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Am Endpunkt der romantischen Oper

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Heilbronn - Für Christian Marten-Molnár ist es "ein Stück, das Dimensionen öffnet", sowohl musikalisch als auch in dramatischer Hinsicht.

Von Uwe Grosser
"Strauss besaß eine unglaubliche technische Perfektion."
          Dirigent Uwe Sandner
"Strauss besaß eine unglaubliche technische Perfektion." Dirigent Uwe Sandner

Heilbronn - Für Christian Marten-Molnár ist es "ein Stück, das Dimensionen öffnet", sowohl musikalisch als auch in dramatischer Hinsicht. Und weil er die Inszenierung von Hansgünther Heyme für ein faszinierendes Stück Theater hält, hat der Heilbronner Operndramaturg zusammen mit Intendant Axel Vornam entschieden, die Produktion des Pfalztheaters Kaiserslautern der Oper "Elektra" von Richard Strauss nach Heilbronn zu holen. Morgen um 19.30 Uhr ist Premiere im Großen Haus.

Das 1909 in Dresden uraufgeführte Werk stellten Marten-Molnár, Heyme und der musikalische Leiter Uwe Sandner am Sonntag bei einem Theaterfrühstück in einer Gesprächsrunde im Foyer des Theaters vor. Eine "blutrünstige Familiengeschichte", zu der "Strauss musikalische Bilder gemalt hat": So beschreibt Marten-Molnár die Oper, und Sandner ergänzt: "Strauss besaß eine unglaubliche technische Perfektion." Vor allem "Kontrapunktik und Harmonik hat er perfekt beherrscht". Für den Dirigenten ist mit Strauss "der Endpunkt der großen romantischen Oper erreicht".

Strauss, der ein glühender Wagner-Verehrer war, hat, wie sein Vorbild, jeder Szene ihr eigenes thematisches Material gegeben. "Er hat diese Motive aber auch verwandelt, was Wagner nie getan hat", so Sandner. Das gehe so weit, dass man manches Motiv gar nicht mehr bewusst erkenne, sondern nur noch "unterbewusst wahrnehmen kann".

60 Musiker Im Heilbronner Orchestergraben werden 60 Musiker sitzen, so viele wie nie zuvor. Dabei ist das noch die kleine Besetzung, denn eigentlich sieht Strauss 90 bis 100 Musiker vor. "Zum Glück", so Sandner, "hat Strauss noch eine reduzierte Fassung geschrieben, die aber sauschwer zu spielen ist".

Schwer zu singen ist die Oper auch, doch mit Barbara Schneider-Hofstetter als Elektra kommt ein mittlerweile international gefragter Star nach Heilbronn. Regisseur Hansgünther Heyme ist auch von deren schauspielerischen Fähigkeiten begeistert.

Er hält das Libretto von Hugo von Hofmannsthal für einen großen Wurf: "Das sind alles kranke, zersetzte Figuren, und überhaupt ist es ein ungeheuerlicher Plot." In der Antike wurde die Geschichte schon drei Mal zu Dramen verarbeitet: von Aischylos, Sophokles und Euripides. Heyme, der in erster Linie Schauspielregisseur ist, sieht für sich "in der Musik keinerlei Beschränkung. Es gilt, sich daran zu beweisen." Und er ergänzt: "Ich bin ein dienender Zuarbeiter." Mit Kritik treffen könne man ihn nur durch Mäkeleien an der Ausstattung: "Denn die stammt auch von mir, und ich finde das alles ganz gut."

"Elektra", Oper von Richard Strauss. Heilbronner Premiere: Mittwoch, 18. November, 19.30 Uhr, Großes Haus. Gastspiel des Pfalztheaters Kaiserslautern. Regie und Ausstattung: Hansgünther Heyme, musikalische Leitung: Uwe Sandner. Mit Barbara Schneider-Hofstetter, Anna Maria Dur, Adelheid Fink, Alexis Wagner.

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