Grundstücken den großen Bedarf an Bauplätzen wieder decken.
Wolf hofft, dass sich in Neuhütten doch noch ein Nachfolger für den derzeit geschlossenen Lebensmittelmarkt findet. "Sonst würde der Ortskern ausbluten", ist seine Befürchtung. Denn die Einkaufsmöglichkeit sei ein Treffpunkt gewesen. Grundsätzlich sieht er die Gemeinde, was Ärzte, Dienstleister und Geschäfte betrifft, "nicht schlecht" versorgt.
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Projekte & Zuschüsse
Zu den großen Projekten seit der Wahl von Timo Wolf gehörte die Erweiterung der Georg-Kropp-Schule für 1,1, Millionen Euro. Dafür gab es 705 000 Euro an Förderung. Der Neubau der Aussegnungshalle Wüstenrot für 520 000 Euro wurde mit 290 000 Euro gefördert. 112 000 Euro Zuschuss bekommt die Gemeinde für die Umrüstung der Straßenbeleuchtung (408 000 Euro). 1,4 Millionen Euro fließen für den Anschluss von Oberheimbach an die Kläranlage Brettach (1,4 Millionen). 930 000 Euro Förderung sind schon zugesagt, weitere 900 000 Euro aus dem Ausgleichstock soll es für die Sanierung der Burgfriedenhalle (3,3, Millionen Euro) geben.