Vogelgrippe-Fall im Raum Heilbronn: Antworten auf die wichtigsten Fragen zur Tierseuche
Was der Vogelgrippe-Nachweis am Breitenauer See für Spaziergänger und Tierhalter bedeutet. Die wichtigsten Informationen zu Ansteckungsrisiken, Verhaltenstipps und Schutzmaßnahmen im Überblick.
Seit Mittwoch ist bekannt, dass eine mit Vogelgrippe infizierte Graugans in der Nähe des Breitenauer Sees gefunden wurde. Das Landratsamt Heilbronn bestätigt, dass das Friedrich-Loeffler-Institut an dem Vogel die Viren-Subvariante H5N1 nachgewiesen hat. Wie gefährlich ist die Tierseuche, und wie sollten sich Erholungssuchende in der Region verhalten?
Was ist die Vogelgrippe?
Vogelgrippe ist die eher umgangssprachliche Bezeichnung für eine Viruserkrankung des Geflügels. Es kursiert auch die Bezeichnung Geflügelpest. Die Seuche befällt vor allem Wildvögel, Ziervögel und Geflügel in Tierhaltung, hier vor allem Hühner und Puten. Seit Ende 2003 breitet sich eine Vogelgrippe-Epidemie des Subtyps H5N1 aus.
Wie verbreitet sich die Vogelgrippe?
Eine Gefahr stellt die Einschleppung des Virus durch Zugvögel dar. Infizierte Vögel können auch in Deutschland brüten. Auch bestimmte Säugetiere können sich mit diesen Influenza-Viren infizieren und daran erkranken. Dazu gehören zum Beispiel Schweine, Pferde, Wild- und Hauskatzen. Auch illegale Transporte, Schmuggel und unvorsichtige Reisende stellen ein Risiko dar. Sie könnten das Virus nach Kontakt mit Geflügeln oder dem Besuch von Geflügelmärkten einschleppen.
Was ist die Aufstallungspflicht?
Die Aufstallungspflicht kann als behördliche Maßnahme zum Schutz vor der Geflügelpest angeordnet werden. Zuständig sind die Veterinärämter der Landkreise und kreisfreien Städte, die bei Bedarf eine entsprechende Allgemeinverfügung für gewerbliche und private Tierhalter erlassen. Der Geflügelwirtschaftsverband Baden-Württemberg fordert eine sofortige, mindestens landes- besser bundesweite Aufstallungspflicht.

Vogelgrippe: Besteht Ansteckungsgefahr für den Menschen?
Eine Ansteckungsgefahr für Menschen besteht nur bei sehr engem Kontakt mit den Tieren. Die direkte Übertragung von Influenzaviren von Vögeln oder Geflügel auf den Menschen ist erst seit 1997 eindeutig belegt. Die Vögel scheiden das Virus mit dem Kot aus. Die Inhalation von Staubpartikeln oder mangelnde Hygiene bei den Händen stellen nach Einschätzung der Bundesregierung die hauptsächlichen Übertragungswege dar.
Wie schützen Halter ihre Haustiere?
Hunde sollten generell im Uferbereich von Flüssen und Seen an der Leine geführt, Katzen ferngehalten werden, informiert die Bundesregierung. Haustiere dürfen nach Möglichkeit nicht mit toten Wildvögeln in Kontakt kommen und sollten gut beobachtet werden. Bei Verhaltensauffälligkeiten oder Krankheitssymptomen, die in Zusammenhang mit dem Grippevirus stehen könnten, ist der Tierarzt zu konsultieren.
Welche Maßnahmen greifen, wenn die Vogelgrippe in einem Geflügelbetrieb auftritt?
Wenn Vogelgrippe in einem Geflügelbetrieb auftritt, werden die dort gehaltenen Tiere getötet. Außerdem wird das Gebiet rund um den Hof im Radius von drei Kilometern gesperrt. An das Sperrgebiet schließt sich die Beobachtungszone im einem Umkreis von mindestens zehn Kilometern um den Seuchenbestand an. Als äußerer Ring existiert die Kontrollzone, die einen Radius von 13 Kilometern hat. Alle drei Zonen sind durch Schilder an den Hauptzugangswegen kenntlich gemacht. Bei weiteren Fragen geben die Ordnungs-, die Veterinär- und/oder die Gesundheitsämter des Landes Auskunft.
Was soll ich tun, wenn ich einen toten Vogel finde?
Von Singvögeln geht, nach bisherigem Erkenntnisstand, kein besonderes Risiko einer Übertragung der Vogelgrippe aus. Personen, die beim Spaziergang oder im Garten einen toten Singvogel finden, können ihn mit einer Plastiktüte aufnehmen, diese umkrempeln, das Tier damit umwickeln und in der Mülltonne entsorgen. Anders ist dies bei größeren Vögeln wie Gänsen, Schwänen, Enten oder Greifvögeln. Den Fund dieser Tiere sollte man nach Möglichkeit dem zuständigen Veterinäramt oder der Polizei melden, damit die Beseitigung oder die Untersuchung auf hochpathogenes Virus H5N1 eingeleitet werden kann.
Kann ich noch Geflügel und Eier essen?
Lebensmittel wie Geflügel können ohne Einschränkungen unter Beachtung der üblichen hygienischen Maßnahmen gekauft und verzehrt werden. Für Hühnerfleisch gilt auch jetzt der Grundsatz unvermindert fort, dass diese Fleischsorte stets nur gut durchgegart gegessen werden sollte. Nach Deutschland importiertes Hausgeflügel kommt zu 99,8 Prozent aus den EU-Mitgliedsstaaten. Der Erreger kann über rohe Eier übertragen werden, sofern die Tiere infiziert sind. Das Durcherhitzen von Eiern tötet den Erreger ab.
Kann ich Wildvögel wie Enten und Schwäne noch füttern oder mein Vogelhäuschen aufbauen?
Ja, dabei sind laut Bundesregierung jedoch bestimmte Hygieneregeln zu beachten. Vögel scheiden mit ihrem Kot immer verschiedenste Erreger aus. Deshalb sollte man sich nach dem Kontakt mit Wildvögeln oder ihren Ausscheidungen gründlich die Hände waschen.
Welches waren die letzten Fälle in der Region Heilbronn und Hohenlohe?
Im Ilshofener Teilort Ruppertshofen (Landkreis Schwäbisch Hall) mussten im Frühjahr etwa 50.000 Puten wegen Vogelgrippe gekeult werden. Die Region Heilbronn war bis zur Bestätigung des Fundes am Breitenauer See am Mittwoch verschont geblieben. Der letzte Ausbruch in einem Bestand eines Geflügelhalters war im Februar 2020 in Bretzfeld (Hohenlohekreis). Betroffen war ein Kleinbetrieb mit rund 30 Tieren: Hühner, Enten, Gänse, Fasane und Kanarienvögel. Damals war es der Virustyp H5N8, der eine Keulung aller Tiere in dieser Geflügelhaltung nötig machte. Im Dezember 2024 ereignete sich ein Ausbruch in einem Vogelpark im Raum Karlsruhe. Im Nachgang mussten mehrere hundert Tiere getötet werden.
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