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Dicke Luft? Fahrverbot in Heilbronn ist derzeit kein Thema

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Auch im Juni steigt die Belastung mit Stickoxiden in der Heilbronner Innenstadt kaum an, obwohl der Verkehr wieder zunimmt. Die zentrale Messstation liegt nach dem erstem Halbjahr unter dem Grenzwert. Geht es so weiter? Ende des Jahres fällt die Entscheidung, ob Diesel-Fahrer verbannt werden.

von Carsten Friese
Auch ohne die neuen Luftfilter steht die Weinsberger Straße beim Reizgas Stickstoffdioxid aktuell gut da. Seit vier Monaten sind die Werte im grünen Bereich. 
Foto: Ralf Seidel
Auch ohne die neuen Luftfilter steht die Weinsberger Straße beim Reizgas Stickstoffdioxid aktuell gut da. Seit vier Monaten sind die Werte im grünen Bereich. Foto: Ralf Seidel  Foto: Seidel, Ralf

Es ist ein Wert, der Maßstäbe setzt, der vor wenigen Jahren aufgrund der dicken Luft an der amtlichen Messstation Weinsberger Straße undenkbar schien. Nach dem ersten Halbjahr 2020 steht Heilbronn im Mittel beim problematischen Luftschadstoff Stickstoffdioxid richtig gut da.

Mit 36,5 Mikrogramm NO2 je Kubikmeter Luft wurde ein so niedriger Wert erreicht, wie es ihn an dieser Station noch nie in einem Halbjahr gab. Und: Diese 36,5 Mikrogramm liegen klar unter dem 40er-Grenzwert, der im Jahresmittel eingehalten werden soll. In einer Stadt, in der es Ende dieses Jahres darum geht, ob Fahrverbote für Diesel-Autos unter der Euro 6/VI-Abgasnorm verhängt werden müssen, ist das ein bemerkenswertes Zeichen. Der neue Luftreinhalteplan sieht derartige streckenbezogene Verbote für den Fall zu hoher Stickoxidwerte vor.

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Corona hat auf jeden Fall einen Einfluss, der Lockdown hat die Automassen in der City verringert. Jetzt waren mit der Rücknahme einiger Corona-Beschränkungen und zunehmender Normalität im Straßen- und Stadtbild wieder steigende Werte zu erwarten. Nur: Der Juni-Wert blieb niedrig, etwas höher als der Mai, aber noch leicht unter dem April. Woran liegt das?

Der Faktor Wind ist offenbar zentral für die Messwerte

„Ich bin auch ein bisschen ratlos“, sagt Umweltingenieur Matthias Rau, der mit seinem Heilbronner Büro schon für verschiedene Städte an Luftreinhalteplänen beteiligt war. Er hätte nach dem Wiederanstieg der Verkehrsdichte mit deutlicher steigenden Messwerten gerechnet. Aktuelle Verkehrsdaten zeigen nun, dass Anfang Mai die werktäglichen Kfz-Zahlen in der Weinsberger Straße mit rund 20.000 noch um 4000 unter denen von vor dem Corona-Lockdown Anfang März lagen. Im Juni kamen sie etwas stärker in die Nähe der März-Zahlen. 

 


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Eine Erklärung für die weiter niedrigen Stickoxid-Werte sieht er im windigen Wetter der vergangenen Wochen. Man habe kaum austauscharme, windstille Wetterlagen gehabt, bei denen sich die Schadstoffe im Straßenraum konzentrieren. "Wind vermischt die Luft stark", erklärt er. Diese niedrigen Werte seien auch in anderen Städten im Südwesten abzulesen, in Freiburg, Tübingen oder Stuttgart. Dass das neue Tempo 40 in Heilbronn einen nachhaltigen Effekt auf die Werte hat, glaubt Rau nicht. Da seien eher geringe Effekte zu erwarten - zudem hänge es auch davon ab, wie Autofahrer mit dem Tempolimit umgehen, wie sie beschleunigen und ob die Ampeln auf das neue Tempo eingestellt seien.

Umweltingenieur sieht gute Chancen, dass die Stadt zum Jahresende Grenzwert schaffen kann

Jetzt kommen die - teilweise umstrittenen - Luftfilter in der Weinsberger Straße dazu, die Straßenluft ansaugen, Feinstaub und Stickoxide binden. Nach Angaben des Landesverkehrsministeriums haben diese Luftstaubsauger in Stuttgart am Neckartor eine Verringerung der Schadstoffwerte um vier bis fünf Mikrogramm gebracht. Das wäre ein Faustpfand, wenn es darum geht, 2020 unter der Grenzwert-Schwelle von 40 Mikrogramm zu bleiben. Ingenieur Matthias Rau sieht derzeit gute Chancen, dass Heilbronn bis zum Jahresende am oder unter dem Grenzwert "rauskommt". Die Entwicklung der aktuellen Werte am bisherigen "Hotspot" Weinsberger Straße mache durchaus Hoffnung.

An weiteren sechs Standorten der Stadt wird gemessen, neue Werte gibt es im August

Inzwischen geht es in Heilbronn beim Reizgas Stickstoffdioxid nicht mehr nur um die Weinsberger Straße. Die Landesanstalt für Umwelt (LUBW) hat an weiteren sechs Standorten Messpunkte eingerichtet, die alle drei Monate ausgewertet werden: in der Süd-, Wilhelm-, Mannheimer und Wollhausstraße im Stadtzentrum, in der Frankenbacher und Speyerer Straße in Neckargartach und Frankenbach. Die Werte für das zweite Quartal liegen noch nicht vor, teilt die LUBW mit. Erst Anfang August seien alle Daten ausgewertet.

Aber: Die ersten drei Monate des Jahres waren erfreulich. Dort, wo schon durchgehend gemessen wurde, lagen alle Werte unter denen der Weinsberger Straße. Das heißt: Bisher trat kein weiterer hochbelasteter Standort in Erscheinung. Umweltingenieur Matthias Rau ist auf die neuen Werte gespannt. Zumindest die Mannheimer Straße stufte er nach Modelldaten etwas problematischer ein als die Weinsberger Straße.

 


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